Gerade war er an diesem Wochenende noch dabei beim Saut Hermès in Paris, hat mit den vielen Freunden geplaudert und gescherzt, die er in der Reiterszene hat. Er hat sein Buch signiert, das den Titel trägt: “On y sera un jour, mon grand”, “Irgendwann sind wir da, mein Großer”. Niemand merkte ihm an, auf welchen Weg er sich machen wollte. Zurück in der Vendee, zwischen Nantes und La Rochelle, wo er seit vielen Jahren seine Heimat gefunden hat, hat Jean Maurice Bonneau mit 64 Jahren in seinem Haus Abschied von der Welt genommen. Die ganze internationale Reiterwelt trauert mit seiner Familie um diesen großartigen Menschen, Reiter und Trainer.
In den neunziger Jahren gehörte der Landwirtssohn zur französischen Springreiter-Equipe, gewann mit ihr 1995 in St. Gallen Bronze bei der Europameisterschaft. Schon da begann er zu reflektieren, was er als Trainer anders machen würde. Und er setzte als Nationaltrainer in Frankreich und in Brasilien seine Ideen erfolgreich um, gehörte seit Jahren zum Auswahlgremium der Young-Riders Academy.
Als Teamchef der französischen Equipe hatte er das von ihm selbst so genannte „System Jean-Maurice Bonneau” entwickelt, das auf drei Säulen (PTM) beruhte und unverändert zeitlos wirkt. Er selbst hat es einmal so erklärt:
„Als ich die Zügel in die Hand nahm, sagte ich zu den Reitern: Wir werden versuchen, eine gemeinsame Sprache mit drei Schlüsselwörtern zu etablieren, mit denen wir genau wissen können, wo wir stehen:
1. Säule – die Physis
Damals, vor 20 Jahren, als ich bei jedem Treffen sagte: ,In der Tasche ist Sportkleidung, ein Trainingsanzug und Schuhe, um laufen zu gehen‘, und wir mit dem Joggen anfingen, bevor wir mit dem Reiten anfingen, wurde hinten gemeckert!
2. Säule – die Technik
Die Technik ist das Erlernen einer technischen Bewegung sowohl für das Pferd als auch für den Reiter, die Lösungsarbeit, Dressur – auch wenn ich das Wort nicht sehr mag -, das Springen eines Parcours mit verschiedenen Linien, Kombinationen usw. beinhaltet.
3. Säule – das Mentale
Ich brachte die Reiter dazu, über diesen Aspekt nachzudenken, indem ich ihnen sagte: Wer in diesem Raum kennt nicht den kleinen oder großen Kloß im Bauch, die feuchten Hände, die trockene Zunge und denkt sich: Was mache ich hier eigentlich? Es ist kein Gesichtsverlust, wenn man das zugibt. Im Gegenteil: Wenn technisch und körperlich alles in Ordnung ist und man die mentale Stärke nicht aufbringen kann, weil man zu nervös war, lohnt es sich trotzdem, fünf Minuten darüber nachzudenken und den Fehler zu finden, um ihn zu beheben.“
Vieles von dem, was er dachte und machte, war vor 20 Jahren revolutionär und ist bis heute wegweisend. Er hat es in der Young Riders Academy weitergegeben an die nächste Generation. „Wir wollen uns an den wunderbaren Menschen erinnern, der er war, und an den tiefgreifenden Einfluss, den er auf die YRA und den Pferdesport hatte. Jean Maurice wird für immer in unseren Herzen weiterleben“, verabschiedete sich jetzt die Young Riders Academy.
„Er hat mit seinem Wissen und seiner Liebe zu den Pferden die Geschichte des Pferdesports geprägt. Er war ein Vorbild für viele, seine Energie und seine gute Laune haben viele von uns auf die Spitze getrieben. Er hat unser Leben durch seine Anwesenheit erhellt und hinterlässt eine große Lücke.“ Es sind die Worte seiner Familie, den nichts hinzuzufügen ist.