Am Dienstag wird es dann auch im Wettkampf ernst. Für die Qualifikation zum Einzelfinale satteln Christian Kukuk (Riesenbeck), André Thieme (Plau am See) und Daniel Deußer (Rijmenam/BEL) ihre Pferde. Das Finale findet dann am Mittwoch statt. Für die Mannschaftsentscheidung rücken dann Maurice Tebbel (Emsbüren) und Don Diarado ins Team, sie werden Freitag und Samstag die Qualifikation und das Mannschafts-Finale mit entscheiden. Im Interview haben die Springreiter erzählt, was sie mit ihren Pferden verbindet und warum Killer Queen, Mumbai, DSP Chakaria und Don Diarado so besonders sind.
Chakaria – Liebe auf den ersten Blick
„Chakaria ist im Stall und in der Box das ruhigste Pferd der Welt. Sobald man den Sattel auflegt, explodiert sie förmlich und es ist, als ob man eine Rennmaschine anmacht. Dann ist auf einmal unbändige Kraft und Ehrgeiz und Spaß im Überdurchschnitt da“, sagt André Thieme über seine Championatsstute DSP Chakaria, ein Deutsches Sportpferd von Chap – Askari. Mit der schönen Fuchsstute arbeitet Thieme seit drei Jahren zusammen und hat sie seit sie acht Jahre alt ist aufgebaut. Das sei nicht immer einfach gewesen. „Zu Anfang war sie wirklich ein bisschen sehr unnahbar, zickig und unantastbar“, erinnert sich der mehrfache Derby-Sieger. Mittlerweile sei davon nur noch wenig zu erkennen, aber „sie ist schon eine richtig typische Fuchsstute“.
Es war Liebe auf den ersten Blick als Thieme Chakaria damals noch unter Ulf Ebel zum ersten Mal sah. Das war auf ihrem ersten 1,40-Meter-Springen. „Ich war vom ersten bis zum letzten Sprung einfach begeistert. Ich dachte mir nur: ,Thieme, jetzt musst du einmal im Leben schneller sein als andere!‘“ So schnell wie bei seiner Traumstute habe er auch nie wieder ein Pferd gekauft. „Chaka“ – So lautet nicht nur der Spitzname der Ausnahme-Stute, sondern auch das Motto, mit dem der Springreiter aus Plau am See in den Parcours einreitet. „Motivation braucht dieses Pferd keine, die hat sie genug!“
Killer Queen – die Stute mit viel Vorwärtsdrang
Der Name „Killer Queen“ war schon das ein oder andere Mal Programm. So zum Beispiel, als die Stute im Weltcup-Springen in Mechelen Ende 2019 gewann, oder im Großen Preis in Doha 2020. „Ich hoffe natürlich, sie kann das bei Olympia noch einmal wiederholen“, sagt Daniel Deußer voller Zuversicht und fügt schmunzelnd hinzu „she killed it a few times!“ Damit spielt er auf die Springen an, die die 11-Jährige belgische Stute bisher schon in allen Altersklassen vom Youngster bis hin zum Championatspferd gewinnen konnte. „Sie ist ein sehr, sehr starkes und schnelles Pferd im Parcours. Ich denke, sie hat die Möglichkeiten zu gewinnen.“
Zuhause habe die Eldorado van de Zeshoek-Tochter einen sehr ruhigen Charakter und sei immer ausgeglichen. Wenn sie dann aber auf einem Turnier ankomme, spüre man ihre Aufregung und Energie deutlich. Vor vier Jahren kam Killer Queen in den Stephex Stables an – und war für Deußers Geschmack eigentlich etwas zu wild. „Als die Sprünge dann aber höher wurden, erkannte ich ganz schnell, die möchte keinen Fehler machen. Sie hat sehr viel Vermögen, das ist das, was uns beeindruckt hat.“ Was in der Dressurarbeit manchmal zu einer Geduldsprobe werden kann, ist im Parcours der große Vorteil der braunen Stute. „Sie ist manchmal ein bisschen zu energiereich, aber das ist auch ihre große Stärker. Sie ist am Ende ein bisschen schneller und hat vielleicht ein bisschen mehr Kraft und Vermögen als alle anderen“, ist sich der erfahrene Olympiareiter sicher. Die große Motivation seines Pferdes erhalte Daniel Deußer, indem er ihr viel Abwechslung im Training biete. „Dazu gehört auch, sie häufig auf verschiedenen Plätzen zu reiten und öfter mal in den Wald oder auf die Rennbahn zu gehen.“ Ihren natürlichen Vorwärtsdrang bremst er dabei nie, das sei für ihn ein ganz wichtiger Punkt in der gemeinsamen Arbeit.
Mumbai – der Jüngste im Team
Auch Mumbai, der ausdrucksstarke Schimmelhengst aus dem Stall von Ludger Beerbaum hielt zunächst gar nichts von den Dressuraufgaben, die ihm sein Reiter Christian Kukuk stellte, als er ihn übernahm. „Unsere ersten Kennenlernversuche waren von sehr unterschiedlicher Natur“, so der Reiter aus Riesenbeck schmunzelnd. „Ich hatte eine andere Vorstellung davon, wie das zu funktionieren hat, als er.“ Das war vor gut drei Jahren. Dennoch hat er nie an dem Pferd gezweifelt: „Seine überdurchschnittlich positiven Eigenschaften, die waren ja damals schon da.“ Mit gerade einmal neun Jahren ist der belgische Hengst von Diamant de Semilly – Nabab de Reve der jüngste Vierbeiner in der deutschen Equipe. „Er hat einen unheimlich starken Willen und genug Ehrgeiz“, sagt Kukuk zur Erklärung, warum der Schimmel genau die richtige Wahl für das wichtigste Turnier seiner bisherigen Karriere ist.
Als Kind einer Reiterfamilie legt der gebürtige Warendorfer großen Wert auf eine dressurmäßige Grundausbildung. So musste er sich mit Mumbai erst ein wenig zusammenfinden und ihn zu seinem Top-Championatspferd weiter ausbilden. Genau wie sein Don Diarado als zweiter Hengst im Team hat auch „Mumpi“, wie Christian Kukuk ihn liebevoll nennt, eine Vorliebe für Leckerlies. „Bei mir geht viel über Respekt in der Arbeit mit meinen Pferden. Wenn ich ein Pferd als Partner an meiner Seite habe, dann kommt die Motivation auch von ganz alleine.“
Don Diarado – Seit 10 Jahren bei Maurice Tebbel
Bei Don Diarado, dem Championatspferd von Maurice Tebbel sei das im Parcours ganz ähnlich. „Ich schätze an ihm sehr, dass er im Parcours mit kämpft“, so der 27-Jährige. „Er hat sehr viel Power und gibt alles für mich.“ Auf dem Abreiteplatz könne der Rheinländer-Hengst von Diarado – Lord Lancer hingegen manchmal etwas positive Verstärkung gebrauchen. „Er hat ein bisschen Angst vor anderen Pferden. Da wird er schnell ein bisschen nervös.“ Zum Glück könne Tebbel ihn mit Leckerlies ablenken. „Äpfel mag er besonders gern, da weiß er auch genau, dass es nach dem Parcours immer was gibt“, sagt der Emsbürener schmunzelnd. Auf der Körung ist der Diarado-Sohn Maurice und seinem Vater Rene aufgefallen. Das ist mittlerweile zehn Jahre her, solange ist der hübsche Dunkelbraune schon ein Teil der Familie. Vierjährig ist Tebbel ihn das erste Mal geritten – Vom A-Springen bis zu Olympia, eine wahre Erfolgsgeschichte. „Ich bin der Familie Müter sehr dankbar, dass sie das Pferd so lange für mich gesichert hat, sonst wäre das wahrscheinlich nicht möglich gewesen.“ Vor den Olympischen Spielen sei es wichtig gewesen, im Training ein gutes Gefühl zu bekommen, denn das ist für den erfolgreichen Nachwuchs-Springreiter das Wichtigste in der Verbindung zwischen Pferd und Reiter. „Beide müssen ein super Gefühl zusammen haben und das Training muss einfach stimmen.” (fn-press//Sina Stahlsmeier)