Seit November des vergangenen Jahres trainiert Nationenpreisreiter Hilmar Meyer regelmäßig mit den Verbandshengsten und dem Elmshorner Bereiterteam. Der 60-Jährige kann nicht nur selbst auf zahlreiche Erfolge im Parcours, darunter circa 300 Siege in schweren Springen, zurückblicken. Auch die Errungenschaften seiner Schüler auf nationalem und internationalem Turnier-Parkett sind beachtlich. Alexa Stais (CYP), Nano Healy (IRL) oder auch Angelos Touloupis (GRE) zum Beispiel verdanken in ihren Karrieren einiges dem Niedersachsen, der sich im Land zwischen den Meeren richtig wohlfühlt.
Du blickst auf intensive Trainingstage, erste erfolgsgekrönte Turnierstarts der Verbandshengste und die Hengstpräsentation in Elmshorn zurück – wie hast Du die vergangenen Monate bei der Hengsthaltungs GmbH erlebt?
Hilmar Meyer: „Die Arbeit macht mir abnormalen Spaß! Ich kam schon immer gerne nach Holstein, habe durch meinen besten Freund Tjark Nagel, einige sehr gut bekannte Züchter und natürlich Holsteiner Pferde eine Verbindung hierher. Das Team der Hengsthaltung ist super motiviert und will das Beste für die Pferde herausholen. Und die Entwicklung von Reitern und Hengsten in dieser kurzen Zeit war schon enorm.“
Du bist als Ausbilder bekannt, der seine Schützlinge zu motivieren weiß – wie gehst du das an?
Hilmar Meyer: „Ich bin fest davon überzeugt, dass man – und das gilt für jeden Sport – nur Leistung abrufen kann, wenn man mental stark und positiv ist. Deshalb liegt es mir am Herzen, dass meine Schüler an sich selbst, ihr Pferd und das glauben, was ich ihnen vermittle.“
Das Vertrauen in Dich als Trainer spielt also eine entscheidende Rolle?
Hilmar Meyer: „Absolut! Und einen schlechten Tag zu erkennen, Selbstzweifel zu ergründen und zu beheben. Im Pferdesport ist es niemals der Einzelne, der gewinnt. Das gesamte Team, und damit meine ich nicht nur Pferd und Reiter, sondern auch Pfleger, Manager, Hufschmied, Tierarzt und viele mehr, gehören zum Erfolg dazu. Diese Erfolgsgrundlage stimmt beim Team um Sebastian Rohde. Langfristig erfolgreich sein kann man nur mit konstanter Arbeit, einer guten Grundausbildung von Reiter und Pferd und vor allem ausreichend Zeit bei alledem. Und auch ganz wichtig: Darin müssen sich Management und Trainer einig sein.“
Worauf legst du besonderen Wert?
Hilmar Meyer: „Zunächst einmal müssen passende Paarungen gefunden werden – welcher Reiter passt zu welchem Pferd? Ich glaube das liegt mir und hier profitiere ich von meiner jahrzehntelangen Erfahrung. Ich kann Pferde sehr schnell einschätzen und das hilft dann enorm bei der Vetrauensbildung. Nur mit Vertrauen kann man wachsen.“
Was siehst du als besondere Herausforderung in der Ausbildung und Turniervorstellung von Hengsten?
Hilmar Meyer: „Ein junger Hengst hat Ähnlichkeit mit einem Kind: Er ist verspielt und kann mal abgelenkt sein. Ein gleichzeitiger Sport- und Deckeinsatz bedeutet dazu eine Doppelbelastung. Aber wenn man einen Hengst auf seiner Seite hat, ist das Reiten traumhaft. Hengste werden immer kritisch beobachtet, aber das macht mich nicht nervös. Ich finde, dass auch junge Hengste mal einen Fehler machen dürfen. Sie müssen schließlich erst lernen, ihren Körper richtig einzuschätzen.“
Du betreust Schüler auf der ganzen Welt, hast Deinen eigenen Ausbildungs-, Turnier- und Handelsstall in Niedersachsen mit rund 70 Pferden. Passt das wöchentliche Training mit dem Team der Hengsthaltung da noch rein?
Hilmar Meyer: „Als ich angefragt wurde, habe ich mir Bedenkzeit erbeten und diese nicht nur aus zeitlichen Gründen genutzt. Die Presse-Berichterstattung in der Vergangenheit hat –ob nun angemessen, ob wahr oder falsch – in Reiterkreisen ihre Spuren hinterlassen. Gute Gespräche mit Sebastian Rohde, Tjark Nagel und vielen Züchtern, die ich sehr schätze, haben mir aber Rückenwind gegeben. Ich habe hier eine reelle Möglichkeit, talentierte Reiter und Hengste weiter auszubilden, die Spaß an der Arbeit haben. Das ist auch nach Jahrzehnten als Trainer noch immer, was mich am meisten motiviert. Wenn meine Reiter am Ende einer Einheit sagen, dass sie sich schon auf die nächste freuen, gibt mir das viel. Den Verband und seine Hengste sehe ich als entscheidendes Bindeglied zwischen den Züchtern und dem Sport. Die Züchterschaft prägt ihren Verband. Deshalb hoffe ich, dass ich langfristig die Chance nutzen kann, an der Entwicklung der Hengste teilzuhaben und mit dem Team etwas zu erreichen.“ (Holsteiner Verband)