Birkhof’s Arezzo Man FBW ließ sich in aller Ruhe feiern. Völlig entspannt genoss der Hengst die Ehrungen und Jubelstürme der begeisterten Zuschauer. Lohn für die beiden Traumrunden, die der Sohn des Arezzo (NLD) – Last Man Standing, im Finale der fünfjährigen Springpferde abgeliefert hatte. Seine Reiterin Sophie Hinners war ebenso entspannt, zwischen ihr und dem Hengst stimmt die Chemie.
Der Züchter Christian Kraus war nicht vor Ort, aber Besitzer Thomas Casper vom Gestüt Birkhof. Er hat den Schimmelhengst als Fohlen gekauft, ließ ihn auf dem Birkhof groß werden und behutsam ausbilden. „So ein Pferd habe ich noch nie gehabt. Er wird zu Hause nur leicht geritten und in Gang gehalten, gern auch im Gelände. Seine Rittigkeit ist außergewöhnlich“, schwärmt Thomas Casper.
Die Qualität als Springpferd fiel auch der Trainingsgemeinschaft Hinners, Vogel und Will auf, sie sicherten sich vor ein paar Monaten Anteile an dem Hengst und vervollständigten seine Ausbildung zum Springpferd. Mit Richard Vogel qualifizierte sich Birkhof`s Arezzo Man FBW schnell für das Bundeschampionat. Und weil man im Stall Hinners/Vogel auch schon mal die Pferde wechselt, qualifizierte auch Sophie Hinners den als Deutsches Sportpferd (BaWue) eingetragenen Fünfjährigen bei ihrem ersten und einzigen Turnier vor dem Bundeschampionat. Warendorf war erst das zweite gemeinsame Turnier für das Paar. Die Doppelbesetzung war vorausschauend, denn Richard Vogel startet an diesem Wochenende in Spruce Meadows. Dem Warendorfer Publikum wären die beiden wunderbaren Runden, die Sophie Hinners und Birkhof`s Arezzo Man auf der Burandtwiese zelebrierten, sonst entgangen. Knapper Kommentar nach dem ersten Umlauf von Peter Teeuwen, der wie gewohnt die Richterurteile erläuterte: „Sehr gut, 9,5. Dem ist nichts hinzuzufügen!“ Der zweite Umlauf gelang ebenso perfekt, wieder gab es eine 9,5. Mit der Notensumme 19,0 wurde der Schimmelhengst unangefochten Bundeschampion der fünfjährigen Springpferde 2024.
Auch der Vize-Bundeschampion wurde von einer Reiterin vorgestellt. Comme mon pére ist ein Sohn des Comme il faut, aus einer Mutter von Quintender, lieferte unter Jana Fink als achter Starter in der Springpferdeprüfung Kl.M* mit zwei Umläufen die erste Vorstellung ohne Abwurf. Mit 8,8 bewertete die Richtergruppe Peter Rauert, Werner Tapken und Hubert Uphues die Runde des Hannoverschen Hengstes im ersten Umlauf. „Comm mon pére will alles richtig machen. Er fußt kraftvoll ab, ist frisch und aufmerksam“, die Begründung für die hohe Note. Im verkürzten zweiten Umlauf zeigte sich der von Heinz-Wilhelm von Thaden gezüchtete Dunkelbraune noch frisch wie am ersten Tag, steigerte sich im Laufe des Parcours noch einmal und erhielt für seine gute Leistung eine 9,3. Sicher auch zur Freude seines Besitzers Florian Reitmayer. Die Notensumme 18,1 reichte für die Silbermedaille. Jana Fink bekam Sonderapplaus, schließlich ist das Bundeschampionat für sie so etwas wie ein Heimspiel. Sie betreibt gemeinsam mit ihrem Mann einen Ausbildungsstall nur zwei Kilometer entfernt vom Championatsgelände.
„Kraftvoll, mit erwünschter Bascule und hinten weit öffnend“ sahen die Richter die Vorstellung des Drittplatzierten Geoffreyunter Birgit Gärtner-Döller. Zwar mit relativ viel Einwirkung durch die Reiterin aber dennoch genügend rittig reichte es im ersten Umlauf für eine 8,6. Der zweite Umlauf gelang gleichmäßiger, der Hengst dabei noch voller Kraft. Das spiegelte sich auch in der Note wider. 9,0 für den zweiten Auftritt. In Summe 17,6 für den schwarzbraunen Rheinländer von George Z – Cornado I. Gezüchtet wurde Geoffrey von Heinrich Burmester, er steht im Besitz der SHK Horses GmbH. Der einzige rheinländischer Vertreter in diesem Starterfeld, das von Westfalen, Hannover und Holstein mit je elf Zuchtprodukten dominiert wurde.
14,8 oder besser musste die Gesamtnote aus den beiden vorangegangenen Qualifikationen sein, um sich für das Finale der fünfjährigen Springpferde zu qualifizieren. Das waren in Summe 40 Pferde, davon gingen 38 an den Start. Hannes Ahlmann aus Hademarschen, der es mit zwei Pferden bis ins Finale geschafft hatte, hatte sich am Vortag bei einem Sturz am Wassergraben einen Bänderanriss am Knie zugezogen und konnte nicht mehr antreten.
Nur zehn Pferde absolvierten den Parcours ohne Fehler, es gab ungewöhnlich viele Abwürfe. Vor allem der vorletzte Sprung, eine weiße Planke, stellte sich als Fehlerquelle heraus. Leicht bergab, auf den Ausgang zu, wurde dieser Sprung zum echten Prüfstein für Vorsicht und Rittigkeit.
Der Tierschutzpreis, der von Xenophon, der Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR) und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) vergeben wird, ging an ebenfalls an die Siegerin Sophie Hinners. “Sehr gefühlvolles, effektives Reiten, sowohl auf dem Vorbereitungsplatz, als auch im Parcours”, hieß es in der Bewertung. fn-press/Christine Meyer zu Hartum