„Stallgespräch: Was nun, Herr Richenhagen?“ ist der Titel eines Online-Talkformates mit dem neuen Präsidenten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Für die Premiere waren die 50 Plätze schnell vergeben, weitere Talkrunden sollen aber noch folgen. Via Zoom hatte Prof. Martin Richenhagen in die Stallgasse eingeladen, um sich mit Mitgliedern und Interessierten über aktuelle Themen des Pferdesportes auszutauschen. Die Themen waren vielfältig von Fragen zur Nachwuchsförderung, Angebote für den Breitensport oder die Ausbildung von Freizeitreitern bis hin zum Wolf.
Zu Beginn gab FN-Präsident Martin Richenhagen einen Einblick, was seit seiner Wahl am 26. November passiert ist. Er habe dann sofort losgelegt in Warendorf, und zwar zuerst mit einer Betriebsversammlung. „Mein Ziel ist, aus der FN einen erstklassigen Verband zu gestalten mit hoher Kundenorientierung, und zwar mit der Ausrichtung und mit der Philosophie, dass die FN ein Dienstleistungsunternehmen ist,“ erklärte er.
Auch gab es eine Frage, welche Angebote es speziell für den Breitensport und somit für die Mehrheit der Mitglieder aus Warendorf gebe. Richenhagen antwortete: „Wir haben Ideen, deshalb haben wir auch das Projekt ‚100 Schulpferde plus‘, was sehr, sehr gut ankommt, ins Leben gerufen. Ich selbst habe einen großen Schulbetrieb gehabt im Rheinland und hab damit mein Studium finanziert. Also ich bin jemand, der von der Basis kommt. Ich bin nicht eingeflogen, weil meine Eltern wohlhabend waren und mir ein Pferd gekauft haben für eine Million, sondern ich habe mir das alles an der Basis erarbeitet. Ich glaube, ich weiß, wie wichtig die Basis ist.“
„Es gibt viele Dinge, die wir im Bereich Breitensport oder Freizeit-Reitsport machen können. Also von daher muss man sich nicht nur um den Spitzensport – wir sind ja im Spitzensport sehr erfolgreich und da haben wir eigentlich am wenigsten Sorgen – kümmern. Wir müssen uns kümmern um den ganz normalen Reiter, der auf dem Land, also in Wald, Feld und Flur reitet. Da kommen wir sehr bald mit Angeboten.“
Der FN-Präsident gab zu diesem Thema auch einen Hinweis auf die Persönliche Mitgliedschaft bei der FN: „Ich sage mal, dass die Persönliche Mitgliedschaft, uns sehr stark helfen könnte, auch finanziell. Die Persönlichen Mitglieder, die sind alle eigentlich sehr zufrieden, weil die relativ viel geboten bekommen. Also von daher glaube ich, ist das ein großes Potenzial.“
Sorgen um den Nachwuchs im Pferdesport
Ein Teilnehmer fragte, wie die FN, die Landesverbände, aber auch die Vereine, es schaffen wollen, dass der Reitsport nicht mehr so in Verruf gerate, sondern dass auch in den eigenen Reihen der Reiter wieder mehr Sachverstand vorhanden sei. „Wie sollen wir den Leuten den Reitsport erklären, die damit nichts zu tun haben, wenn in den eigenen Reihen überhaupt kein Pferde-Sachverstand mehr vorhanden ist. Das wird immer weniger und erzeugt großen Unmut“, so seine Einschätzung. Eine Teilnehmerin sorgte sich speziell um den Nachwuchs im Reitsport: „Für mich ist das ein ganz kritischer Punkt, weil wir systematisch den Nachwuchs verlieren und wir systematisch auf diese Art und Weise auch das Interesse am Reitsport und damit auch die Kenntnis über den Reitsport verlieren. Die Leute kommen in immer größerer Distanz und wir haben mit immer mehr unsinnigen oder nicht fachgerechten Kommentaren zu tun.“
Auch eine andere Teilnehmerin meldete sich mit einem ähnlichen Thema. Sie berichtete, dass nicht mehr geritten werde, es werde nur noch geführt. „Mich interessiert, wie Sie diese Menschen wieder einfangen möchten? Das können Sie ja nur über Ausbildungs-Veranstaltungen machen und da muss man wirklich ran“, so ihr Statement. Der Präsident sicherte zu, sich damit zu befassen.
Ein Wunsch aus der Runde wäre auch für die Zukunft, dass es eben dann doch einen etwas größeren Fokus auf die Ausbildung von Freizeitreitern gäbe. Das sieht der FN-Präsident auch so: „Das ist erstens ein wichtiges Thema, zweitens ein attraktives Thema und drittens machen wir das nicht gut genug.”
In der einstündigen Talk-Runde kamen auch Fragen zum Wolf. Dazu sagte Richenhagen: „Nach den letzten Entwicklungen sieht es so aus, dass da etwas passiert. Und wir sind da nach wie vor aktiv. Es ist aus meiner Sicht so, dass es möglich sein wird in Zukunft, dass der Wolf bejagt wird.“
Ein weiterer Wunsch aus der Runde, war es, dass die FN wieder sichtbarer werde im nicht-organisierten Bereich. Martin Richenhagen erklärte, dass er Schirmherrschaften übernehme und auch häufiger bei kleineren Veranstaltungen Präsenz zeige. Man müsse auch manchmal Präsenz zeigen, ohne dass da finanziell was bei rauskomme. „Wir arbeiten ganz intensiv daran, das Image der FN zu verbessern. Und diese Veranstaltung heute, ist so ein kleines Mosaiksteinchen in diesem Zusammenhang. Auf jeden Fall war es ein erster Schritt zum Thema sichtbar werden“, sagte der FN-Präsident.
Ulrich Stockheim, der als Moderator durch die Veranstaltung führte, ergänzte mit seinen Schlussworten: „Das haben wir, glaube ich, heute geschafft. Der Präsident hat zwei Monate nach Amtsantritt, schon zu vielen Dingen recht klar Stellung bezogen.“ (fn-press)