Der erste Alarmruf kam jetzt vom britischen Reitverband: „Ein erhebliches europaweites Logistikproblem, mit dem Boehringer Ingelheim konfrontiert ist,“ habe die Gefahr erhöht, dass es in den kommenden Monaten zu „einer weiteren Reduzierung der Lieferungen“ von Influenza-Impfstoff für Pferde kommen kann. David Rendle, Vorsitzender des Health and Medicines Committee der British Equine Veterinary Association, sagte dazu: „Wir erinnern alle Pferdebesitzer daran, wie wichtig es ist, die Impfung gegen die Pferdegrippe aufrechtzuerhalten, raten ihnen jedoch, so lange wie möglich zu warten, bis die nächste Dosis ihres Pferdes fällig ist, um den aktuellen Bedarf zu minimieren.“
Marc Laemmer, Geschäftsbereichsleiter Pferde bei Boehringer Ingelheim Animal Health UK, erklärte zu dem Problem: „Wir haben derzeit ein europaweites Lieferproblem im Zusammenhang mit unseren Impfstoffen gegen Pferdegrippe und Influenza-Tetanus. Dies wurde durch unerwartete Probleme nach der Implementierung eines Technologie-Upgrades verursacht und ist kein Produkt- oder Qualitätsproblem. Dies bedeutet, dass einige Tierarztpraxen Schwierigkeiten haben werden, genügend Influenza-Impfstoffe zu erhalten, und es kann zu Engpässen auf dem britischen Markt kommen. Wir verstehen die Bedeutung dieser Impfstoffe für das Wohlergehen der Pferde und arbeiten weiterhin unermüdlich daran, eine Lösung zu finden, damit wir so schnell wie möglich zur normalen Versorgung zurückkehren können.“
Was das für den deutschen Markt bedeutet, erklärte Boehringer Ingelheim gegenüber spring-reiter.de: „Die Impfstoffe ProteqFluTM und ProteqFluTM-Te werden zurzeit wegen weltweiten Lieferengpässen, unterbrochenen Lieferketten und Verzögerungen in internen Prozessen mit teils deutlichen Verzögerungen geliefert. Diese Faktoren wirken sich direkt und indirekt auch auf unsere Produktion aus. Die wichtigen französischen Standorte in Lyon und Toulouse, an denen u.a. unsere Pferdeimpfstoffe hergestellt und zertifiziert werden, sind davon besonders betroffen. Wir sind uns bewusst, dass die aktuelle Situation angespannt und sowohl für unsere Kunden als auch für uns nicht zufriedenstellend ist. Dies bedauern wir sehr. Unmittelbar nach der Identifikation der Ursachen haben wir entsprechende Maßnahmen eingeleitet, um bei der Produktion und den Lieferfristen so schnell wie möglich wieder zu einem normalen Niveau zurückzukehren. Aktuell rechnen wir damit, dass die Liefersituation leider noch bis zum Jahresende überdurchschnittlich angespannt bleiben wird. Wir möchten betonen, dass unsere Pferdeimpfstoffe eine wichtige Säule unseres Pferdegesundheitsgeschäftes darstellen. Es ist unser Ziel, auch weiterhin als vertrauensvoller Partner an der Seite unserer Kunden zu stehen. Aus diesem Grund wollen wir sicherstellen, dass sich die Situation möglichst schnell entspannt, um die Produkte zuverlässig liefern zu können.“
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN schätzt die Situation in Deutschland aktuell so ein: „Es ist richtig, dass es derzeit Lieferschwierigkeiten bei den Herstellern der Influenza-Impfstoffe gibt. Derzeit gehen wir allerdings davon aus, dass viele Tierärztinnen und Tierärzte, wenn auch zum Teil begrenzt, Lieferungen bekommen haben oder über eine gewisse Bevorratung verfügen, mit der ein Engpass zumindest ein Stück weit abgefangen werden kann. Daneben gibt es für Tierärztinnen und Tierärzte die Möglichkeit, auf Kombiimpfstoffe auszuweichen oder Impfstoff zu importieren. Die LPO Vorgaben zur Influenzaimpfung dienen dem Infektionsschutz von Turnierpferden, diese sind von großer Wichtigkeit. Die FN-Abteilung Veterinärmedizin und Tierschutz bewertet die Lage laufend und steht mit Expert*innen im Austausch, um bei einer großen Mangelsituation Regelwerksanpassungen vornehmen zu können. Nach momentanem Stand sind etwaige Anpassungen jedoch auf Grund der dargestellten Alternativen nicht erforderlich.“