Meredith Michaels-Beerbaum: „Wenn ich ein Pferd finde, das mit Shutterfly vergleichbar ist, dann…“
Interview mit Meredith Michaels Beerbaum. Foto: Rolex Grand Slam

Meredith Michaels-Beerbaum: „Wenn ich ein Pferd finde, das mit Shutterfly vergleichbar ist, dann…“

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Sie hat beinahe alles gewonnen, was man im internationalen Springsport gewinnen kann: Sie war Einzel-Europameisterin (2007) mit ihrem legendären Shutterfly, wurde Mannschafts-Weltmeisterin (2010), ist mit einer Mannschafts-Olympia-Bronze-Medaille dekoriert und führte als erste Frau die Weltrangliste an: Meredith Michaels-Beerbaum ist eine Ikone, ein großes Vorbild für so viele Nachwuchs-Reiter.  spring-reiter.de hat Meredith Michaels-Beerbaum in der Rolex Lounge beim CHIO Aachen zum Interview getroffen, über ihre ersten Erlebnisse in Aachen, über ihre neue Rolle als Trainerin und über ein mögliches Comeback im Springsattel gesprochen.

Meredith, du warst am Donnerstag im Stadion, als Team Germany sensationell den Nationscup gewonnen hat. Denkst Du bei so einer tollen Atmosphäre und über 40.000 feiernden Zuschauern auch an ein Comeback?

Meredith Michaels-Beerbaum lacht: „Wenn ich ein Pferd finde, das mit Shutterfly vergleichbar ist, dann vielleicht ja! Ich hatte in meiner Karriere so viele wunderbare Pferde – ich würde es nur tun, wenn ich diese besondere Partnerschaft mit einem großartigen Pferd noch einmal finden würde. Ich genieße mein Leben als Trainerin jetzt so sehr. Es macht mir Freude, jungen Menschen etwas zurückzugeben. Jetzt bilde ich viele junge Menschen im Springsport aus und natürlich auch meine Tochter, das macht mir so viel Freude. Es scheint, als wäre es der richtige Zeitpunkt für mich, diesen Übergang zu vollziehen, aber wenn ich zu diesem Event komme, werde ich aufgeregt und würde ein Comeback nicht ausschließen!“

Und vielleicht ist so ein Nachfolger für Shutterfly gar nicht so weit entfernt. Erst am Vorabend unseres Gesprächs hat ihr der Welt- und Europameister Jeroen Dubbeldam ein Video eines möglichen Comeback-Pferdes aufs Handy geschickt. „Es ist ein Achtjähriger, ich werden ihn mir ansehen“, verrät sie augenzwinkernd.

Mit ihrem Mann Markus Beerbaum ist sie ständig auf der Suche nach jungen Pferden: „Das gehört zu unserem Geschäft – wir kaufen und verkaufen sie, und wir sind immer auf der Suche. Ich höre oft Leute sagen: Das hier wird dein Comeback-Pferd, aber wir werden sehen, wir warten noch!“ Ein Pferd zu finden, das das Potential hat, einen Rolex Grand Prix zu gewinnen, ist beinahe so schwierig, wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen zu finden: „Es gibt Pferde, die in diese beeindruckende Aachener Arena kommen und sie werden größer, und es gibt Pferde, die lassen sich beeindrucken und werden ganz klein. Ich erinnere mich, als ich mit Shutterfly hier ins Stadion einritt, alle klatschten, da fühlte ich mich wie Superman. Er war ein sonst ein eher scheues und sensibles Pferd, aber wenn er in die Arena kam, wollte er sein Können zeigen, und Checkmate war genauso“, schwärmt Meredith über ihre Sportpartner noch heute.  

Sie kann sich noch gut an ihre Anfänge in Aachen erinnern: „Der Rolex Grand Prix hier beim CHIO ist die Königsdisziplin des Sports, daran messen sich alle Spitzenreiter. Für mich persönlich war es ein wahr gewordener Traum, hier zu gewinnen. Ich kam zum ersten Mal als junge Amerikanerin zum CHIO Aachen und war überwältigt. Viele Jahre später kehrte ich als Reiterin zurück und am ersten Tag, ich glaube, es war ein Montag, ging ich in die Hauptarena, als sie leer war, und ich setzte mich auf den Rasen und sah mich um – ich dachte nur daran, was für eine Ehre, hier reiten zu dürfen. Dann, Jahre nach diesem Moment, den Rolex Grand Prix mit meinem großartigen Pferd Shutterfly zu gewinnen, war unglaublich. Die Partnerschaft, die ich mit ihm hatte, kommt nur einmal im Leben vor. Ich erinnere mich, dass ich früh im Stechen war und es nur fünf oder sechs Pferde gab. Mein Mann Markus war so nervös, dass er nicht zusehen konnte und ging weg. Ich erinnere mich noch gut an das Gefühl, als Dirk Demeersman auf seinem großartigen Hengst Clinton langsamer war als ich und mir klar wurde, dass ich gewonnen hatte. Es war eine so wunderbare Leistung und etwas, das ich immer in meinem Herzen tragen werde und mit den großartigen Menschen um mich herum teile, die dazu beigetragen haben.“ Noch heute sieht sie ihren Sportpartner von damals jeden Tag: „Er ist jetzt 29 Jahre alt und lebt auf einer großen Wiese hinter meinem Haus.“

Und wie findest Du es, dass Deine Tochter Brianne jetzt in Deine Fußstapfen tritt?

Meredith: „Es ist wirklich schön, weil ich so viele Erfahrungen, die ich gemacht habe, durch sie noch einmal erlebe. Ich kann die Leidenschaft, die Hoffnung, die Aufregung sehen. Sie lebt es, und es ist kostbar für mich. Ich habe jetzt eine andere Rolle, ich bin extrem nervös, aber es geht nicht ums Gewinnen, es geht um Sicherheit und gute Leistung – ich weiß, wie gefährlich dieser Sport ist, und ich weiß, was es heißt, sie hier durchzusetzen.  Also geht mir das Herz auf, wenn ich sie beobachte, und es ist eine ganz neue Perspektive für mich und ich genieße es.“ Wer weiß, ob sie die Perspektive für sie noch einmal ändert, mit einem neuen Comeback-Pferd in der Aachener Soers…

Text und Interview: Corinna Philipps