Steve Guerdat: „Ich würde lügen, wenn ich mich in einer Favoritenrolle sähe.“
Titelverteidiger in Leipzig: Steve Guerdat hier in Göteborg 2019. Stefan Lafrentz

Steve Guerdat: „Ich würde lügen, wenn ich mich in einer Favoritenrolle sähe.“

eingetragen in: Allgemein | 0

Bei der PARTNER PFERD, präsentiert von der Sparkasse Leipzig und der Sparkassen-Finanzgruppe Sachsen, hat er sein erstes Auto gewonnen und sein Idol John Whitaker beobachtet. Auch zum Longines FEI Jumping World Cup™ hat Olympiasieger, mehrfacher Weltcup-Gewinner und Team-Europameister Steve Guerdat (SUI) eine besondere Bindung. 14 Mal war er schon im Finale, drei Mal siegte er. Warum das nicht genug ist, verrät er im Interview.

Es ist inzwischen Ihr 15. Longines FEI Jumping World Cup™ Final und Sie sind als Titelverteidiger aus 2019 angereist. Sehen Sie sich in der Favoritenrolle?
Steve Guerdat: Ich würde lügen, wenn ich mich in einer Favoritenrolle sähe. Ich habe tolle Pferde, aber sie sind noch ein bisschen jung. Victorio und ich waren in den letzten Monaten nicht so erfolgreich. Das bereitet mir kurze Nächte, in denen ich darüber nachdenke, was ich wohl ändern muss. Ich liebe es zu reiten, aber natürlich auch zu siegen. Die Motivation ist da. Jetzt gucke ich einfach Runde um Runde und nicht auf ein Finale. Ich bin aber sehr froh, hier dabei sein zu dürfen. Und ich weiß, ich werde wieder Chancen haben.
 
Sie haben drei Mal das Longines FEI Jumping World Cup™ Final gewonnen…
Steve Guerdat: … ja, aber ich finde es hätte fünf Mal klappen müssen. Ich war zwei Mal mit Nino des Buissonnets kurz davor… ich denke mehr darüber nach, dass mir diese beiden Siege fehlen. Ich bin froh und dankbar, dass ich hier sein kann und möchte noch ganz viele Finals reiten.
 
Wie ist Victorio Des Frotards zu Ihnen gekommen?
Steve Guerdat: Tatsächlich ist er ein total anderes Pferd, als das wofür ich ihn eigentlich gekauft habe. Ich hatte ihn eigentlich als Speed-Pferd gekauft. Aber dann war ich etwas überrascht, er war doch ein bisschen komplizierter als ich dachte – aber auch vermögender und vorsichtiger. Ich habe etwas Zeit gebraucht, um mich mit ihm einzufinden. Tatsächlich ist es auch so, dass ich noch nicht wirklich voraussagen kann, wie gut er drauf ist.
 
Was verbinden Sie mit Leipzig?
Steve Guerdat: Sehr viele Erinnerungen! Ich habe hier in Leipzig mit 16 Jahren mein erstes Auto gewonnen. Ich hatte noch gar keinen Führerschein und bei der Ehrenrunde habe ich das Auto zwei Mal abgewürgt. Damals bin ich im Stechen gegen Ludger Beerbaum und Marcus Ehning geritten… zu denen habe ich aufgeschaut und das war eine große Sache für mich. Es sind viele tolle Erinnerungen, auch an Christian Ahlmann und Taloubet Z und dessen Verabschiedung.
 
Hatten Sie noch mehr Idole?
Steve Guerdat: Ganz klar John Whitaker! Sein Horsemanship. Er hält alles immer so simple wie möglich. Ehrlich gesagt, sehe ich oft gar nicht, was er genau im Sattel macht. Er sitzt einfach auf dem Pferd und es funktioniert. Man hat das Gefühl, dass er einfach dieselbe Sprache wie die Pferde spricht.
 
Sie sind inzwischen Vater geworden, was hat das für Sie geändert?
Steve Guerdat: Natürlich ist das Leben mit meiner Tochter ein anderes als vor ihrer Geburt. Ich trage jetzt mehr Verantwortung. Es ist natürlich etwas ganz anderes, aber dadurch, dass ich so eine enge Bindung zu meinen Pferden habe, ist dieses Gefühl von 24/7 Sorge für jemanden tragen, nicht fremd für mich.
 
Dann ist Ihnen die Bindung zu Ihren Pferden offensichtlich sehr wichtig…
Steve Guerdat: …wenn ich so viel Zeit mit einem Pferd verbringe, dann will ich auch eine Beziehung zu ihm aufbauen. Wenn ich das Gefühl habe, das Pferd ist nicht happy mit mir als Reiter, dann lass ich es lieber.
 
Wer ist denn Ihr Favorit auf den Sieg im Longines FEI Jumping World Cup™ Final?
Steve Guerdat: Da fallen mir spontan drei Namen ein: Harry Smolders, Martin Fuchs und McLain Ward. Sie sind alle in Topform, liefern viele Nullfehlerrunden, können schnell reiten und viel Druck auf die Konkurrenz aufbauen.