Im Rahmen der Deutschen Meisterschaften der Springreiter in Riesenbeck ist Heinrich-Hermann „Heiner“ Engemann mit dem deutschen Reiterkreuz in Silber ausgezeichnet und verabschiedet worden. Sein Amt als deutscher Co-Bundestrainer gibt er zum Ende des Jahres ab und wird Cheftrainer der kolumbianischen Nationalmannschaft. Die Ehrung nahm Peter Hofmann, Vorsitzender des Springausschusses des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR), vor.
Zwölf Jahre lang bekleidete Heiner Engemann das Amt des Co-Bundestrainers der deutschen Springreiter und betreute in den vergangenen Jahren im Schwerpunkt die U25-Nachwuchsreiter. Die Förderung der jungen Reiter und die Organisation von Deutschlands U25-Springpokal, den er zusammen mit Otto Becker initiierte, waren für ihn eine besondere Herzensangelegenheit, in die er viel Zeit und Engagement steckte, was sich auszahlte: Die Sieger der Serie, darunter Maurice Tebbel, Guido Klatte jun. oder Richard Vogel, vertreten Deutschland inzwischen auf Top-Niveau in Nationenpreisen, bei Weltcup-Finals und internationalen Championaten.
Heiner Engemann kann selbst auch auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken: Mit seinem Top-Pferd Aboyeur W gewann er zwei Medaillen bei Deutschen Meisterschaften und wurde 2008 Dritter im Weltcupfinale. Nach den Olympischen Spielen 2008 übernahm der gebürtige Nordhesse das Amt des Co-Bundestrainers an der Seite von Cheftrainer Otto Becker und trug seitdem zu zahlreichen Erfolgen der deutschen Springreiter bei. Gleich im ersten Jahr gewann das Trainerduo mit dem Team EM-Bronze in Windsor. Im Jahr darauf folgte der Mannschaftstitel bei den Weltreiterspielen in Kentucky. Gold gab es auch bei den Europameisterschaften 2011 in Madrid. Zwei EM-Silbermedaillen 2013 und 2015 sowie zwei Bronzemedaillen bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 und den Weltreiterspielen in Tryon 2018 zählen ebenfalls zur Erfolgsbilanz. Nicht zu vergessen die unzähligen Siege in Nationenpreisen und Einzeltitel der deutschen Springreiter bei Weltcup-Finals und anderen internationalen Meisterschaften. Insgesamt betreute Engemann die deutschen Teams bei 45 Nationenpreisen als Trainer.
Otto Becker blickt zufrieden auf die vergangenen 20 Jahre mit Heiner Engemann zurück: „Wir sind einen sehr langen Weg zusammen gegangen. Schon in unserer aktiven Zeit haben wir uns acht Jahre lang als Aktivensprecher für die Interessen der Reiter eingesetzt.“ Nach der Übernahme des Traineramtes sei nicht immer alles einfach gewesen, doch die gemeinsamen Anstrengungen zahlten sich aus: „Die ersten anderthalb Jahre nach Hongkong waren turbulent, umso größer und etwas unerwartet war die Freude über den WM-Titel in Kentucky. Auch die Bronzemedaillen in Rio und Tryon waren Highlights“, erinnert sich Becker. „Wir sind gemeinsam durch dick und dünn gegangen und es ist eine richtige Freundschaft entstanden, da muss man auch unseren Mannschaftstierarzt Jan Hein Swagemakers dazuzählen. Ohne die gute Zusammenarbeit zwischen uns Dreien und der stetigen Unterstützung durch den Springausschusses hätten wir nicht so viele Erfolge und schöne Momente erlebt.“ Beim Blick nach vorn wird Becker etwas wehmütig: „Wir hatten eine tolle Zeit, das ist nicht alltäglich. Ich werde Heiner vermissen und es wird bestimmt ein komischer Moment, wenn wir uns beim nächsten Championat begegnen – in unterschiedlicher Teamkleidung. Für seine Arbeit mit den Kolumbianern wünsche ich ihm viel Glück und Erfolg!“
Peter Hofmann, Vorsitzender des DOKR-Springausschusses, überreichte die Auszeichnung an Heiner Engemann und verabschiedete ihn mit einer sehr persönlichen Laudatio: „Lieber Heiner, es ist mir eine besondere Freude und Ehre, dir diese Auszeichnung heute zu überreichen. Wir kennen uns seit vielen Jahren und was dich auszeichnet, das ist dein ungeheurer Fleiß, deine Geradlinigkeit und deine Korrektheit.“ Als großes Verdienst Engemanns hob Hofmann den Aufbau der Altersklasse U25 und die Installation von Deutschlands U25-Springpokal hervor. „Du hast die U25-Reiter immer sehr gut betreut und besonders schön ist, dass dein letzter Nationenpreis in Vilamoura mit einem Sieg endete. Schöner hätten dich deine Reiter nicht verabschieden können. Ich danke dir für deinen großen Einsatz für den deutschen Springsport, deine unerschütterliche Loyalität und ganz persönlich für deine Freundschaft.“
Im Namen des DOKR dankte Geschäftsführer Dr. Dennis Peiler Heiner Engemann für die geleistete Arbeit: „Heiner Engemann hat zusammen mit Otto Becker einen großen Beitrag dazu geleistet, den deutschen Springsport nach den Vorkommnissen in Hongkong wieder aufzubauen und in die Erfolgsspur zurückzubringen. Die Entscheidung, sich aus persönlichen Gründen neu zu orientieren, kann ich sehr gut verstehen. Natürlich bedaure ich, dass die Zusammenarbeit mit dem DOKR nun endet. Ich wünsche Heiner Engemann für seine neue Aufgabe alles Gute.“ jbc