Zum Abschluss des CSI4* Turniers im mecklenburgischen Groß Viegeln wurde es sehr emotional. Der Gastgeber und Hausherr auf dieser wunderschönen Anlage vor den Toren Rostocks ergriff auf dem großen Sandplatz, der seit Mittwoch so schönem Sport den Raum gegeben hatte, das Wort. „Ich glaube wir hatten diese Woche super Sport“, sagte ein sichtlich bewegter Holger Wulschner. „Ich bin froh, dass Reiter, Zuschauer und Helfer die Veranstaltung so mitgetragen haben. Den Sport, den wir so lieben.“
Man muss den Sport sehr lieben, wenn man den Mut hat, ein solches 4*-Turnier in diesen schwierigen Zeit auf die Füße zu stellen. Vor allem muss man viele Gleichgesinnte finden, die mitziehen: Denn Holger und Ehefrau Astrid Wulschner haben ausschließlich mit freiwilligen Helfern dieses Event organisiert. Vor allem Mitstreitern aus der näheren und weiteren Nachbarschaft, die teilweise sogar eine Woche Urlaub nahmen, nur um zu helfen, diesen Traum von einem Turnier zu realisieren.
Holger Wulschner machte denn auch klar: „Das ganze Turnier ist eine Mischkalkulation. Wenn wir mit einem blauen Auge davon kommen, dann mache ich schon mal drei Kreuze. Ich habe viel von diesem Sport gehabt und ich möchte etwas davon zurückgeben.“ Auf die Kosten und ob am Ende schwarze Zahlen unter der Bilanz stehen, guckt er in diesem Fall nicht. „Wenn ich mir darüber vorher Gedanken machen würde, würde ich das Turnier gar nicht machen können.“
Wenn einer sich so für den gemeinsamen Sport ins Zeug legt in einer Zeit, in der in Deutschland nicht gerade ein Überangebot an hochklassigen Turnieren zu verzeichnen ist, ist die Enttäuschung natürlich doppelt groß, wenn nicht wenige Reiter ihren Start für Groß Viegeln kurzfristig abgesagt haben. Das war Startgeld, das einkalkuliert war und nun natürlich fehlt. Dank großzügiger Sponsoren wie der DKB und der Familie Halfpap funktionierte es trotzdem.
Für die Reiter und Sponsoren luden Astrid und Holger Wulschner Freitag zu einem gemeinsamen Abend, damit sich alle mal wieder in entspannter, familiärer Atmosphäre treffen. „Alles dreht sich heute um viel Geld, um Management und um Kunden. Wir wollten einfach mal, dass alle wie Freunde zusammensitzen. Nicht wie Konkurrenten.“
Holger Wulschner hatte sich im Vorfeld bei Reitern wie Marcus Ehning darüber informiert, welche Prüfungen sie gerne hätten. Auf die Empfehlung des Maestro kam beispielsweise die Youngster Tour für Siebenjährige ins Programm. Und er nahm sogar den U25 Springpokal mit auf, auch wenn das bedeutete, dass die Reiter noch einen Tag eher anreisen mussten. „Das wird dann schon lang, aber ich habe das geschluckt, habe den halben zusätzlichen Tag gerne in Kauf genommen“, erzählte er. Wieder, um dem Sport zu helfen, ihn zu unterstützten nach der schweren Corona-Zeit.
Das Fazit aller Reiter, die kamen und die professionelle wie familiäre Atmosphäre genossen, war dementsprechend positiv. So freute sich David Will, dass er fünf Pferde mit nehmen konnte. „Ich habe den ganzen Stall voll und dann ist es natürlich super, wenn wir auf einem Turnier so viele Startmöglichkeiten wie hier bekommen. Und die Bedingungen hier sind perfekt.“
Ehefrau Astrid Wulschner resümierte am Sonntag: „Wir hatten zwei nicht so leichte Jahre mit Corona, ein wenig in der Familie und leider mussten wir uns auch noch von einem ganz tollen sportlichen Partner Selleria Equipe Empire verabschieden. Aber das Turnier heute mit den drei tollen Siegerinnen und dem Wetter lässt diese schwere Zeit etwas in den Hintergrund rücken.“
Als Aktivensprecher im ehrenamtlichen Präsidium der FN weiß Holger Wulschner, was die Reiter brauchen und wo sie der Stiefel drückt. Aber dieses schöne Turnier, das wie ein Leuchtturm an der Ostseeküste vier Tage leuchtete, bewies, dass er für seine Kollegen nicht nur spricht, sondern auch handelt.