Nachdem die Tagung zweimal coronabedingt verschoben werden musste, konnte nun Anfang Oktober die Jahresversammlung der World Breeding Federation of Sport Horses (WBFSH) planmäßig stattfinden. Es war das dritte Mal, dass Deutschland Gastgeber der Veranstaltung war. Auf Einladung der AG Deutsches Sportpferd und mit Unterstützung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) trafen sich rund hundert Vertreter von Zuchtverbänden aus 21 Nationen in Dresden. Neben er eigentlichen Hauptversammlung standen mehrere hochkarätig besetzte Fachvorträge, Workshops und ein kulturhistorisches Programm auf der Tagesordnung, das sowohl den Besuch der Gestüte Moritzburg und Graditz als auch der Dresdener Altstadt umfasste. FN-press sprach mit Dr. Klaus Miesner, Geschäftsführer des Bereichs Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) über die Veranstaltung.
Dr. Miesner, für diejenigen, die es nicht wissen: Was ist die WBFSH eigentlich und warum fand die Jahresversammlung in Dresden statt?
Dr. Klaus Miesner: „Die WBFSH ist die Weltzüchtervereinigung der Sportpferdezuchtverbände mit über 80 Mitgliedszuchtverbänden in der ganzen Welt, der auch alle deutschen Reitpferdezuchtverbände angeschlossen sind. Die Hauptversammlung fand bereits im Jahr 2000 in Itzehoe und 2006 in Verden statt, nun war die Deutsche Pferdezucht wieder an der Reihe. Wegen Corona musste die einladende Arbeitsgemeinschaft Deutsches Sportpferd (DSP) allerdings zwei Mal verschieben. Die WBFSH ist den Verbänden der AG Deutsches Sportpferd sehr dankbar gewesen, dass sie jetzt im dritten Anlauf immer noch bereit waren, die Jahrestagung auszurichten. Und die war wirklich herausragend gut organisiert. Wir hatten über hundert Teilnehmer, das ist ein Spitzenergebnis. Von mehreren Seiten habe ich gehört, dass es eine der besten Generalversammlungen bisher war.“
Wie sah das Programm aus?
Dr. Klaus Miesner: „Die Veranstaltung begann mit hochkarätigen Vorträgen. Dr. Katharina Wiegand vom Hannoveraner Verband zeigte für das Horse Future Panel aktuelle Megatrends und Herausforderungen für den Pferdesektor auf. Dabei ging es auch um die Herausforderung, die gesellschaftliche Akzeptanz von Pferdezucht und Pferdesport zu wahren. Dr. Henrike Lagershausen informierte als Chefveterinärin der FN über die deutschen Leitlinien zu Tierschutz im Pferdesport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Dabei ging vor allem darum, inwieweit die Pferdezucht und der Einsatz junger Pferde in Zucht und Sport von diesen betroffen sind, beispielsweise wenn es um die Körungen oder das Anreiten junger Pferde geht. Schließlich gab es noch einen Vortrag von Bèrengère Lacroix, der Zuchtleiterin des Zuchtverbandes Selle Francais, die über eine Studie in Frankreich berichtete, in der untersucht wurde, wie gekörte Hengste später im Sport Fuß gefasst haben. Aber auch kulturhistorisch war es eine herausragende Veranstaltung, weil wir mitten in der Dresdener Altstadt, in unmittelbarer Nähe zu der Frauenkirche, getagt haben. Die Besuche im Landgestüt Moritzburg und Hauptgestüt Graditz waren geprägt von einer beeindruckenden Vielfalt. Carsten Grill, Vorsitzender der AG DSP informierte zur Entwicklungsgeschichte des Deutschen Sportpferdes. Dr. Kati Schöpke demonstrierte als Leiterin der Sächsischen Gestütsverwaltung zusammen mit ihren Teams in einem abwechslungsreichen Programm aus verschiedensten Präsentationen und Besichtigungen den Umfang der kulturhistorischen Bedeutung der beiden sächsischen Staatsgestüte.“
Welche Inhalte hatte die Hauptversammlung und was wurde beschlossen?
Dr. Klaus Miesner: „Turnusmäßig standen einige Wahlen auf dem Programm und hier wurden Jan Pedersen vom Zuchtverband Dänisches Warmblut als Präsident und der Vizepräsident Finanzen Stephan Kelchtermans vom Zuchtverband Belgisches Warmblut per Akklamation für weitere drei Jahre wiedergewählt. Schwerpunktthema waren aber auch in der Hauptversammlung die Themen Tierschutz und gesellschaftliche Akzeptanz von Pferdesport und Pferdezucht. Als Gastredner hat Ingmar de Vos, Präsident des Weltreiterverbandes FEI, in einem Statement seinen Blick zur allgemeinen Situation für den Pferdesport abgegeben und um die Unterstützung durch die WBFSH geworben. In sechs Arbeitsgruppen wurden verschiedene Fragen zu Tierschutz und Megatrends besprochen, die Ergebnisse dann zusammengetragen und priorisiert. Daraus wird der WBFSH-Vorstand nun einen Strategieplan erarbeiten und einen Prozess zu dessen Umsetzung in Ganz setzen.“
Welches Fazit ziehen Sie persönlich?
Dr. Klaus Miesner: „Es war eine rundum bestens gelungene Veranstaltung mit tollen Standorten und vielfältigem Rahmenprogramm. Die Arbeitsgemeinschaft des Deutschen Sportpferdes kann mit den zusammengetragenen Ergebnissen der Tagung sehr zufrieden sein. Für die Teilnehmer aus der ganzen Welt hat sich der Weg nach Dresden und Umgebung auf jeden Fall gelohnt. Die Botschaft, die von dieser Jahrestagung ausgeht, ist für mich klar rübergekommen: Wir müssen unser eigenes Tun und Handel gut nach innen und außen vertreten können und auch uns daran messen lassen, was wir tun.“
Informationen: www.wbfsh.com/ (fn-press)