Manchmal ist das Leben hart, und dann versucht man eben irgendwie gute Miene zum bösen Spiel zu machen. So ging es an diesem Samstag David Will, als er fünf Wochen, nachdem sein Erfolgspartner C Vier ihm unter dem Sattel weg nach Irland verkauft wurde, beim Wiesbadener Pfingstturnier im Lotto-Hessen-Preis zum ersten Mal “sein” Pferd wieder traf. Und was es nicht besser für ihn machte: Der Ire Cian O’Connor sprang in der Zwei-Phasen-Springprüfung auf Vier-Sterne-Niveau mit C Vier zum Sieg. Fehlerfrei in 28,37 war das Paar in der zweiten Phase schneller als die anderen 38 internationalen Paare, auch als David Will auf Concordia. Mit 28,77 Sekunden kam der Ägypter Karim Elzoghby auf Zandigo am nächsten an das Siegerpaar heran. Platz drei ging ebenfalls nach Irland: an den erst 17-jährigen Tom Wachman, einen Schüler von Sieger O’Connor, auf Lazzaro delle Schiave.
„Das ist ein wunderbares Turnier“, strahlte O’Connor. „Ich war schon sehr oft hier und ich liebe diesen großen Rasenplatz. Und wenn es dann noch so läuft wie heute…“ Bereits im 1,45-Meter Springen zuvor, im Preis des Sportpferdezentrums Rhein-Main Hofgut im Spess, dominierte die ‚irische Power‘. In dem Fall hatte sich der 18-jährige Bruder von Tom, Max Wachman, ebenfalls ein Schüler von O’Connor, den Sieg gesichert und seinen Trainer auf Rang zwei verwiesen.
Cian O’Connor schwärmte nach seinem Sieg: „Ich liebe dieses Pferd. Er ist intelligent, sensibel, hat eine tolle Einstellung und Vermögen. Außerdem hat er vor nichts Angst und das Herz eines Löwen.“ 14 Jahre jung ist der Holsteiner v. Cardento, der im vergangenen Jahr zum deutschen EM-Silberteam unter David Will gehörte, in diesem Jahr das Finalspringen beim Weltcup-Finale gewann und eigentlich auch für die WM in Herning eingeplant war. „Dieses Pferd ist sehr gut ausgebildet worden“, betonte O’Connor, „erst von Janine Rijkens und dann von David, das macht vieles für mich leichter. Natürlich muss man zu jedem Pferd erst mal eine Beziehung aufbauen, aber wenn ein Pferd so gut mitdenkt und so viel Erfahrung hat, hilft das sehr.“ Die Weltmeisterschaft in diesem Jahr plant O’Connor in erster Linie mit seinem Olympiapartner von Tokio, Kilkenny, aber die Option C Vier hat er im Hinterkopf – auch für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Bis zu den Spielen 2028 in Los Angeles möchte er, wenn es geht, auf jeden Fall noch im Spitzensport aktiv bleiben – nicht zuletzt durch seine Bronzemedaille in London ‚angestachelt‘. „You never know…“, grinst er und freut sich auf die Zukunft mit diesem Ausnahmepartner. Morgen hat C Vier Pause, damit er am Montag für den LONGINES Grand Prix, den Großen Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden, ausgeruht ist.
David Will ist auch ohne seinen ehemaligen Erfolgspartner weiterhin hocherfolgreich in internationalen Parcours unterwegs. Im Lotto-Hessen Preis wurde er mit der zehnjährigen Stute Concordia Sechster, mit der er zuletzt in Hagen und Mannheim siegreich war. Übrigens: Concordia ist eine Tochter von Wills ehemaligem Erfolgspartner Colorit – Familienangelegenheit!
Mit dem Sieg im Lotto-Hessen Preis hat O’Connor nicht nur einen herrlichen Erfolg zu feiern und kann sich über die Siegprämie freuen, zusätzlich hat er auch noch sehr wertvolle Weltcup-Punkte gesammelt. Dieses Springen war die erste von vier Prüfungen beim LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden, die für die Weltrangliste zählen.
Ein Siegerhäppchen für C Vier – frisch von Cian O’Connor im Wiesbadener Schlosspark gezupft.
Foto: TomsPic.de