Parcoursbauer Frank Rothenberger witzelte noch, bevor es losging, über die besondere Mauer, die er in das Springen um den Allianz Preis beim CHIO Aachen eingebaut hatte. Denn eine Mauer in Form einer überdimensionalen Briefmarke war allen noch gut in Erinnerung von den Aachener Weltreiterspielen 2006, als sie Marcus Ehning und Noltes Küchengirl zum Verhängnis wurde. Das Motiv der Briefmarke war neu und während des Umlaufs störte sich auch (fast) kein Pferd an dieser Mauer.
Das, was Frank Rothenberger aufgebaut hatte, führte erst einmal zur Punktlandung: Genau zehn Reiter-Pferd-Paare schafften es in die Siegerrunde fehlerfrei, die für zehn Reiter auch vorgesehen war (oder mehr, falls es mehr Fehlerfreie gegeben hätte).
Und plötzlich, im schnellen Stechen, wurde die Briefmarke doch wieder zum Thema – am schlimmsten für den jungen Briten Harry Charles, der sich dort mit seinem KWPN-Wallach Borsato (v. Contendro) überschlug. Auf den ersten Blick schien es so, dass Reiter und Pferd den Parcours scheinbar ohne ernsthafte Blessur verlassen konnten.
Borsato war aber nicht das einzige Pferd, dem im Stechen die Briefmarke zu schnell entgegen kam, zwei andere musste nach Verweigerung neu angeritten werden. Für Christian Ahlmann und seinen Solid Gold Z (v. Stakkato Gold) waren allerdings weder die Briefmarke noch sonst irgendetwas in diesem Parcours schwierig. Fehlerfrei und als Schnellste holten sie sich den Sieg in dem mit 100.000 Euro dotierten Hauptspringen des Samstag – und verwiesen das Geburtstagskind des Tages, den jungen Schweizer Bryan Balsiger, auf Dubai du Bois Pinchet (v. Kasmir van Schuttershof) auf den zweiten Rang.
„Solid Gold Z steht immer etwas im Schatten von Dominator. Aber er wächst immer mehr an seinen Aufgaben, wird stetig besser“, freute sich der Sieger im Anschluß. Auch weil er mit dem Ergebnis bei diesem schweren Parcours gar nicht gerechnet hatte. Schon gar nichts, weil er nicht wirklich zum Abreiten kam: „Erst waren die Dressur-Pferde mit auf dem Abreiteplatz, das machte den Hengst unruhig. Ich habe dann den Platz gewechselt, aber dann kamen Kutschen dazu, das machte es auch nicht besser“, erzählte Ahlmann. Ansonsten sei der Hengst aber sehr umgänglich, zu Hause ganz lieb und super leicht zu reiten.
Hinter Harrie Smolders auf Uricas v.d. Kattevennen (v. Uriko) platzierte sich mit Doppelnull Gerrit Nieberg auf Blues d’Aveline (v. Baloussini) als Vierter – sicher nicht unbeeindruckt von Harry Charles‘ schlimmen Sturz, der unmittelbar vor seinem Einritt passierte. Sicherheitshalber zeigte er jedenfalls seinem Partner, bevor sie loslegten, noch einmal die Briefmarke.
Ebenfalls im Geld als Elfter war auch Daniel Deusser mit Bingo Ste Hermelle (v. Number One d’Iso). Er war der schnellste Vier-Punkte Reiter im Umlauf. Nayel Nassar, der eigentlich als Letzter in den Stech-Parcours kommen sollte, verzichtete nach einem Sturz vom Pferd auf dem Abreiteplatz. Aber er ließ ausrichten, dass er unverletzt sei.
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