Sie ist erst 23 Jahre jung – und hat bereits Nerven wie Drahtseile. Wo das Gaspedal ist, das muss man der US-Amerikanerin definitiv auch nicht mehr zeigen. Im Stechen des Großen Preises von Bayern, Preis des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus, kam Alessandra Volpi im Sattel ihres 16-jährigen Nummer 1-Pferdes Berlinda in 45,15 Sekunden fehlerfrei ins Ziel. Schneller war nur Helmut Schönstetter, der allerdings mit einem Abwurf hadern musste. „Ich bin voll auf Risko geritten“, so Volpi, die seit November 2023 mit Markus Beerbaum trainiert. „Er hat mir auf jeden Fall mehr Selbstbewusstsein gegeben, es ist großartig, mit ihm arbeiten zu dürfen!“, schwärmt die Amazone, die Nummer 248 der Welt ist. Und auch für ihr Pferd, den 16-jährigen Wallach Berlinda, findet sie nur lobende Worte. „Er ist wahnsinnig schnell und gibt mir immer ein gutes Gefühl.“ Ein gutes Gefühl hat sie auch die ganzen Tage bei Pferd International München gehabt. Zwei Siege und etliche vordere Platzierungen nimmt sie mit nach Thedinghausen bei Bremen auf die Anlage von Markus Beerbaum, auf der sie mindestens bis August bleiben wird. „Ich bin seit einer knappen Woche in Deutschland“, lacht Alessandra Volpi, die sich sehr auf ihre weitere Zeit in „Germany“ freut.
Rang zwei fiel an den Bayer Michael Viehweg, der im Stechen fehlerfrei blieb. 46,01 Sekunden reichten aber nicht für die goldene Schleife. „Auch wenn ich mir zum Abschluss einen bayerischen Sieg gewünscht hätte“, lacht Hansi Blum, der als Turnierleitung Springen und Starter an den Turniertagen in Doppelrolle unterwegs war. Viehweg, 31 Jahre alt, kommt aus Schrobenhausen, das unweit Münchens liegt. Gesattelt hatte er den elfjährigen Wallach Contario (v. Contendro). „Ich bin nicht auf volles Risiko gegangen, aber ich bin sehr zufrieden damit, wie Contario gesprungen ist. Ich habe ihn seit er vierjährig ist, ein wirklich wunderbares Pferd, er versucht immer alles möglich zu machen.“
Ein Neuseeländer in Bayern – die Rede ist von Richard Gardner, der nach dem Stechen den dritten Platz im Großen Preis von Bayern belegte. Auf Callisto, einem 16-jährigen Holsteiner Wallach von Colman, vollendete er den Stechparcours in tadellosen 47,61 Sekunden. „Callisto hat heute alles richtig gemacht, er ist einfach mein Freund. Er steht bei mir seit Fohlenalter – wir sind also zusammen einen langen Weg gegangen“, so der sympathische Gardner.
Volle Ränge und beste Stimmung – auch das zeichnete den Großen Preis von Bayern aus. „Das Turnier spricht für sich. Zwei Top Ten-Reiter in den Springkonkurrenzen hier in München, die Qualität dieses Jahr war wirklich sehr gut“, so Hansi Blum. „Es war eine super Veranstaltung. Die Zuschauer haben teilweise ihre Handtücher auf die Wiese gelegt, um Sport gucken zu können, so voll war es! In der Dressur hatten wir den gesamten Olympiakader vor Ort – und mit Jessica von Bredow-Werndl ja auch die Nummer 1 der Welt“, ergänzt Lena Breymann.
86.000 Zuschauer strömten an den vier Turniertagen auf das Gelände der altehrwürdigen Olympia-Reitanlage in München Riem: Rekord! „Und erstmals war der Samstag sogar stärker besucht als der Christi Himmelfahrts-Donnerstag“, so Lena Breymann, Turnierleitung Pferd International München. „Das hier ist Gänsehaut pur“, fasste der sichtlich gerührte Veranstalter Jürgen Blum treffend zusammen. Und auch Rolf Beutler-Bath, der seit 41 (!) Jahren die Turnierleitung Dressur verantwortet, sagte mit brüchiger Stimme: „Ich bedanke mich ausdrücklich bei den Reitern. Sie haben gezeigt, wie schön Dressurreiten sein kann.“