The Dutch Masters findet vom 11. bis zum 13. März erneut statt und mit ihm das erste Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping des Jahres. Höhepunkt der Veranstaltung wird der Rolex Grand Prix am Sonntag sein, auf dem die besten Springreiter und -pferde der Welt, darunter sieben aus den aktuellen Top 10, um die renommierte Trophäe sowie um den Titel des neuen Anwärters auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping wetteifern werden. Die Brabanthallen werden erneut hell erstrahlen, wenn die berühmte Arena endlich wieder großes Publikum zu einer Reitsportveranstaltung von Weltklasse willkommen heißt.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping – ein Blick auf die Reiter
Der aktuelle Anwärter Martin Fuchs wird alles daran setzen, sich den Sieg des Rolex Grand Prix zu holen und damit seine Ambitionen fortzusetzen, der zweite Gewinner des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu werden. Nach seinem historischen Sieg beim CHI Genf 2021, mit dem er als Erster überhaupt zwei Rolex Grands Prix hintereinander gewinnen konnte, wird der Schweizer, der zurzeit in Höchstform ist, diesmal mit Chaplin antreten. Der braune Hengst ist ein Hallenspezialist, der bereits auf viele Grands-Prix-Siege zurückblicken kann und über die nötige Wendigkeit und Erfahrung verfügt, um in der engen Brabanthallen-Arena erfolgreich zu sein. Zusammen mit Fuchs werden fünf weitere Rolex-Markenbotschafter antreten.
Der neueste Rolex-Markenbotschafter Daniel Deußer wird nach seinem Sieg beim CHIO Aachen 2021 versuchen, sich den Bonus für den Sieg in zwei der vier Rolex Grands Prix zu sichern. Der Deutsche, der den größten Teil des Frühjahres in Florida verbracht hat und dort beim Winter Equestrian Festival angetreten ist, wird mit Scuderia 1918 Tobago Z antreten, einem exzellenten Hallenpferd. Gelingt es Deußer, zu triumphieren, wäre ihm ein Bonus von 250.000-Euro sicher. Aber auch der Schweizer Steve Guerdat wird nach seinem Sieg beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ alles daran setzen, sich eben diesen Bonus zu sichern.
Der letztjährige Gewinner Max Kühner tritt ebenfalls wieder an – nun mit dem Wissen gewappnet, wie man sich in ‘s-Hertogenbosch gegen ein Starterfeld aus Spitzenreitern durchsetzt. Der Österreicher reist mit einem starken Pferdeteam zum The Dutch Masters an und wird entweder mit seinem Siegerpferd aus dem letzten Jahr, Elektric Blue P, oder mit Eic Coriolis Des Isles beim Rolex Grand Prix am Sonntag antreten.
Der derzeit amtierende Olympiasieger im Einzel und die Nummer 5 der Weltrangliste, Ben Maher, schloss das vergangene Jahr mit einem herausragenden Sieg auf seinem berüchtigten Explosion W im Rolex IJRC Top 10 Finale beim CHI Genf ab. Der britische Star, der ebenfalls die Wintersaison in Florida verbracht hat, kehrt für den Rolex Grand Prix nach Europa zurück und tritt in s’Hertogenbosch zum ersten Mal mit dem eindrucksvollen Fuchswallach an, der nur knapp 10 Kilometer von den weltberühmten Brabanthallen entfernt geboren wurde. Sein Landsmann Scott Brash, der als einziger Reiter je den Rolex Grand Prix of Show Jumping gewonnen hat, wird sich erneut daranmachen, sich den so schwer erreichbaren Titel zu erkämpfen. The Dutch Masters ist das einzige der vier Majors, in dem Brash ein Sieg bisher verwehrt geblieben ist, und so wird er auf jeden Fall sein Spitzenpferd für dieses prestigeträchtige Turnier mitbringen. Vervollständigt wird das starke britische Kontingent durch Nachwuchstalent Harry Charles. Nach seinem herausragenden Abschluss des Jahres 2021 ist der 22-Jährige aktuell die Nummer eins der U25-Weltrangliste und wird alles daran setzen, sich seinen ersten Rolex-Grand-Prix-Titel zu holen. Wird es einem dieser Reiter gelingen, als erster Brite seit dem Sieg von Robert Smith 2003 erneut den Titel zu holen?
Das Heimpublikum wird darauf hoffen, dass Harrie Smolders hier besser abschneiden wird als 2021 mit seinem zweiten Platz beim Rolex Grand Prix auf dem Chi Genf. Die niederländischen Fans werden garantiert in Begeisterungsstürme ausbrechen, wenn Smolders die Arena betritt. Neben Smolders treten zwölf weitere Niederländer und Niederländerinnen an, darunter Maikel van der Vleuten und Jur Vrieling.
Der Goldmedaillensieger in der Teamwertung der Olympischen Spiele 2020, Henrik von Eckermann, wird ebenfalls beim Rolex Grand Prix dabei sein. Der Schwede gewann hier bereits 2019 und wird versuchen, seinen Erfolg zu wiederholen. Er ist einer von nur zwei schwedischen Reitern beim The Dutch Masters, nachdem der Weltranglistenerste, Peder Fredricson, von der Teilnahme zurückgetreten ist.
Die Spannung vor dem ersten Major des Jahres steigt. Wird es Martin Fuchs gelingen, seine Jagd nach dem begehrtesten Preis im Springreiten fortzusetzen oder wird sich ein neuer Anwärter durchsetzen?
INTERVIEW MIT MAX KÜHNER:
Sie kehren als amtierender Rolex Grand Prix-Champion nach ’s-Hertogenbosch zurück. Haben Sie das Gefühl, deswegen mehr unter Druck zu stehen?
Nein, nicht wirklich. Natürlich ist mir ist jetzt bewusst, dass ein Sieg möglich ist, aber da ich wahrscheinlich mit einem anderen Pferd starten werde, stehe ich weniger unter Druck, als wenn ich Elektric Blue P. reiten würde. In unserem Sport ist es jedes Mal wieder etwas völlig anderes, wenn man in den Parcours einreitet, deshalb empfinde ich auch weniger Druck.
Welche Pferde werden Sie mitbringen und auf welchem werden Sie beim Rolex Grand Prix antreten?
Beim Rolex Grand Prix werde ich entweder Eic Coriolis des Isles oder Elektric Blue P reiten. Mit Eic Coriolis des Isles war ich in Vejer de la Frontera und er ist im Augenblick hervorragend in Form. Außerdem bringe ich noch zwei jüngere Pferde mit zum The Dutch Masters. Ich nehme immer gerne die weniger erfahrenen Pferde mit, damit sie mal ein Turnier in einer solchen Atmosphäre kennenlernen können – das ist ein wichtiger Teil ihrer Ausbildung.
Bereiten Sie sich auf ein Hallenturnier anders vor als auf ein Außenturnier? Und worin besteht der größte Unterschied?
Ich finde, das kommt immer ganz auf das Pferd an. Manche Pferde brauchen etwas mehr Training, bevor sie in einem Hallenturnier antreten können. Das Wichtigste bei einem Hallenturnier ist, dass die Pferde souverän sind, vor allem, weil sie ganz nah an den Fans über die Hindernisse springen müssen und die Hindernisse auch viel dichter aufeinanderfolgen als bei einem Freilandturnier. Außerdem müssen sie damit vertraut sein, große Oxer in den Ecken zu springen. Deshalb lege ich zu Hause gern ganz gezielte Trainingseinheiten in den Ecken ein. Wir haben eine kleine Reithalle, in der wir die Pferde auf Hallenturniere vorbereiten.
Beim The Dutch Masters sitzen die Zuschauer sehr nah am Parcours. Hat das Einfluss auf die Pferde oder macht es Sie selbst nervöser?
Ich glaube, auch hier kommt es auf das Pferd an. Allerdings sind die Pferde, die wir normalerweise auf den großen Turnieren und im Rolex Grand Prix reiten, an die Nähe zu den Fans gewöhnt. Meiner Meinung nach ist die Atmosphäre, die durch das Publikum entsteht, etwas ganz Besonderes und ich glaube, das spüren die Pferde. Ich sage immer, wenn ein großes Publikum hinter einem steht, verleiht das dem Pferd Flügel.
Wie wichtig ist Ihr Team zu Hause für Ihren Erfolg?
Mein Team ist unglaublich wichtig. Es ist ein entscheidender Faktor für mich, dass ich für jedes meiner Pferde einen ausgeklügelten Plan habe. Ich plane die Entwicklung eines Pferdes über einen langen Zeitraum von mehreren Jahren, nicht nur jeweils von einem Turnier zum nächsten. Ohne ein großartiges Team wäre das unmöglich. Jeder ist in diese Planung mit einbezogen, von den Bereitern über den Hufschmied bis hin zu den Pflegern. Wir überlegen uns, was wir bei jedem Pferd verbessern möchten und wie wir als Team am besten vorgehen, um das zu erreichen.
Ich sage immer, dass unser Sport mehr von einem Teamsport als von einem Einzelsport hat, denn ohne das Team wäre ich nicht in der Lage, überhaupt irgendetwas zu erreichen. Die Bereiter übernehmen den Großteil des Trainings der Pferde, weil ich so viel auf Turnieren unterwegs bin. Vor dem The Dutch Masters zum Beispiel reite ich die Pferde, die ich mitnehme, erst an dem Sonntag vor unserer Abreise. Ich kann dann keine großen Änderungen mehr vornehmen, deshalb müssen die Pferde perfekt trainiert und auf ’s-Hertogenbosch vorbereitet sein.
Welche Eigenschaften sind Ihnen bei einem Bereiter wichtig?
Wir sind immer auf der Suche nach guten Leuten. Sie müssen eine gute Grundeinstellung haben, für diesen Job leben und ihr erster Gedanke beim Aufwachen und der letzte vor dem Einschlafen muss den Pferden gelten. Ich habe gelernt, dass es nicht wichtig ist, wie viel Erfahrung jemand besitzt, wenn er oder sie anfängt, denn solange man aufrichtiges Interesse an dieser Arbeit hat, lernt man schnell und wächst an seinen Aufgaben. Das liegt daran, dass es für diese Menschen nicht einfach nur ein Job, sondern ihre Leidenschaft ist.
Welches der vier Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping ist Ihr Favorit und wieso?
Ich mag jedes einzelne – sie sind alle auf ihre eigene Art etwas ganz Besonderes. Man kann sie nicht wirklich miteinander vergleichen, nicht einmal den CHIO Aachen mit dem CSIO Spruce Meadows ‘Masters’. Natürlich finden beide auf großen Rasenplätzen statt, aber der Parcoursaufbau und die Hindernisgestaltung unterscheiden sich völlig.
Eine Sache haben aber alle Majors gemeinsam: Es sind die schwierigsten Parcours der Welt. Sie sind die anspruchsvollsten Prüfungen und deswegen gibt es dort auch die höchsten Preisgelder in diesem Sport – es sind die Turniere, die jeder Reiter unbedingt gewinnen will. Bei jedem einzelnen Major sind mehr Spitzenreiter vertreten als bei den Olympischen Spielen – es ist schon etwas ganz Besonderes, daran teilzuhaben.
Motiviert Sie die Herausforderung, gegen die besten Reiter der Welt anzutreten?
Absolut. Man lernt so viel, wenn man gegen die besten Reiter der Welt antritt. Ihnen einfach nur beim Warm-up zuzusehen, ist schon sehr inspirierend und motivierend.
Welche Pferd- und Reiterpaare betrachten Sie als Ihre größten Konkurrenten beim The Dutch Masters?
Das ist eine schwierige Frage, weil so viele fantastische Teams dabei sind, aber ich glaube, Martin Fuchs und Chaplin werden in Bestform sein. Sie haben gemeinsam den World Cup™ in Lyon gewonnen und ich glaube, Martin hat Chaplin für diesen Wettkampf geschont, deswegen werden die beiden bestimmt nur sehr schwer zu schlagen sein. Er hat ein großartiges Team und weiß, wie man bei diesen wichtigen Veranstaltungen Bestleistungen bringt.
Der Sport hat sich in den letzten 15 Jahren so stark verändert. Früher fielen einem nur ungefähr drei Pferd- und Reiterpaare ein, denen man den Sieg zugetraut hat – jetzt gibt es ungefähr zwanzig, die den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters gewinnen könnten.
Haben Sie eigentlich auch mal Freizeit? Und wenn ja, wie verbringen Sie sie am liebsten?
Wenn möglich, mit meiner Familie. Ich habe drei Kinder und verbringe unheimlich gerne Zeit mit ihnen. Wenn ich mal etwas länger frei habe, treibe ich gerne Sport. Das finde ich sehr befriedigend.