Es geschah am 3. November 1976: Zwei Männer verschleppten den Unternehmersohn und erfolgreichen Springreiter Hendrik Snoek dort, wo man sich eigentlich am sichersten fühlen kann – aus seiner Wohnung in Münster. Mit einer Kette um den Hals sperrten sie ihn in einen Hohlraum eines Brückenpfeilers der Autobahn bei Herborn. 52 Meter hoch. Auf fünf Million D-Mark lautete die Forderung der Entführer an die Eltern. Das Geld sollte Hendrik Snoeks bester Freund, Breido Graf zu Rantzau, in der Nähe von Frankfurt übergeben. Alles geschah, wie gefordert – aber die Entführer verschwanden, ohne das Versteck ihrer Geisel zu verraten. Die Außentemperatur lag bei 0 Grad. Die Lage für Hendrik Snoek schien aussichtslos. Aber am 5. November sah ein Mitarbeiter der Stadt Herborn auf einer Routinefahrt zufällig Papierfetzen, die Snoek aus einer Öffnung warf, um auf sich aufmerksam zu machen. Die Polizei konnte ihn befreien, die Täter wurden gefasst: Der eine Mann erhängte sich in der U-Haft, der andere wanderte für 13 Jahre hinter Gitter. Zumindest ein Teil des Lösegeldes wurde gefunden.
Und Hendrik Snoek? Nur eine Woche nach seiner Rettung aus höchster Lebensgefahr startete er wieder auf einem Turnier in Wien und wurde Dritter.
In wenigen Tagen, am 2. April, feiert der schon lange zum DOKR-Ehrenmitglied ernannt Hendrik Snoek aus Münster seinen 75. Geburtstag. Der Diplom-Kaufmann und ehemalige Geschäftsführer der RATIO-Unternehmensgruppe gehörte von 1978 bis Anfang 2005 dem Springausschuss des Deutschen-Olympiade-Komitees für Reiterei an. Zunächst Aktivensprecher, übernahm Snoek 1993 den Ausschussvorsitz und gehörte damit auch dem Vorstand Sport der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und des DOKR an.
In den 60er und 70er Jahren zählte Snoek zu den erfolgreichsten deutschen Springreitern. Höhepunkte seiner sportlichen Karriere waren unter anderem der Gewinn des Großen Preises beim CHIO Aachen 1968 mit Dorina und der Gewinn der Mannschaftsgoldmedaille bei den Europameisterschaften 1975 mit Rasputin. 1977 wurde Snoek mit Gaylord Deutscher Meister. Insgesamt startete Snoek in 37 Nationenpreisen für Deutschland. Hendrik Snoek ist Inhaber der Reitanlage Gut Berl, wo er sich als Sponsor und Arbeitgeber vieler Springreiter betätigt. Aktueller Ausbildungsleiter auf Gut Berlin ist Mannschaftsolympiasieger Lars Nieberg.
1993 wurde Hendrik Snoek zum Präsidenten des Westfälischen Reitervereins gewählt, der gleichzeitig Ausrichter des „Turniers der Sieger“ und Stifter des „Friedensreiterpreises“ ist.
Für seine Verdienste wurde Hendrik Snoek mehrfach von der FN ausgezeichnet: 1985 mit dem FN-Ehrenzeichen in Gold, 1998 mit dem Deutschen Reiterkreuz in Silber und 2005 mit dem Deutschen Reiterkreuz in Gold.
Für seinen umfassenden und anhaltenden Einsatz für die Gesellschaft, die Kultur, seine Heimat Münster und für den Sport wurde Hendrik Snoek am 28. Februar dieses Jahres mit dem Verdienstkreuz am Bande durch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst ausgezeichnet. „Trotz seines weitreichenden Engagements ist es insbesondere seine Bodenständigkeit und Bescheidenheit, die in Münster, in Westfalen und darüber hinaus geschätzt wird“, sagte Wüst in seiner Laudatio.
Die albtraumhafte Tage, die Hendrik Snoek als junger Mann durchlebte, sind in einem packenden Film dokumentiert. Das Martyrium lebt durch einen 16-mm-Film wieder auf, den die Münsteraner Polizei nach der Freilassung von Hendrik Snoek mit ihm selbst gedreht hat. Ein einmaliges Zeugnis der deutschen Kriminalgeschichte, das in eine WDR-Dokumentation einfloss, die unverändert eindrucksvoll ist: https://youtu.be/jGpwaqhrcM0