Beim Durchsehen der Doping-Sünder-Liste der FEI fällt sofort auf: Weit mehr als die Hälfte der anhängigen Verfahren betrifft die Abteilung Distanzreiten – und dort dann fast ausschließlich arabische Athleten und ihre Pferde. Aber jetzt hat das Tribunal des internationalen Verbandes gegen einen Reiter mit einer Höchststrafe durchgegriffen: Scheich Abdul Aziz Bin Faisal Al Qasimi aus den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde für 20 Jahre – in Worten: zwanzig Jahre – gesperrt. Zusätzlich gab es eine Geldstrafe von 17.500 Schweizer Franken, und die Verfahrenskosten von 15.000 Franken bleiben auch an dem Scheich hängen.
Auslöser für den harten Schritt war das CE1* im französischen Fontainebleau am 15. Oktober 2016. Abdul Aziz Bin Faisal Al Qasimi startete dort mit Castlebar Contraband, einem zehnjährigen Schimmelwallach von Castlebar Gulfstream, auf dem sich im Verlauf der Jahre schon einige Reiter probiert hatten. Diesmal endete der Ritt vorzeitig mit einem gebrochenen rechten Vorderbein des Pferdes, das sofort eingeschläfert werden musste. In seinem Blut fand sich Xylacine, ein verbotenes Betäubungsmittel.
Der Obduktionsbericht machte den Zusammenhang klar: Castlebar Contraband ist gestorben, weil das Betäubungsmittel die Nerven blockierte, also jedes Schmerzempfinden verhinderte, damit auch jede Lahmheit – was am Ende den Ermüdungsbruch wie aus heiterem Himmel ermöglichte.
Die Verteidigungslinie des 32-jährigen Scheichs war simpel: Er sei unschuldig, das Betäubungsmittel sei erst beim Einschläfern in die Blutbahn seines Pferdes gelangt.
Die Ärztin musste präzise nachweisen, dass dies nicht stimmte. Erst dann fiel in letzter Instanz das Urteil. Es ist die höchste Strafe, die in der Geschichte der FEI verhängt wurde.Es wird spannend zu beobachten sein, wie groß die abschreckende Wirkung ist. Denn bisher haben alle Sanktionen nicht wirklich etwas an den Zustände der arabischen Distanzreiterei geändert:
Von März bis Juli 23015 waren die Emirate schon vom Verband ausgeschlossen worden; Anfang 2016 wurde den Emiraten die zwei Jahre zuvor zugesprochene WM nach sieben toten Pferden bei Distanzritten im Land wieder entzogen. Alles ohne sichtbare Veränderungen.