FEI lehnt Online-Turniere ab!
Die FEI spricht sich jetzt gegen Online-Turniere aus. Foto: FEI

FEI lehnt Online-Turniere ab!

eingetragen in: Allgemein | 0

Not macht erfinderisch: In Zeiten, in denen das internationale Turnier-Karussell aufgrund von Ausgangsbeschränkungen und Einreiseverboten einen völligen Stillstand erlebt, liebäugeln viele Reiter und Veranstalter nun mit Online-Turnieren. Eine neue Entwicklung, die dem konservativen Weltreiterverband FEI, der schon die Global Champions League gerichtlich verbieten lassen wollte, so gar nicht gefällt.

Das Prinzip ist einfach: Um an einem Online-Turnier teilnehmen zu können, benötigt man nur ein Pferd, einen Reiter, einen Reitplatz und eine Handykamera. Geritten wird eine zuvor festgelegte Prüfung, die eingesandt und anschließend von Richtern bewertet wird. Die am besten gerittene Prüfung gewinnt, ein individuelles Feedback soll Reiter und Pferd helfen, in Zukunft besser zu werden.

Bei der FEI sieht man diese Entwicklung mit Unmut. Schon 2018 hatte man sich anlässlich der FEI Generalversammlung in Bahrain vehement gegen „wilde Turniere“, also Turniere außerhalb des Wirkungsbereiches der FEI, ausgesprochen, Offiziellen des Verbandes wurde die Teilnahme an derartigen Veranstaltungen ausdrücklich untersagt.

An eben dieses Verbot hat die FEI angesichts der wachsenden Popularität von Online-Turnieren nun erinnert. In einem Schreiben, das das Internetportal Eurodressage veröffentlicht hat, macht der Däne Hans-Christian Matthiesen, Präsident des Dressage Officials Club, den Standpunkt des Weltreiterverbandes unmissverständlich klar.

„Wir leben in einer Welt voller Regeln und Sanktionen aufgrund von Covid19, gleichzeitig erleben wir überall neue Initiativen im Internet. Einige von ihnen mögen uns in dieser Zeit beschäftigen oder den Wettbewerbsgeist zwischen Reitern, Trainern und Offiziellen aufrechterhalten. Niemand weiß, wie lange diese Zeit dauern wird und wann und zu welcher Art von ‚Normalität‘ wir zurückkehren werden. Nur eines ist sicher: Es wird sich wieder ändern, vielleicht nicht zurück zu jenem Ausgangspunkt, von dem wir gekommen sind, aber wir werden eine neue Realität erleben“, so Matthiesen. Wichtig sei es nun, sich an die gegenwärtigen Regeln zu halten. Und im Zusammenhang mit Online-Turnieren sind diese unmissverständlich. „Der FEI-Vorstand vertritt die Auffassung, dass FEI-Richter nicht an nationalen oder internationalen Online-Wettbewerben teilnehmen dürfen.“ Diese Art von Wettbewerben fiele unter die Kategorie „nicht genehmigte Veranstaltungen“, denn sie könnten einige grundlegende Prinzipien des Weltreiterverbandes nicht garantieren, so Matthiesen, der wie folgt aufzählt:

  • „Es ist unmöglich, Fragen des Pferdewohls zu kontrollieren. In jeder Reitsportdisziplin muss das Wohlergehen des Pferdes jederzeit im Vordergrund stehen. Es darf unter keinen Umständen wettbewerbsrechtlichen oder kommerziellen Erwägungen untergeordnet werden.
  • Die Athleten müssen unter fairen und gleichen Bedingungen gegeneinander antreten. Der Veranstalter muss allen teilnehmenden Pferden und Sportlern ähnliche Umstände und Bedingungen bieten.
  • Es ist nicht möglich, die einheitliche Anwendung aller erforderlichen Regeln und Vorschriften zu kontrollieren und sicherzustellen und Veranstalter und Teilnehmer dafür zur Rechenschaft zu ziehen, dass sie sich in einer Weise verhalten, die die Sicherheit und Integrität des Sports schützt.“

Suspendierungen möglich

Die Folgen für Offizielle, die sich nicht an die Verbandsvorgabe halten, haben es in sich. Die FEI droht mit Disziplinarverfahren und der Verhängung von Suspendierungsfristen. Auf dem Spiel stünde nicht weniger als das öffentliche Ansehen des Pferdesports, meint Matthiesen. „Die Glaubwürdigkeit des Pferdesports hängt von der öffentlichen Akzeptanz ab, die sich aus der Integrität seiner Wettkämpfe ergibt. Hinter diesem Gebot steht die Prämisse, dass die besten Athleten fair und ehrlich gewinnen sollten, nachdem sie unter gleichen und gerechten Bedingungen und nach Regeln, die selbst fair, realistisch und mit gewissenhafter Kompetenz und Gleichmäßigkeit angewendet werden, an den Start gegangen sind. Kein Ergebnis kann aussagekräftig oder gültig sein, wenn es nicht unter gleichen Bedingungen erreicht wurde. Bitte denken Sie daran, dass der Kern unserer Mission darin besteht, diese Prinzipien zu schützen und zu fördern“, appelliert der dänische Fünf-Sterne-Richter an seine Kolleg*innen.


Zu Schulungzwecken erlaubt

Während die FEI ihren Offiziellen das Richten bei virtuellen Turnieren also strikt untersagt, ist die Online-Beurteilung eines Tests rein zu Schulungs- und Ausbildungszwecken erlaubt. Voraussetzung dafür ist, dass es sich nicht um einen ‚Wettbewerb‘ im klassischen Sinn handelt, also Reiter*innen nicht gegeneinander antreten, es keine Ergebnisliste, keine Platzierungen, keine Rangliste und keine Preise gibt.