Er konnte es selber kaum glauben und war am Ende sichtlich überwältigt: Nach einem Sieg in Runde eins beim Weltcup-Finale in Omaha, einem Fehler in Runde zwei, der ihn auf Rang zehn zurückwarf – kämpfte sich Henrik von Eckermann mit seinem King Edward (v. Edward) im Finale am Samstag über zwei Runden zurück an die Spitze und sprang ganz oben auf das Treppchen. Und das, obwohl er in der ersten Runde am Samstag mit einem Abwurf aus dem Parcours kam. In der zweiten Runde blieb dann alles liegen und am Ende standen fünf Strafpunkte im Protokoll des Weltmeisters. Das reichte für den Titel Worldcup Champion 2023. Platz zwei ging, wie im letzten Jahr, wieder an Harrie Smolders und seinen Holsteiner Monaco N.O.P. (v., Cassini II) mit neun Strafpunkten vor Hunter Holloway mit Pepita con Spita (v. DSP Con Spirit) und elf Fehlerpunkten. Bester Deutscher war der Weltcup-Debütant Richard Vogel mit seinem Untited Touch S (v. Untouched) auf Platz acht. Janne Friederike Meyer-Zimmermann und Messi van’t Ruytershof (v. Plot Blue) sprangen bei ihrem ersten Weltcupfinale auf Platz 15.
Das Finale verlangte Reitern und Pferden über zwei Runden noch einmal alles ab. Nur drei Paare blieben in der ersten Runde ohne Fehler: Harrie Smolders mit Monaco N.O.P., der Titelverteidiger Martin Fuchs mit Leone Jei (v. Baltic VDL) und Denis Lynch mit Brooklyn Heights (v. Nabab de Reve), der mit einer Doppel-Null-Runde auch die Prüfung gewann.
Der strahlende Sieger des Abends war allerdings Henrik von Eckermann: „Es war so ein Hoch und Runter an diesem Wochenende. Aber ich bin so, wenn ich irgendwo noch eine Chance sehe zu gewinnen, dann gebe ich nicht auf“, freute sich der neue Weltcup Sieger. Der natürlich auch davon profitierte, dass die bis dahin Führenden Andreas Schou mit Darc de Lux (v. Darco) und Pius Schwizer mit Vancouver de Lanlore (v. Toulon) über die zwei Final-Runden sich jeweils drei Abwürfe einhandelten. Sie rutschten auf die Plätze fünf und sechs ab.
Etwas Pech hatten auch die Sieger der zweiten Prüfung am Donnerstag, Richard Vogel und United Touch S: Auf der Schlusslinie in Runde A wurde es für United mit seinem großen Galopp etwas eng und so gingen in der Dreifachen Kombination die letzten beiden Stangen zu Boden und auch der Schlusssprung blieb nicht liegen. In der zweiten Runde zeigte das Dreamteam aus Dagobertshausen dann wieder seine Klasse und nur ein Zeitfehler addierte sich zum Endergebnis von 15 Punkten. Ein toller Auftritt in seinem ersten Weltcup-Finale war es für Richard Vogel mit Platz acht im Endergebnis natürlich trotzdem. Noch im letzten Jahr in Leipzig war er nur als Zuschauer und Daumendrücker für seinen Kollegen David Will dabei. Diesmal war es umgekehrt und Vogel mischte selber ganz vorne mit.
„Ich habe ehrlich gesagt im ersten Umlauf zu viel Angst vor der letzten Linie gehabt, und habe ihn aus der Kraft springen lassen“, sagte Vogel nach dem Wettkampf: „Dann war die Kraft in der ersten Runde heute weg. Also geht es total auf meine Kappe.“ Dennoch bringe ihm sein erstes Weltcup-Finale „unheimlich viele Erfahrungswerte, gerade auch die erste Runde heute“.
Zufrieden mit ihrem ersten Weltcup-Auftritt war auch Janne Friederike Meyer-Zimmermann, die sich mit ihrem Messi souverän durch das Finale schlug: „Zunächst einmal war es für mich ein Highlight hier dabei zu sein. Das ist ja eigentlich erst Messis erste Hallensaison auf Fünf-Sterne Niveau. Durch Corona und meine Schwangerschaft hat er gar nicht so viel Routine in der Halle. Diese Halle hier war für uns jetzt auch sehr anspruchsvoll. Die Maße der Halle – das war schon alles sehr eng, die Sprüngen sind sehr schnell gekommen. Ich finde, Messi hat ganz klar gezeigt, dass er ein Championats-Pferd ist. Er hat sich in allen Runden total souverän gezeigt. Er hat nie mehr als einen Fehler gehabt. Den einen oder anderen Fehler hätte ich natürlich gerne noch verhindert, um weiter vorne zu sein. Grundsätzlich glaube ich aber auch, dass unsere Hauptstärke draußen ist. Aber ich denke, wir haben uns hier auf jeden Fall einen Schritt weiter entwickelt. Ich bin einfach stolz auf ihn.“
Knapp raus aus der zweiten Runde des Finales, in der nur noch die Top-20 starten durften, fielen Marcus Ehning und Priam du Roset (v. Plot Blue) auf Rang 21. Die beiden waren in Finalrunde eins richtig gut und souverän unterwegs. Aber am letzten Hindernis hatte Marcus Pech und eine Stange ging zu Boden. „Es lief nicht ganz so rund, wie ich es gerne gehabt hätte. Dreimal ein Fehler, ich bin dennoch nicht unzufrieden. Es war jetzt nicht so mein Wochenende. Aber mein Pferd ist extrem gut gesprungen. Wir nehmen beide auch viel mit von diesem Weltcup-Finale. Und ich hoffe, ich habe noch ganz viel Spaß mit ihm“, fasste Ehning seine Erfahrungen bei seinem 20. Weltcup-Finale zusammen.
Auch Gerrit Nieberg und Blues d’Aveline CH (v. Baloussini) waren in der zweiten Runde des Finales nur noch Zuschauer, auch wenn sie am Samstag mit nur einem Fehler aus dem Parcours kamen. Insgesamt 26 Punkte reichten für Platz 26. „Ich bin definitiv mit anderen Erwartungen hergefahren. Nach dem ersten Tag waren natürlich die ganzen Hoffnungen und Erwartungen schon dahin. Ich denke, dass wir uns am zweiten Tag und auch heute im Finale noch gut aus der Affäre gezogen haben, mit zwei ordentlichen Runden und jeweils einem Fehler. Mit dem ganzen Verlauf bin ich natürlich nicht zufrieden. Ich bin um eine Erfahrung reicher geworden und weiß, woran ich noch zu Hause arbeiten muss“, fasst Gerrit Nieberg seinen Omaha-Ausflug zusammen.
Das Fazit von Bundestrainer Otto Becker: „Richi holt als Neuling den achten Platz. Da sag ich erst mal Hut ab. Das war Schade zum Schluß hin, als die Konzentration vielleicht etwas weg war, sonst wäre er noch weiter nach vorne gekommen. Aber wie gesagt, ich denke, er kann zufrieden sein. Das Pferd hat sich hier super präsentiert. Am Ende ist er bester Deutscher. Marcus hat einfach keinen Lauf gehabt. Das Pferd ist auch heute super gesprungen und kriegt am letzten Sprung einen Netzroller, das war echt schade. Auch Janne Meyer hat hier solide Runden abgeliefert, sie kann auch zufrieden sein. Aber am Ende muss man sagen, wir hatten fünf Paare hier, eine super Weltcup-Saison über den Winter und wir haben uns hier mehr ausgerechnet. Da können wir nicht zufrieden sein. Wir hatten von den Fünfen nur zwei im Finale dabei. Wir haben natürlich gedacht, wir hätten mehr im Finale und können weiter nach vorne kommen. Die Gesamtbilanz fällt nicht zufriedenstellend aus. Unter dem Strich waren wir zu weit weg von der Spitze.“
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