“Ich hatte immer das Glück, gute Mentoren zu haben, Menschen, die mir Chancen boten, mir halfen. Heute möchte ich davon etwas zurückgeben.“ Interview mit der Gründerin der IRON DAMES, Deborah Mayer. 

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Wenn sie etwas macht, dann macht sie es richtig oder gar nicht: Deborah Mayer gibt Vollgas. Immer! Und aus Überzeugung. Ob als unerschrockene Rennfahrerin, als erfolgreiche Unternehmerin im Finanzwesen oder als Gründerin von reinen Damen Teams im Motor- und Springsport: Das, was sie macht, macht sie mit Leidenschaft und aus Überzeugung. 

Gerade hat die Französin mit ihrem erst vor rund einem Jahr gegründeten Damen-Team, den Cannes Stars powered by Iron Dames Equestrian, souverän und überragend die Global Champions League Meisterschaft 2024 im Springreiten in Rabat gewonnen und sich damit in die Geschichtsbücher des Springreitens eingetragen. Natalie Dean, Katrin Eckermann, Kim Emmen, Sophie Hinners, Janne Friederike Meyer-Zimmermann und Sanne Thijssen haben als Team mit Leidenschaft, harter Arbeit, Teamgeist und dem unerschütterlichen Glauben daran bewiesen, was Frauen erreichen können, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gibt. 

Doch wer ist Deborah Mayer, die Reitsport-Mäzenin, die großzügig die weltbesten Pferde für ihre Reiterinnen kauft, wie z.B. die Olympia-Stute Dubai du Cedre für Janne Meyer, sie als Team aufbaut und unterstützt?  spring-reiter.de hat die eher zurückhaltend wirkende 47-Jährige zu einem persönlichen Gespräch nach dem Sieg der Iron Dames in Rabat getroffen. Die Team-Chefin trägt das schwarz-pinkfarbene sportliche Outfit ihrer Iron Dames mit passender Basecap und schwatzt fröhlich mit ihren Reiterinnen. Alle sitzen zusammen in großen Lounge-Sesseln und beinahe wirkt sie wie eine von ihnen. Nicht wie eine Anführerin, eher wie eine Freundin. Die Stimmung ist locker, man kennt und vertraut sich, tauscht sich aus. 

“Es geht darum, Chancen zu schaffen, talentierten Frauen die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten zu zeigen, über sich hinauszuwachsen und auf höchstem Niveau mit den besten Athletinnen der Welt erfolgreich zu sein, unabhängig von ihrem Geschlecht “, erklärt Deborah Mayer die Motivation zu ihrem Projekt. 

„Meine pure Leidenschaft für diese beiden Sportarten, in denen ich selbst Wettkämpfe bestritten habe, ist die Hauptantriebskraft. Zudem haben Motorsport und Reitsport das Schöne gemeinsam, dass Männer und Frauen in einem immer noch von Männern dominierten Umfeld gleichberechtigt gegeneinander antreten können“, bringt es die Iron-Dames Team-Chefin auf den Punkt. Sie spricht leise, aber in der Sache bestimmt. 

Angetrieben von ihrer Faszination für den Motorsport entwickelte Deborah Mayer 2018 das Projekt der Iron Dames, das auch ihren eigenen beruflichen Werdegang widerspiegelt: So war sie früh eine der wenigen Frauen, die unter der Anleitung guter Mentoren in einem wettbewerbsintensiven und von Männern dominierten Umfeld erfolgreich waren. Aufgrund ihrer Erfahrungen fühlt sie sich heute verpflichtet, leidenschaftlichen, talentierten und motivierten Frauen dabei zu helfen, sich zu beweisen, sich weiter zu entwickeln.

„Ich bin glücklich, dass ich meiner Leidenschaft folgen kann. Springreiten und der Motorsport sind meine Passion. Ich hatte immer das Glück, gute Mentoren zu haben, Menschen, die mir Chancen boten, mir halfen. Heute möchte ich davon etwas zurückgeben“, sagt Unternehmerin Deborah Mayer. Mit ihrem Mann, dem Italiener Claudio Schiavoni, teilt sie die Leidenschaft für Autorennen. 

Inspiriert von dem Projekt Iron Dames, das talentierten Frauen die Möglichkeit gibt, sich im Motorsport zu entwickeln und auf höchstem Niveau erfolgreich zu sein – die Iron Dames haben als reines Frauenteam z.B. Siege im Langstreckenrennsports erzielt und u.a. als erstes Frauenteam 2023 ein Rennen der FIA World Endurance Championship gewonnen –  weitete die Managerin mit einer Schwäche für Pferde diese Bewegung Ende 2023 auf die Welt des Springsports aus. „Auf der Grundlage eines soliden Fundaments haben wir das erste und einzige Frauen-Springreiterteam aufgebaut, das den Ehrgeiz hat, bei den wichtigsten FEI-Springturnieren auf der ganzen Welt anzutreten“, erklärt Deborah Mayer das Ziel.  

Ein weiterer Punkt, der für ihr Projekt der Iron Dames von zentraler Bedeutung ist, ist der Generationswechsel. „Die Erfahrensten geben ihr Wissen und ihre Erfahrung an die jüngere Generation weiter. Die jungen Leute, die an den Start gehen, bekommen die Erfahrung von denjenigen, die bereits in verschiedenen Kategorien Rennen gefahren sind. Genauso geben im Springsport die Erfahrensten, wie Championatsreiterin Janne, ihr Wissen an die Jüngeren weiter. Es ist sehr schön, in der GCL auf höchstem Niveau zu reiten, weil es eine Chance ist, die Jüngeren an das höchste Wettkampfniveau heranzuführen und ihnen die Möglichkeit bietet, sich zu messen“, freut sich die Gründerin, der es vor allem um die geballte Team-Kompetenz geht, um den Zusammenhalt. Zickenkrieg und Stutenbissigkeit haben bei ihr keinen Platz. 

Ihre große Liebe zu den Pferden entflammte früh: „Es war meine erste Passion. Ich habe als Achtjährige meine ersten Turniere in Frankreich bestritten und bin bis zum Ende des Gymnasiums intensiv geritten“, erinnert sich Deborah Mayer. Dabei stammt sie nicht aus einer Pferde-Familie. „Niemand in meiner Familie hatte etwas mit Pferden oder Reitsport zu tun. Alles hat mehr durch Zufall angefangen. Die ersten Schritte machte ich auf Ponys in der Bretagne und in Paris, später ritt ich dann Pferde.“ 

Nach dem Abitur war es mit dem Reiten erst einmal vorbei und es stand die berufliche Karriere im Fokus: „Ich bin zur Universität gegangen, habe angefangen, meine Karriere im Finanzwesen aufzubauen und bin viel gereist. Das mache ich heute noch“, lacht Deborah Mayer. 

Neben ihrer beruflichen Karriere startete die Französin auch als Rennfahrerin durch. Im Laufe ihrer Karriere hat die Unternehmerin an zahlreichen GT-Rennen teilgenommen, darunter beim GT Le Mans Cup, der European Le Mans Series sowie beim GT3-Rennen mit dem Ferrari 488 GT3 Evo. 2022 wurde sie sogar zur Präsidentin der FIA -Kommission Frauen im Motorsport ernannt, trat von diesem Posten allerdings Ende letzten Jahres zurück. 

„Im vergangenen Jahr hatte ich dann die Möglichkeit, das Projekt der Iron Dames auf die Reitsportwelt zu erweitern. Ich konnte damit zu meiner ersten Leidenschaft zurückzukehren, und das war fantastisch. Wir haben den Grundstein in Italien auf einer Rennbahn, die früher ein Hippodrom war, gelegt. Es war sehr schön für uns, die beiden Welten des Motor- und Pferdesports miteinander zu verbinden und das Projekt zu starten, um eine Brücke zwischen den beiden Sportarten zu schlagen.“

Doch Deborah Mayer wäre nicht so erfolgreich, würde sie sich nur mit dem Zusehen begnügen: „Ich habe nach 28 Jahren Pause in diesem Sommer wieder angefangen zu reiten und ich liebe es. Auf dem Pferd habe ich immer ein großes Lächeln im Gesicht, reiten macht mich einfach glücklich“, gesteht die Unternehmerin und strahlt auch jetzt. 

Natürlich hat sie auch im Sattel Ehrgeiz, will sie alles richtigmachen und nahm erst einmal Dressur-Stunden. „Ich habe schnell gemerkt, dass mein Körper nicht mehr ganz so dynamisch ist wie früher, obwohl ich mein ganzes Leben sehr viel Sport getrieben habe. Jetzt trainiere ich täglich 1,5 Stunden, damit ich wieder richtig fit werde. Wenn ich etwas mache, will ich es richtig machen oder gar nicht“, gesteht Deborah Mayer. Sie liebäugelt sogar wieder mit eigenen Turnierstarts. Natürlich nicht auf dem Level ihrer Iron Dames, aber Hindernisse bis 1,10m würde sie schon gerne wieder in Angriff nehmen. Natürlich holt sie sich Rat und Tipps von ihren Team-Kolleginnen, allen voran Janne Friederike Meyer-Zimmermann. 

Deborah Mayer ist ein Team-Player, durch und durch. Wenn ihre Reiterinnen am Start sind, fiebert sie intensiv vor Ort mit, drückt in der Kiss & Cry Area aufgeregt die Daumen und ihre große Freude und Liebe für die Pferde und den Sport sind auch hier für niemanden zu übersehen. 

Nach dem Sieg der Iron Dames in der Gesamtwertung der Global Champions League 2024 soll es demnächst bei den GC Playoffs in Riad und auch 2025 genauso weiter gehen: „Die Iron Dames sind ein Langzeitprojekt“, hält die Gründerin fest und hat für ihr Damen-Team längst nicht nur Erfolge bei der Global Champions League im Blick, sondern nimmt bereits die Olympischen Spiele in Los Angeles 2028 ins Visier: „Es ist wichtig, dass mehr und mehr Frauen auf höchstem Niveau an Wettkämpfen teilnehmen. Dieses Jahr haben wir Kim Emmen bei den Olympischen Spielen in Paris gesehen, die zu unserem Team Cannes Stars powered by Iron Dames gehört. Sie ist unglaublich geritten, das war sehr beeindruckend. Es wäre mir eine Ehre und eine Freude, immer mehr Iron Dames auf diesem höchsten Niveau starten zu sehen. Ob es nun der Nationenpreis, die Olympischen Spiele oder die Europameisterschaften sind. Es gibt so viele Möglichkeiten, an Wettkämpfen teilzunehmen, und es ist schön, die Entwicklung zu sehen, aber wir gehen Schritt für Schritt. Es ist wichtig, Träume und eine Leidenschaft zu haben und die Dinge auf eine angemessene Weise zu tun. Man darf nichts überstürzen, die Dinge kommen zu ihrer Zeit, aber man muss für seine Träume auch hart arbeiten.“  

Die letzten Erfolge geben ihr ohne Zweifel Recht. Und die Reise der Iron Dames im Springsport hat gerade erst begonnen. 

Text und Interview: Corinna Philipps