Sie haben beim Start der neuen League of Nations in Abu Dhabi so weitergemacht, wie sie im Finale der Nationenpreis-Serie 2023 in Barcelona aufgehört haben: Mit dem Sieg! Otto Beckers Team Deutschland mit David Will, Christian Kukuk, Jörne Sprehe und Christian Ahlmann verwies die Konkurrenten aus Irland, Schweden und Brasilien souverän auf die Plätze hinter sich.
Spannender ging es nicht, und zum ersten Mal galten die neuen Nationenpreis-Regeln. Denn jetzt waren nur in der ersten Runde vier Teamreiter am Start mit der Chance eines Streichergebnisses, in Runde zwei durfte jede Mannschaft nur noch drei Reiter ins Rennen schicken – und jeder Fehler zählte. Erst als der letzte Reiter, der Ire Mark McAuley mit GRS Lady Amaro (v. AmarettoD Arco), am Einsprung der Zweifachen hinter dem Wassergraben eine Stange in den Sand kickte, war die Sache entschieden.
Den ersten Umlauf hatten die Iren noch als Führende mit weißer Weste abgeschlossen. Richard Howley auf Equine America Consulent de Prelet Z (v. Consulent Z) eröffnete für sie mit einer Null – und wiederholte das auch in Runde zwei. Michael Pender blieb mit HHS Calais ebenfalls in Runde 1 fehlerfrei, aber sammelte in Runde 2 acht Fehlerpunkte ein. Dritter Nuller in Runde eins war Mark McAuley. Da fielen die vier Fehlerpunkte von Denis Lynch mit Cordial (s. Casall) im ersten Umlauf nicht ins Gewicht, sondern wurden zum Streichergebnis – und Denis Lynch musste der zweiten Runde von draußen zusehen.
Für Team Deutschland hatte David Will den Nationenpreis eröffnet, blieb bis zum letzten Sprung der ersten Runde mit My Prins van Dorperheide (v. Zilverstar T) fehlerfrei – und dann fiel doch noch eine Stange. Christian Kukuks Mumbai (v. Diamant de Semilly) wirkte zum Auftakt noch etwas abgelenkt, ließ eine Stange aus der Auflage rollen und wurde dann immer konzentrierter. Die Runde zwei wurde später zur fehlerfreien Demonstration seines Vermögens. Jörne Sprehe lieferte als Einzige im Team mit Sprehe Hot Easy (v. Andiamo Z) souverän die erhoffte Doppelnull ab. Christan Ahlmann kam mit Blueberry (v. Conrad) zwar auch fehlerfrei aus dem ersten Umlauf. Aber da er die Stute erst im vergangenen Herbst von Alois Pollmann-Schweckhorst übernommen hat, wollte man nichts riskieren und überließ den drei Kollegen die zweite Runde, in die Deutschland als Drittletzter startete. „Christian hat das Pferd relativ neu und sie kennen sich noch nicht so gut, daher haben wir so entschieden und den anderen vertraut. Und das hat ja auch zum Glück super geklappt“, konnte Otto Becker hinterher resümieren.
In dieser zweiten Runde kam David Will mit My Prins van Dorperheide als deutscher Schlussreiter in den Parcours und diesmal war es der vorletzte Sprung, bei dem nach leichter Berührung eine Oxerstange fiel. Jetzt wurde es hochspannend: Ohne den Fehler hätte Team Deutschland den Sieg sicher gehabt und nicht auf die danach startenden Iren blicken müssen. Wäre jetzt Mark McAuley fehlerfrei geblieben, hätte es ein Stechen um den Sieg gegeben. Viel „hätte“, „wäre“ und „wenn“. Die Anspannung löste sich, wenn auch höflich-dezent, in der Abreitehalle, wo das versammelte deutsche Team auf dem Bildschirm Mark McAuleys Ritt verfolgte und sich nach der gefallenen Stange zum Sieg gratulierte. Und zu richtig viel Preisgeld: 230.000 Euro gab es für den Sieg!
Bundestrainer Otto Becker konnte da nur rundum zufrieden sein: „ Das war ein großartiger Start in die Olympische Saison. Besser hätte es nicht laufen können. Ich bin sehr stolz auf das ganze Team.“
Team Schweden, das nach dem ersten Umlauf noch vor den Deutschen in der Zwischenwertung auf Platz zwei gelegen hatte, musste am Ende darauf setzen, dass Schlussreiter Rolf-Göran Bengtsson mit dem Holsteiner Verbandshengst Zuccero HV (v. VDL Zirocco Blue) Gas gab, um noch das Podium zu retten. Denn nach der Doppelnull von Henrik von Eckermann auf Iliana (v. Cardento) hatte völlig überraschend Peder Fredricson auf Alcapone des Carmille (v. Diamant de Semilly) seinen vier Punkten aus Runde eins in der zweiten Runde zwölf Punkte hinzugefügt – und Rolf-Göran Bengtsson eröffnete die zweite Runde nach der souveränen Null im ersten Umlauf gleich mit einem Abwurf an Sprung eins. Aber dabei blieb es und schnell genug war der Wahl-Holsteiner auch, so dass die Schweden Dritte vor den punktgleichen, aber etwas langsameren Brasilianern wurden.
Die größte Überraschung des Tages war, dass das Team von den gastgebenden Emiraten den ersten Umlauf auf dem achten Platz abschloss, sich damit auch für den zweiten Umlauf qualifizierte und die stärker eingeschätzten Mannschaften von Frankreich, Belgien und den Niederlanden aus dem Rennen nahm.
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