Drei Meister-Entscheidungen gab es im Finaltag der Deutschen Jugendmeisterschaften im hessischen Darmstadt-Kranichstein im Parcours. Die Ponyspringreiter hatten ihre Medaillenträger bereits am Samstagabend gekürt. Ganz starke Auftritte zeigten die bayerischen Springreiter: Gleich zwei Goldmedaillen sicherten sich Lara-Marie Juraske (Junioren) und Emma Bachl (Children) für ihren Landesverband. Das dritte Gold bei den Jungen Reitern ging an Henrike Ostermann aus Weser-Ems, die seit Kurzem bei Janne Friederike Meyer-Zimmermann im Stall reitet.
Am Ende ritt sie allen Jungs davon: Henrike Ostermann aus dem LV Weser-Ems konnte sich das ganze Turnier über auf ihren Sportpartner Air Force One verlassen. Nach Silber beim Preis der Besten, der Teilnahme an den Europameisterschaften und dem Nationenpreis-Sieg mit dem Team in Hagen, lief es in Darmstadt-Kranichstein noch einmal richtig gut für das Paar. „Henrike konnte hier souverän ihre Leistung abrufen und hatte dann auch Glück, dass die anderen Fehler machten“, so der Bundestrainer der Junioren und Jungen Reiter, Peter Teeuwen. Henrike hatte zwei Zeitfehler aus der ersten Wertung und einen Springfehler im ersten Umlauf der dritten Wertung auf dem Konto. Das reichte am Ende für Gold (6,02).
Silber ging an den Deutschen Meister des Vorjahres, Hannes Ahlmann mit Nevarro. Er hatte nach der zweiten Wertung noch auf dem 14. Rang gelegen und den Bundestrainer gefragt, ob es sich dann überhaupt noch lohnen würde, am Sonntag anzutreten, da der Hengst noch in Zangersheide gehen sollte. „Eine Meisterschaft wird immer zu Ende geritten“, gab ihm Peter Teeuwen auf den Weg. Und das hat sich dann doch gelohnt: Ohne Fehler in den beiden Umläufen ritt der Schleswig-Holsteiner damit dann noch auf den Silberrang vor dem Westfalen Tobias Kuhlage mit Chacco’s Girlstar. „Tobias hat sich immer weiter nach vorne gearbeitet und solide sportliche Leistungen abgeliefert. Sein neues Pferd, das im Vorfeld noch gar nicht in Erscheinung getreten ist, bringt viel Qualität mit. Als erfahrener Reiter konnte er sich hier gut in Szene setzen.“
Das Nachsehen hatte Sönke Fallenberg aus Westfalen mit seinem Zweitpferd Viscovino auf Rang vier. In den ersten beiden Wertungen lag mit einem makellosen Punkte-Konto noch in Führung, hatte dann aber im ersten Umlauf zwei und im zweiten Umlauf einen Springfehler. Der 19-Jährige startet am kommenden Wochenende mit seinem Erstpferd, der Stute Chakira TF im Finale des U25-Springpokal in Aachen. „Durch die Bank weg haben wir hier sehr guten Sport gesehen. Parcourschefin Christa Jung hatte ein feines Händchen für die technischen Elemente. Alle Reiter konnten sich hier von ihrer besten Seite zeigen, ohne schlechte Bilder zu produzieren“, bilanzierte Peter Teeuwen.
Junioren Springen: Sieg für Lara-Marie Juraske
Die Fehler im ersten Zeitspringen können auf dem Punktekonto der Deutschen Jugendmeisterschaften am Ende sehr teuer werden. Den Druck hatte sich die neue Deutsche Meisterin im Junioren-Springen, Lara-Marie Juraske aus Bayern, mit ihrem Zweitpferd Carracio gar nicht erst gemacht. Sie siegte in der ersten Wertung mit der Calido I-Tochter mit einem sehr schnellen Null-Fehler-Ritt. Ein bisschen Zittern um Gold musste sie dann allerdings nach einem Fehler im ersten Umlauf der dritten Wertung. Denn Hanna Schreyer und ihre Stute Carpani aus dem Landesverband Hannover erlaubten sich nach einem Fehler in der ersten Wertung überhaupt keinen Patzer mehr. Die beiden gewannen anschließend sowohl das S*- als auch das S** Springen ganz souverän, um sich den Weg zur Silbermedaille zu ebnen. „Lara-Marie hat sich hier in Darmstadt ganz bewusst für einen Start mit ihrem Zweitpferd entschieden und drei auffallend beständige und sehr konzentrierte Runden gezeigt“, so der Bundestrainer der Junioren und Jungen Reiter Springen, Peter Teeuwen. „Und Hanna Schreyer hat bewiesen, dass sie ihre Leistungen ganz stabil abrufen kann. Sie ist dieses Jahr schon erfolgreich beim Nationenpreis in Tschechien geritten und hat sich sehr positiv entwickelt.“ Bronze ging in den Landesverband Weser-Ems an Max Paschertz und Sem Semper. Für ihn war Gold zum Greifen nah war, wenn nicht eine Stange im ersten Umlauf der dritten Wertung gefallen wäre. „Max hat dieses Jahr sehr gutes Reiten gezeigt und konnte dies auch beim Nationenpreis in Frankreich abrufen. Bei Mario Stevens als Heimtrainer bekommt er außerdem ein sehr gutes Management mit auf den Weg“, lobte der Bundestrainer.
Insgesamt 59 Junioren-Springreiter sind bei den Deutschen Meisterschaften 2021 an den Start gegangen. „Wir haben hier viele gute Ritte auf hohem Niveau gesehen, aber ich hätte mir noch mehr Stabilität in den Leistungen über alle drei Tage in diesem großen Starterfeld gewünscht. Die Bedingungen hier in Darmstadt sind wirklich sehr professionell und dabei trotzdem unheimlich familiär bei positiver Stimmung“, so Peter Teeuwen.
Children: Vier Reiter im Stechen um Medaillen
Ein Spitzen-Quartett zeigte bei den Children Springen an allen drei Tagen eine Null-Fehler-Runde nach der anderen, so dass am Schluss ein Stechen über die Medaillen-Vergabe der jüngsten Springreiter auf Pferden entscheiden musste. „Ich war wirklich überrascht, wie schnell und gut die vier jungen Reiterinnen das Stechen gemeistert haben. Das war sportlich gesehen absolut top“, freute sich Children-Bundestrainer Eberhard Seemann. Die Goldmedaille schnappte sich mit der schnellsten fehlerfreien Runde Emma Bachl aus Bayern mit Classic White. Die Kader-Reiterin war dieses Jahr auf der Longlist für die Europameisterschaften. „Emma hat das ganz Jahr über schon sehr gute Ergebnisse gezeigt. Super, was für einen blitzschnellen und trotzdem harmonischen Ritt sie hier am Ende hingelegt hat.“ Fast an Emmas Zeit heran kam die international erfahrenste Reiterin, Paula Pahl aus dem Rheinland, die mit ihrer Stute Easy Kolibra Mo die Silbermedaille mit nach Hause nehmen durfte. „Die beiden sind ein ganz schnelles Paar und haben auch schon einen Großen Preis gewonnen.“ Die jüngste Reiterin im Stechen, Amy Helfrich aus Hessen, hat sehr zur Freude des Bundestrainers noch ein weiteres Jahr in der Altersklasse Children vor sich: „Amy hat ihre Sache hier wirklich klasse gemacht und Nerven bewiesen. Auch sie hat in Italien und Tschechien bereits Große Preise gewonnen und reitet dieses Jahr sicher noch einen Nationenpreis“, so der Bundestrainer. Gesattelt hatte Amy ihren 14jährigen Holsteiner Leon.
„Mit 50 Teilnehmern hatten wir dieses Jahr ein wirklich großes Starterfeld. Da waren durchaus viele gute Ritte dabei, mit denen ich sehr zufrieden bin. Besonders freut mich, dass 15 Reiter auch nächstes Jahr noch bei den Children reiten dürfen und zwei sogar noch zwei Jahre in dieser Altersklasse vor sich haben. Diese Deutschen Jugendmeisterschaften sind einfach toll und mit sehr viel Liebe veranstaltet – vom Vorbereitungsplatz bis zum Parcoursbau haben wir hier absolut perfekte Bedingungen“, lautete Eberhard Seemanns Fazit. Alle Springprüfungen wurden von der Horst-Gebers-Stiftung gefördert, die den Vertrag zur Förderung des Nachwuchs-Springsports mit der FN am Samstag um weitere drei Jahre verlängert hat (siehe DJM-Meldung vom Samstag).
„Sport vom Feinsten und Top-Organsiation“
Wer Bundesjugendwartin Heide van Thiel kennt, weiß, dass ein sehr positiver Mensch ist, aber auch immer klare Worte findet, wenn etwas nicht passt. Für den diesjährigen DJM-Veranstalter in Hessen, die RSG Hofgut Kranichstein in Verbindung mit der Kranichstein-Events GbR, konnte sie gar nicht genug lobende Worte finden: „Das Hofgut Kranichstein ist eine echte Augenweide mit dem alten Baumbestand und den super herausgebrachten Sportplätzen, die dicht beeinander lagen, so dass Dressur- und Springreiter auch wirklich wieder ein Team-Gefühl entwickeln konnten. Die Organisation war einfach super, und wir haben uns hier sehr herzlich aufgenommen gefühlt. Vom Feinsten war aber dieses Jahr der Sport. Ich war begeistert, wie gut sich vor allem die Children im Bundesnachwuchschampionat, aber auch die Ponyreiter im Parcorus und im Viereck gezeigt haben. Und die Dressur-Küren waren einfach unglaublich schön anzuschauen. Unter Einhaltung aller Hygiene-Maßnahmen und der 3G-Regeln konnten wie endlich wieder Spaß am Sport haben und unsere jungen Reiter mit toller Stimmung unterstützen. Hier würden wir sehr gerne wieder bei einer Deutschen Jugendmeisterschaft zu Gast sein“. FN/ Tina Pantel