Der Hannoveraner Verband hat wieder eine Nummer eins: Mit großer Mehrheit haben die Delegierten am Montagnachmittag Hinni Lührs-Behnke aus Verden zum Präsidenten gewählt, wie das Amt der Nummer eins nach der Strukturreform heißt. Bisher hieß es Vorstandsvorsitzender und war vakant geworden, weil Hans-Henning von der Decken zurückgetreten war, nachdem er zugeben musste, die Unwahrheit gesagt zu haben.
Der 47-jährige promovierte Landwirt Hinni Lührs-Behnke stellte in seiner Bewerbung die Gemeinsamkeit in den Vordergrund, mit der dieser Verband jetzt die schwierigen Aufgaben angehen müsse. Und der Wunsch nach Gemeinsamkeit, das war das, was unüberhörbar in dieser Delegiertenversammlung mitschwang nach all den Querelen und Skandalen der vergangenen Monate.
Ein zweiter Schatten aus dieser jüngsten Vergangenheit waberte in der Luft und hat einen Namen: Dario. Es ist der Hengst, der letztendlich Hans-Henning von der Decken das Amt kostete, nachdem er vorher von diesem als Hebel genutzt worden war, den damaligen Geschäftsführer Werner Schade aus dem Amt zu entfernen. Denn Dario leidet unter dem Shivering Syndrom, war für viel Geld an eine Hannoveraner Stammkundin nach Dänemark versteigert und dann von ihr zurückgegeben worden – alles Weitere ist unverändert Kern eines anhängigen Rechtsstreits.
Dieser Rechtsstreit mit seinem unvorhersehbaren Ende war sicher auch entscheidend dafür, dass dem bisherigen Vorstand mit knapper Mehrheit von den Delegierten die Entlastung verweigert wurde. Mit sehr viel deutlicherer Mehrheit wurde dieses Entlastung dem früheren Geschäftsführer Werner Schade verweigert – mit dem unverändert die arbeitsgerichtliche Auseinandersetzung läuft.
Gemeinsamkeit, Vertrauen, Ehrlichkeit, Neuanfang – das blieben an diesem Tag die Stichworte, die alle Reden durchzogen. „Heute beginnt die Zukunft“, hatte der Wahlvorstand programmatisch verkündet. Als diejenige, die darüber als Aufsichtsratsvorsitzende besonders zu achten haben wird, wurde Ernestine Zwingmann auch zur eigenen großen Überraschung gewählt und nahm mit den Worten „Ja, sakkra“ die Wahl an. Sie hatte sich in ihrer Bewerbungsrede so deutlich wie niemand von den bisherigen Einflussreichen abgegrenzt: Wenn die Delegierten „ein Weiter so“ wollten, müssten sie „einen meiner charmanten Mitbewerber wählen“.