Sie waren in Riad unterwegs, als wenn sie ganz allein auf einem anderen Stern ihre Runden drehten: Henrik von Eckermann und King Edward (v. Edward) haben das Weltcup-Finale so souverän gewonnen, als ob es kaum Konkurrenz gäbe. Als sie im vergangenen Jahr in Omaha ihren ersten Weltcup-Gesamtsieg holten, hatte sich in ihren fünf Runden bis zum Sieg auch noch mal ein Fehler eingeschlichen. In diesem Jahr, in Riad, machte das Paar es wie bei den Olympischen Spielen in Tokio: Wie an der Schnur gezogen fünf fehlerfreie Runden hintereinander: Das war Demonstration von Überlegenheit und brachte ihm allein dafür einen Scheck über 345.000 Euro ein – unabhängig von den Prämien für die Einzelprüfungen.
Zwei Tage lang war ihm sein schwedischer Landsmann Peder Fredricson mit dem schon achtzehnjährigen Catch Me Not S (v. Cardento) hart auf den Fersen geblieben. Doch in der ersten Runde am Samstag fiel eine Stange. Die zweite Runde blieb Null, aber aus dem zweiten Platz war für die Beiden der dritte Platz geworden. Dazwischen geschoben hatte sich der Franzose Julien Epaillard mit Dubai du Cedre (v. Baloubet du Rouet), der im Zeitspringen zum Auftakt am Mittwoch einen Abwurf dank seinem berühmten Tempostil weitgehend ausgleichen konnte und anschließend alle Runden mit weißer Weste beendete. Vierter wurde Kent Farrington, der das Zeitspringen mit Toulayna (v. Toulon) bestritten und anschließend für die folgenden Runden auf Greya (v. Colestus) umgesattelt hatte.
Bester Deutscher war mit ganz großem Abstand Hansi Dreher. Mit seinem weißen Riesen Elysium (v. VDL Zirocco Blue) war er als Fünfter ins Samstags-Finale eingeritten und konnte diesen Platz auch verteidigen, obwohl ihm in der Schlussrunde zwei Stangen in den Sand rollten. Mannschaftstierarzt Jan-Hein Swagemakers nahm ihn draußen tröstend in den Arm. Vielleicht hat ihn dann auch der Blick auf den Scheck noch zusätzlich getröstet: 105.000 Euro gab es allein für Platz fünf in der Gesamtwertung.
Seine beiden deutschen Teamkollegen eröffneten im Gleichklang die zweite und entscheidende Runde am Samstag mit einem Abwurf an Sprung eins. Für Marcus Ehning auf Coolio (v. Casalito) gab es kein nachträgliches Geschenk zum 50. Geburtstag, sondern sein Umlauf endete mit drei Abwürfen, was in der Gesamtwertung Platz 18 bedeutete. Bei Christian Ahlmann wurden es mit Mandato van de Neerheide (v. Emerald) am Samstag einmal vier und dann noch einmal acht Fehlerpunkte, was in der Gesamtwertung Rang 13 bedeutete und allein dafür als Trostpflaster immerhin noch 15.000 Euro.
Bundestrainer Otto Becker zog für spring-reiter.de dieses Fazit: “Der Top-Favorit hat verdient gewonnen. Wir haben Top-Sport gesehen. Hansi Dreher hat sich sehr gut gezeigt. Mit dem fünften Platz hat er bewiesen, dass er über drei Tage auf diesem hohen Niveau absolut mithalten kann. Bei Marcus Ehning und Christian Ahlmann hatten wir uns mehr erhofft. Aber so ist der Sport, und sie werden versuchen, es beim nächsten Mal wieder besser zu machen. Insgesamt muss ich sagen, haben wir hier ein Top-Weltcup-Finale mit Top-Sport und Top-Bedingungen in Riad erlebt. Wir waren auch in der Stadt unterwegs, und wir sind alle positiv überrascht, wie nett alle waren, wie hilfsbereit. Es war gut, dass man das mal selbst gesehen hat.”
Zwei Finalrunden waren an diesem Samstag angesetzt. Vor allem in der zweiten schien bei dem einen oder anderen Pferd und vielleicht auch Reiter zumindest ein bisschen die Konzentration nicht mehr in voller Stärke vorhanden zu sein. Einen deutschen Sieg gab es trotzdem: Alle Reiter lobten Parcours-Designer Frank Rothenberger für seine Aufgabenstellungen – “schwer, aber nicht zu schwer, sondern genau richtig für so ein Finale”, lobte Max Kühner, der die Einzelwertung am Samstag für sich entscheiden konnte. Und genauso großes Lob gab es von allen für die Gastgeber, die Pferden und Reitern optimale Bedingungen geboten hätten.
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