Die Schweden haben in Mailand überragend die Europameisterschaft im Springen gewonnen. Mit nur 9.51 Strafpunkten auf dem Konto über drei Runden sicherte sich das Team um Henrik von Eckermann mit Iliana, Jens Fredricson mit Markan Cosmopolit, Wilma Hellström mit Cicci BLN sowie Rolf-Göran Bengtsson mit Zuccero die Goldmedaille vor den Iren (18 Strafpunkte) mit Michael Duffy & Cinca, Trevor Breen & Highland President, Shane Sweetnam & James Kann Cruz und Eoin McMahon & Mila. Überraschende Dritte auf dem Podium wurden die Österreicher (22.77 Strafpunkte) mit Frontmann Max Kühner & Elektric Blue P, Gerfried Puck & Equitron Naxcel, Katharina Romberg & Cuma sowie Alessandra Reich & Oeli R. Team. Deutschland (25.31 Strafpunkte) verpasste das Podium mit viel Pech an diesem Tag und rutschte auf Platz vier.
Für Team Deutschland hatte der Tag mit einer Hiobsbotschaft begonnen: Kurz vor seinem Start als erster Team-Reiter bemerkte Marcus Ehning beim Abreiten, dass mit seinem Stargold etwas nicht stimmte. „Ich habe ihn fertig gemacht und er hat sich vor irgendetwas erschrocken und sich in der Box fast überschlagen. Ich weiß nicht, was es war. Beim Abreiten habe ich dann gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Er war nicht wie sonst, hat nicht richtig losgelassen. Daher habe ich schweren Herzens verzichtet. Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes.“
Ein herber Schlag für das bis dahin führende Team von Bundestrainer Otto Becker. Die Mannschaft musste ohne einen der Besten und ohne Streichergebnis ins Rennen, jede Runde zählte. Das setzte die Reiter natürlich enorm unter Druck. Philipp Weishaupt & Zineday waren nun die ersten Starter für Deutschland. Nach zwei fehlerfreien Runden an den Tagen zuvor fiel nun doch die eine Stange. „Wenn ein Marcus Ehning ausfällt, ist das natürlich bitter, weil wir ihn unbedingt brauchen. Zineday ist heute wieder super gesprungen, ich kann ihm da keinen Vorwurf machen. Er war vielleicht einen Moment etwas abgelenkt, als es auf die Bande zuging. Da hat er sich etwas festgehalten. Danach war er wieder der Alte. Der ist neun Jahre als, so etwas passiert. Das ist natürlich bitter für das Team und die Einzelwertung. Aber wir geben nicht auf. Am Sonntag kommen noch zwei schwere Runden, da kann noch viel passieren“, resümierte Philipp Weishaupt nach seiner Runde. Er steht in der Einzelwertung mit 4.31 Strafpunkten auf Platz sechs und ist noch lange nicht geschlagen.
Pech hatte anschließend auch Jana Wargers mit ihrem so zuverlässigen Limbridge. Ihr passierten auf dem Weg ins Ziel zwei ungewöhnliche Abwürfe. „Das ist nicht das Ergebnis, was ich mir erwünscht habe. Definitiv nicht. Unser Tag fing ja nicht ganz so glücklich an. Und so zog sich das ein bisschen durch. Die Abwürfe gehen auf meine Kappe, das Pferd sprang gut, aber zwei Fehler sind einfach zwei Fehler zu viel“, brachte es Jana Wargers im Anschluß auf den Punkt. Sie rangiert in der Einzelwertung auf Platz 21.
Großer Druck lastete am Ende auf den Schultern von Gerrit Nieberg und Ben, die die Tage zuvor noch nicht richtig in das Turnier gefunden hatten. Sie fingen auch super an, wirkten konzentriert und fokussiert. Die Chemie zwischen beiden stimmte. Doch dann ging doch diese eine Stange zu Boden, ein Netzroller. Mehr war es nicht. Aber aus Bronze wurde Blech.
„Als Letzter zu reiten, da ist der Druck enorm hoch. Ich bin eigentlich happy mit der Runde an sich, weil er sich im Vergleich zu den anderen Tagen super angefühlt hat. Aber klar, wenn man so nah an der Medaille ist und dann mit einem Abwurf raus ist, ist das natürlich bitter“, sagte Gerrit Nieberg hinterher.
Christian Kukuk und Mumbai waren zuvor als Einzelreiter an den Start gegangen. Das Paar kassierte einen Abwurf in der Dreifachen-Kombination. „Ich glaube Mumbai war auf dem Weg zur Dreifachen im Kreuzgalopp, daher resultiert vielleicht der Fehler. Ich bin aber trotzdem super zufrieden mit meinem Pferd. Und die Messe ist auch noch nicht gesungen. In Riesenbeck hat man mit sechs Fehlern noch Gold gewonnen. Ich werde auf jeden Fall am Sonntag angreifen.“ Kukuk ist derzeit 9. in der Einzelwertung und ebenfalls noch in Schlagdistanz auf eine Medaille.
Bundestrainer Otto Becker fasste seine Bilanz des Freitag so zusammen: „Das mit Marcus war für uns natürlich echt ein Nackenschlag. Mittlerweile wissen wir nach der Untersuchung der Physiotherapeutin, dass wohl ein Nackenwirbel blockiert war. Das spricht für Marcus, dass er das gleich bemerkt hat. Da geht die Gesundheit des Pferdes vor. Ein Schlag war es dennoch und dann haben wir gekämpft. Philipp ein Fehler, Jana zwei, Gerrit, muss ich sagen, hat richtig gekämpft. Für ihn lief es in den ersten zwei Runden ja nicht so gut und er hat nun eine super Runde geritten. Das ist natürlich bitter, dass wir nach der guten Ausgangslage am Ende Vierter sind, aber so ist der Sport. Das müssen wir erst mal verdauen.“
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