Vor 17 Jahren lief die Sache noch andersherum: Aleksandr Onishchenko, im ukrainischen Öl- und Gasgeschäft reich geworden, begann damit, als Präsident des ukrainischen Reitverbandes im Ausland Reiter mit Pferden auszustatten, damit die im Gegenzug die ukrainische Staatsbürgerschaft annahmen und ein Nationenpreisteam für sein Heimatland bildeten. Die beiden Deutschen Ulrich Kirchhoff und René Tebbel starten immer noch unter ukrainischer Flagge.
Aber Onishchenko geriet in der Ukraine in Schwierigkeiten, wurde strafrechtlich verfolgt und floh ins Ausland. Inzwischen hat er seine Heimat in Russland und Herzlake und startete für Russland. Bis der internationale Bann die Sportler aus dem Land des Kriegsherrn Putin traf. „Ich durfte seit einem halben Jahr auf kein Turnier“, klagt Aleksandr Onischenko gegenüber spring-reiter.de.
So geht er jetzt den umgekehrten Weg: Mit dem Reitverband Nordmazedoniens verabredete er, dass er für den EU-Beitrittskandidaten startet. „Alles official“, betont der Reiter. Der Verband hat mit der Regierung gesprochen – und jetzt hat Onishchenko auch die mazedonische Staatsbürgerschaft samt ordentlichem Personalausweis. 1,8 Millionen Einwohner hat das Land und im Sport als einen der bisher größten Erfolge den 2:1 Sieg in der Fußball-WM-Qualifikation gegen Deutschland im März 2021 zu vermelden. Aber Reiten? Nichts bekannt außer Trekking-Touren mit Pferden querfeldein.
Warum Onishchenko nach dem internationalen Bann gegen russische Sportler wegen Putins Überfall gegen die Ukraine nicht wieder unter der blaugelben Fahne seiner Heimat antritt? Sein Erzfeind, der damalige Präsident Poroschenko, „hat 2016 meine Olympia-Akkreditierung storniert“, und für die Olympischen Spiele in Tokio 2021 „ist mein Qualifikationsplatz einem anderen Reiter gegeben worden“. Da hilft es auch nicht, dass der jetzige Präsident Selensky mal auf Onishchenkos Geburtstagfeier für ihn gesungen hat.
Statt dessen also auf zum Ruhm Nordmazedoniens. Auf dem Hauptplatz der Hauptstadt Skopje ragt ja schon die Reiterstatue eines anderen Alexander in die Höhe: von Alexander dem Großen, der für sich auch keine Landesgrenzen akzeptierte.