Das war knapp und spannend bis zum Schluß: Im Kampf um die Deutsche Meisterschaft der Springreiter beim Longines Balve Optimum platzte so mancher Traum und ging ein anderer in Erfüllung. Ein Tag für die Geschichtsbücher wurde es sicher für Tobias Meyer und den zehnjährigen KWPN-Wallach Greatest Boy H (v. Carrera VDL), im Besitz von Johannes Heinrichs. Das Paar schaffte das Kunststück, in vier schweren S4*-Runden in Balve nicht einen einzigen Fehler zu kassieren. Das gelang nur noch Max Weishaupt mit der Schimmelstute Omerta Incipit (v. Levisonn). Der Bayer hatte die Chance, den Deutschen Meister Titel doch noch in der Familie zu behalten, nachdem sein Bruder Philipp, der Deutsche Meister von 2020, an diesem Wochenende im Nationenpreis in St. Gallen für Deutschland am Start ist. Aber es sollte nicht sein. Im Stechen um die Goldmedaille musste Tobias Meyer mit Greatest Boy H vorlegen und tat das angefeuert von den noch wenigen Zuschauern im Stadion auch. Max Weishaupt blieb im Stechen zwar auch ohne Fehler, war aber doch eine Zehntel Sekunde langsamer. Und so durfte er sich über die Silber-Medaille freuen. Mit Bronze wurde ein stark reitender Patrick Stühlmeyer, der letzte Woche noch mit tollen fehlerfreien Runden im Nationenpreis in Rom geglänzt hatte, dekoriert. Im Sattel der zehnjährigen Casall-Tochter Carmina, sie wurde noch im letzten Jahr von Laura Klaphake vorgestellt, leistete sich der Bereiter von Paul Schockemöhle nur einen einzigen Abwurf.
Tobias Meyer kamen nach seinem Sieg die Tränen: „Ich kann es noch gar nicht richtig fassen, es ist ein ganz besonderer Tag für mich! Habe nicht mit dem Meistertitel gerechnet!“ Voll des Lobes zeigte sich der Springreiter über sein Pferd Greatest Boy H: „Ich habe Greatest Boy H erst seit sieben Monaten im Stall. Er kam zu mir, weil er sehr kompliziert ist. Aber ich habe ihn von Angang an geliebt. Er ist unser Familienpferd und hat einen ganz tollen Charakter!“ Der Wallach sei noch nie so schwere Springen gegangen wie heute. „Was Greatest Boy hier gemacht hat – fünf Runden auf diesem hohen Niveau 0 zu springen – das war der Wahnsinn!“ Nicht nur seine Familie fieberte mit Tobias Meyer mit, sondern vor allem auch Tjark Nagel, der seit wenigen Monaten sein Trainer ist. „Tjark hat großen Anteil an diesem Erfolg. Wir gehen durch dick und dünn. Ich habe ihn noch nie so emotional gesehen wie heute. Wir sind was Besonderes zusammen. Er sagte vor dem Stechen zu mir: Wir haben Silber, ist doch super! Aber jetzt holen wir Gold!“ Gesagt, getan.
Auch Max Weishaupt kämpfte nach seinem Sieg mit den Gefühlen: „Ich bin super happy. Mein Pferd ist super gesprungen. Im Stechen hat Omerta Incipit unglaublich gekämpft. Hätte sie einen schnelleren Reiter gehabt, wäre sie Deutscher Meister geworden. Ich bin unbeschwert hierhergefahren, habe gar nicht mit diesem Erfolg gerechnet. Das Pferd hat sich die letzten Wochen unglaublich angefühlt.” Für den 31-jährigen aus Bayern ist der Gewinn der Silbermedaille der größte Erfolg seiner Karriere.
Patrick Stühlmeyer, der 2013 schon einmal Bronze bei der Deutschen Meisterschaft gewonnen hatte, freute sich über seine Bronze-Medaille: „Carmina lief in Hagen schon super, jetzt hier in Balve einfach bombastisch, bin sehr zufrieden! Großes Lob an das ganze Team Balve! Danke, dass wir jedes Jahr hier sein dürfen!“
Pech hatte am Finaltag der Favorit und bis zur vierten Runde fehlerfrei gebliebene Maestro im Springsattel, Marcus Ehning. Mit Priam du Roset (v. Plot Blue) gab es in Runde vier gleich am ersten Sprung einen ärgerlichen Stangenkontakt und so war der Traum einer Medaille geplatzt, da Patrick Stühlmeyer schneller im Ziel war. Die Einzelwertung der Prüfung hat er trotzdem noch gewonnen – mit Stargold (v. Stakkato Gold). Das Paar hatte er in der ersten Meisterschafts-Runde zwei Hindernisfehler hinnehmen müssen, in den Runden danach blieb alles lieben, was in der Endabrechnung neben Platz vier auch noch für Platz sechs in der Meisterschaftswertung reichte.
Das komplette Endergebnis der Deutschen Meisterschaft hier