Nationenpreis in Rotterdam mit Fehlerteufel: Niederlande verteidigen ihren Titel!
Eine Stütze von Team Deutschland: Kendra Claricia Brinkop mit In Time Foto: spring-reiter.de

Nationenpreis in Rotterdam mit Fehlerteufel: Niederlande verteidigen ihren Titel!

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Es war das Wunschergebnis im gut besetzten Stadion von Rotterdam und wurde entsprechend gefeiert: Das Team Niederlande, das schon in den vergangenen zwei Jahren den Heim-Nationenpreis dort gewann, trug auch in diesem Jahr den Sieg davon. Hattrick gelungen!

Aber dieser Sieg war in der Schwebe bis zum letzten Reiter, dem aus Irland. Denn bis dahin führten Michael Duffy auf Cinca (v. Casall), Trevor Breen auf Highland President (v. Clinton), Cian O’Connor auf Eve d’OUilly (v. Qlassic Bois Margot) und Daniel Coyle auf Gisborne VDL (v. Zirocco Blue) hauchdünn mit insgesamt vier zählenden Fehlerpunkten aus beiden Umläufen vor den Niederländern. Bei denen hatten Jur Vrieling auf Long John Silver (v. Lasino), Leopold van Asten auf VDL Groep Iron Z (v. Charisma), Maikel van der Vleuten auf O’Baily vh Bouwershof (v. Darco) und Harrie Smolders auf Monaco N.O.P. (v. Cassini II) sechs Punkte in zwei Runden eingesammelt – der sechste Punkt ging auf die Kappe von Schlussreiter Harrie Smolders, der eben auch in seiner zweiten Runde unbedingt ohne Stangenberührung bleiben wollte und sich dafür etwas mehr Zeit nahm als erlaubt.

Doch in seiner zweiten Runde ließ Irlands Schlussreiter Daniel Coyle auf halbem Weg eine Stange aus den Auflagen rollen, und schon stand es 6:8 zugunsten der Niederlande. Die Iren wurden Zweite.

Und dahinter?

Die beste Nachricht vorweg: Zum dritten Mal nacheinander wurde Team Deutschland Dritter. Das bedeutet erst einmal Platz 1 in der Gesamtwertung des Longines FEI Nationscup auf dem Weg zum Finale in Barcelona mit 240 Punkten vor der Schweiz (die in Rotterdam nicht am Start war) mit 170 Punkten und den Gesamt-Titelverteidigern aus Belgien mit 155 Punkten.

Die zweitbeste Nachricht: Die beiden Amazonen, die für Deutschland in Rotterdam an den Start gingen, lieferten jede zwei vorzügliche Runden ab. Startreiterin Jana Wargers, die auch generell als erste Reiterin den Nationenpreis eröffnete, kam auf Dorette (v. Dollar du Murier) beim ersten Mal fehlerfrei ans Ziel, beim zweiten Mal mit einem leichten Fehler. Bei der zweiten Starterin für Team Deutschland, Kendra Claricia Brinkop auf In Time (v. Biscayo), lief es fast genauso, nur umgekehrt: Ein leichter Fehler im ersten, fehlerfrei im zweiten Umlauf.

Aber vor allem in Runde eins war für die beiden anderen deutschen Reiter genauso der Wurm drin wie bei vielen ihrer Kollegen. Ein Fehlerteufel trieb offenbar sein Unwesen in Rotterdam. Denn wann hat es das schon einmal gegeben, dass acht der besten Mannschaften Europas es nicht schaffen, dass wenigstens eine im Team-Ergebnis die erste Runde mit Null abschließt? Und wann hat man es schon einmal erlebt, dass einer der weltbesten Reiter beide Runden im Nationenpreis vorzeitig beendet?

Vor knapp zwei Wochen hatte Marcus Ehning auf Priam du Roset (v. Plot Blue) noch im Stechen mit insgesamt vier Nullrunden die Deutsche Meisterschaft in Balve gewonnen. An diesem Freitag in Rotterdam eröffnete er als Schlussreiter seinen ersten Umlauf mit einem Abwurf am ersten Hindernis, dem ein Abwurf am zweiten folgte, und… – irgendwann nahm „Il Maestro“ seinen an diesem Tag offensichtlich indisponierten Partner vorzeitig aus dem Parcours und wurde Streichergebnis. Das war bitter fürs Team, weil zuvor auch Hansi Dreher mit Cous Cous (v. Cachas) unterwegs den Faden verloren hatte: Der Absprung vor dem Hindernis nach der Dreifachen passte nicht, der Schimmel sprang durch, statt über die Stangen und fand seinen Rhythmus nicht wirklich wieder. 12 Fehlerpunkte zählten.

In der zweiten Runde ließ Priam das erste Hindernis unberührt, am zweiten klopfte er mal an, es folgten zwei Abwürfe und wieder das vorzeitige Ende. Zum Glück war Hansi Dreher in seiner zweiten Runde mit Cous Cous wieder drin im Rhythmus. Unterwegs fiel zwar eine Stange. Aber die Gesamtfehlerzahl von 24 Punkten reichte an diesem Freitag sogar noch zu Platz drei.

Weil? Ja, weil Frankreich ähnlich vom Pech verfolgt war und für seine 24 Punkte insgesamt gut dreieinhalb Sekunde mehr brauchte. Das bedeutete für die Equipe Tricolore Rang vier vor Italien mit 36 Fehlerpunkten.

Aber die größte Überraschung war der sechste Platz für die erfolgsverwöhnten Belgier, die im vergangenen Herbst noch das Finale in Barcelona gewonnen hatten und in diesem Jahr also Titelverteidiger sind. Gilles Thomas auf Aretino, Pieter Devos auf Nascar van’t Siamshof, Niels Bruynseels auf Delux van T&L und Jerome Guery auf Cristel sammelten in ihren zwei Umläufen insgesamt sogar nach Abzug der Streichergebnisse immer noch 37 Punkte ein.

Das Fazit von Bundestrainer Otto Becker: „Wir waren jetzt dreimal auf Platz drei und haben gute Chancen, uns fürs Nationenpreis-Finale in Barcelona zu qualifizieren. Kendra Brinkop und Jana Wargers haben heute einen tollen Job gemacht, und bei Hansi Dreher lief es im zweiten Umlauf auch gut. Bei Marcus Ehning und Priam du Roset muss man wohl sagen, sie waren beide heute nicht in Topform. Der Parcours war gut gebaut, aber technisch sehr anspruchsvoll, deshalb haben wir heute wohl auch mehr Fehler gesehen als in den Nationenpreisen der vergangenen Wochen.“

Das komplette Ergebnis aus Rotterdam hier

Der aktuelle Zwischenstand der Gesamtwertung hier