Der alte Leitwolf denkt über seinen sportlichen Abschied schon ziemlich konkret nach: Ludger Beerbaum, der am 26. August kommenden Jahres 60 Jahre alt wird, hat jetzt vor den Prag Playoffs der Longines Global Champions Tour in einem Interview mit GCTV klargestellt: Mit 60 will er nicht mehr auf den großen Turnieren reiten. Es gebe zwar „noch keine konkreten Pläne“, aber falls er in Prag das Finale der Global Tour gewinnen sollte, „wäre dies sicher einer meiner letzten großen Siege“.
Der erfolgreichste deutsche Springreiter der vergangenen Jahrzehnte hat in seiner einmaligen Laufbahn schon so ziemlich alles gewonnen, was zu gewinnen war: Viermal olympisches Gold und einmal Bronze, zweimal WM-Mannschaftsgold sowie einmal Silber und einmal Bronze, sechsmal Gold allein oder mit der Mannschaft bei Europameisterschaften sowie dort dreimal Silber und zweimal Bronze, viele Male bei der Global Champions League – und im März auf der ersten Etappen bei der aktuellen Global Champions Tour in Doha den Grand Prix sowie einen Monat später auch den Grand Prix auf der dritten Etappe in Mexiko.
Als junger Mann brach Ludger Beerbaum sein BWL-Studium ab, weil er von Paul Schockemöhle ein Angebot als Bereiter bekommen hatte. Aber, so erzählt er jetzt in dem Interview, er traf dabei eine Abmachung mit seinen Eltern: Wenn er nach einem Jahr von der Reiterei noch nicht leben könnte, würde er zum Studium zurückkehren. Wie man gesehen hat, stellte sich die Frage nicht.
Stattdessen wurde er – neben und durch die Reiterei – selbst zum erfolgreichen Geschäftsmann. Er baute nicht nur in Riesenbeck einen Turnier- und Handelsstall mit Hengststation auf, sondern ließ dort in Zusammenarbeit mit Constantin Freiherr von Heeremann eine eindrucksvolle Reitanlage entstehen, die im vergangenen Jahr Gastgeber der Europameisterschaft war und im kommenden Jahr Station der Global Champions Tour sein wird. Er hat sich frühzeitig in China geschäftlich engagiert und ist gemeinsam mit Andreas Helgstrand und Investoren in der Global Equestrian Group jetzt wirklich ein Global Player und und und.
Aber vom 17. bis 20. November wird trotz allem geschäftlichen Engagement seine volle Konzentration auf Prag liegen, wenn dort das Finale der diesjährigen Longines Global Champions Tour ansteht, die Prag Playoffs. Die Sieger der GP Wertungsprüfungen der laufenden GCT-Saison sind dafür qualifiziert. Hat ein Reiter sogar zwei oder mehr Wertungsprüfungen gewonnen, rückt der nächstbeste Reiter nach, welcher sich noch nicht für die Playoffs qualifiziert hat. Geritten wird beim Super Grand Prix eine Springprüfung mit zwei Umläufen, in welchen die Hindernishöhe bis zu 1,65 Meter beträgt. Dann geht es um sportlichen Erfolg, einen von Ludger Beerbaums möglichen letzten großen Siegen – und um viel Geld. Denn dem Sieger winken allein 1,25 Millionen Euro Preisgeld.
13 Starter stehen neben Ludger Beerbaum schon fest, der 15. wird nach der Schlussetappe in Riad gefunden sein: Ben Maher und Pieter Devos, Christian Ahlmann und Daniel Deusser, der Sieger der GP in Cannes und New York. Ebenfalls am Start des Prag Super Grand Prix sind der Beerbaum-Bereiter aus Riesenbeck, Christian Kukuk, durch seinen GP Sieg in Rom und als fünfte deutsche Starterin die GP-Siegerin von Miami Beach, Katrin Eckermann. Ebenfalls für den Super Grand Prix qualifiziert sind Denis Lynch, der Zweite von Mexiko, Sanne Thijssen, die Siegerin von Madrid, Malin Baryard-Johnsson nach ihrem Erfolg in St Tropez, Henrik von Eckermann durch seinen Erfolg in Stockholm, Paris-Sieger Marlon Modolo Zanotelli, Monaco-Gewinner Max Kühner, Valkenswaard-Sieger Michael Pender und der Zweite von New York, McLain Ward.