Es war der Tag der Wall-Premiere: Zum ersten Mal ging es in der zweiten Derby-Qualifikation in Hamburg hinauf auf den Wall. Drei Meter über dem restlichen Parcours – und wenn der Reiter aus seinem Sattel hinabblickt in die Tiefe, dann sind das sogar knapp fünf Meter Augenhöhe. Für manches Paar endete hier am Freitag der Ritt, bei aller Liebe und gegenseitigem Vertrauen.
Einer der Favoriten für das Derby am Sonntag, Benjamin Wulschner, nahm die Runde angstfrei mit zwei Pferden in Angriff. Seine Partner hatten das nötige Vertrauen in sich und ihren Reiter zu Hause erworben: Sie haben auf dem heimischen Schlittenberg geübt. „Der Wall bei uns im Garten ist höher als der Wall in Hamburg. Wenn die Pferde da runter gehen, gehen sie überall runter.“ Nach einem wahren Parforceritt galoppierte er auf Bangkok Girl PP (v. Balou du Rouet) nach 91,14 Sekunden fehlerfrei über die Ziellinie – als fünfter Starter, und keiner holte ihn mehr ein.
Die Entscheidung, mit Bangkok Girl am Sonntag ins Rennen zu gehen, stand schon vorher fest. Bangkok Girl, „war hier schon mal Vierte und einmal Fünfte“. Und das es da nicht zum Sieg reichte, waren aus seiner Sicht allein Reiterfehler.
Einer der jüngsten Starter kam Benjamin Wulschner dicht an die Hinterhufe: Harry Charles brauchte auf Controe (v. Wender R) für seine ebenfalls fehlerfrei Runde 92,61 Sekunden. Für Harry Charles ist es das erste Spring-Derby: „Das Pferd gehört meiner Schwester, zum Glück hat sie es mir ausgeliehen. Controe ist ein Vielseitigkeitspferd, da hatte ich Vertrauen. Ich hatte riesigen Spaß heute. Ich habe kein spezielles Derby-Training gemacht, meine Schwester meinte nur, reite einfach, der kennt und macht das.“
Der Rat funktionierte, das Paar war damit 15 Hundertstel Sekunden schneller als ein irischer Konkurrent, den unter anderem der dreifache Derbysieger André Thieme zu den weiteren Favoriten am Sonntag zählt: Der Ire Shane Breen hatte auf Can Ya Makan (v. Canturo) als erster Starter schon eine Superzeit vorgelegt, die am Ende Rang drei bedeutete. Auch er startete noch mit einem zweiten Pferd, aber Golden Hawk (v. Vigo d’Arsouilles) nahm auf einer scheinbar sicheren Nullrunde unglücklich einen Fangständer mit und ließ dadurch seinen Reiter vor dem Wall aus dem Sattel rutschen. Unverletzt blieben beide – und der Reiter wurde zum Fußgänger.
Zwei deutsche Brüder gehörten auch zu den Platzierten und damit zu denen, die durchaus am Sonntag ihre Chance haben: Auf dem erst achtjährigen Comanche (v. Cellestial) wurde Frederic Tillmann Fünfter, sein Bruder Gilbert, der vor neun Jahren auf dem damals 19jährigen Hello Max das Derby gewann, ritt mit Hadjib auf Rang neun. Seine jubelnd nach oben gestreckte Faust hinter der Ziellinie signalisierte: Ich bin Sonntag dabei!
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