Der Wettergott hatte ein Einsehen: Nach den langen Regentagen beim Pfingstturnier in Wiesbaden schien pünktlich zum Großen Preis endlich die Sonne. Gleich die zweiter Starterin, die Schwedin Antonia Pettersson Häggström und Zara de Laubry Z (v. Zandor) zauberten eine erste Nullrunde in den Gras-Parcours. Doch was bei ihr so leicht aussah, hatte durchaus seine Tücken im Parcours. Am Ende absolvierten nur fünf Paare den CSI4*-Parcours ohne Fehler. Immerhin neun Starter beendeten den Parcours sogar vorzeitig.
Im Stechen hatte dann der immer schnelle Belgier Koen Vereecke mit Kasanova de la Pomme (v. Bamako de Muze) und einer Zeit von 54.56 Sekunden die Nase vorn. Dabei war das nicht die schnellste Zeit, die mit Abstand flotteste Runde im Stechen drehten Nicola Pohl und Catz de Slupice (v. Tresor de Virton) mit 50.75 Sekunden. Leider fiel auf dem Weg ins Ziel eine Stange und Nicola Pohl rutschte auf Platz drei. Platz zwei ging an Anna Maria Kuhlmann im Sattel von Pegasus Deau Ri Mi (v. Deauville van TL) mit einer fehlerfreien Runde im Stechen und einer Zeit von 57.53 Sekunden. Platz vier sicherte sich der Sieger vom letzten Wochenende in Hamburg, Yuri Mansur. Er hatte seinen Erfolgspartner Vitiki (v. Valentino) gesattelt. Platz fünf ging an die Schwedin Häggström vor Richard Vogel und Cepano Baloubet (v. Chaman) mit der schnellsten 4-Fehler-Runde im Umlauf.
Vereecke saß im Sattel seines EM-Partners vom vergangenen Jahr, dem 14-jährigen Kasanova de la Pomme, mit dem er zu den Olympia-Kandidaten der belgischen Equipe gehört. „Der Sieg heute bedeutet mir sehr viel“, erklärte der Belgier. „In 14 Tagen soll ich meinen ersten Nationenpreis in St. Gallen reiten, da war Wiesbaden als Vorbereitung gedacht – besser hätte es nicht laufen können.“ Auch mit Blick auf Paris sei dies ein sehr wichtiger Schritt für ihn gewesen. Seine Taktik war einleuchtend: „Ich wollte nicht zu schnell reiten, nicht alles rauslassen. Ich bin einfach meinen Weg geritten und wusste, dass es schnellere Reiter gibt, aber ich wollte fehlerfrei reiten und eine gute Runde haben.“ Er sei das erste Mal in Wiesbaden gewesen. „Es ist ein unglaubliches Turnier und der Parcourschef hat einen super Job gemacht, genauso wie alle Menschen drum herum.“
In absoluter Spitzenform zeigte sich Anna Maria Kuhlmann an diesem Wiesbaden-Wochenende. Auf ihrer 13-jährigen Stute Pegasus ist sie im Hauptspringen am Sonntag unter die besten Fünf ins Stechen gesprungen, heute gelang ihr im Großen Preis derselbe Coup. Mit einer kontrollierten Nullrunde wurde die 33-Jährige Zweite. „Ich habe die Stute jetzt erst seit drei Monaten“, sprudelte es voller Freude aus Anna Maria Kuhlmann heraus. „Sie springt einfach wahnsinnig gut, so ein Pferd macht es einem leicht. Gestern hatte ich im Stechen zwei Fehler, deswegen war der Plan heute mit Ruhe doppelnull. Irgendwie wusste ich, dass es nicht so viele Doppelnuller werden würden.“ Recht hatte die Rheinländerin, die seit drei Monaten auf dem Gestüt Bonhomme in der Nähe von Berlin Zuhause ist.
Ebenfalls top in Form: Nicola Pohl. Die Springreiterin aus dem hessischen Marburg hatte wenigen Stunden zuvor mit Arlo den Dyckerhoff Preis im Schlosspark gewonnen, im Großen Preis riskierte sie mit Catz de Sulpice fast alles, aber dann fiel eine Stange. „Im Nachhinein ärgere ich mich vielleicht ein bisschen, dass ich zu schnell geritten bin“, lächelte die 28-Jährige, aber insgesamt sei sie total glücklich. „Dass erste Springen zu gewinnen, hat uns alle schon happy gemacht“, lacht sie. „Meine Mama ist auch gekommen zum Zuschauen, das passiert gar nicht so oft.“ Nach dem Sieg habe sie kurz Stress gehabt, sich auf den Großen Preis vorzubereiten. Aber Catz habe ihr ein super Gefühl gegeben und es habe riesigen Spaß gemacht. Ob ihr der Regen etwas ausgemacht habe? „Ich habe mich eigentlich das ganze Wochenende auf dem Boden sicher gefühlt. Das war alles top gemanagt. Deshalb habe ich mich auch getraut, richtig schnell zu reiten.“
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