„Talent ist großartig, aber es ist auch gefährlich.“ Interview mit den Rolex Testimonees Meredith Michaels Beerbaum, Scott Brash, Daniel Deusser, Jeroen Dubbeldam und Rodrigo Pessoa
Interview mit den Rolex Testimonees Jeroen Dubbeldam, Scott Brash Meredith Michaels-Beerbaum, Rodrigo Pessoa u. Daniel Deusser . Foto: ROLEX/Ashley Neuhof

„Talent ist großartig, aber es ist auch gefährlich.“ Interview mit den Rolex Testimonees Meredith Michaels Beerbaum, Scott Brash, Daniel Deusser, Jeroen Dubbeldam und Rodrigo Pessoa

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Sie haben alle etwas gemeinsam: Meredith Michaels Beerbaum, Scott Brash, Daniel Deusser, Jeroen Dubbeldam und Rodrigo Pessoa haben sich mit ihren Siegen im Rolex Grand Prix beim Chio Aachen auf der großen Siegertafel verewigt und Sportgeschichte geschrieben. Im Rahmen der 25-jährigen Partnerschaft von Rolex und dem Chio Aachen hatte spring-reiter.de die Gelegenheit mit den Rolex Testemonees und Springsport-Legenden über ihre Erinnerungen an diese großen Siege zu sprechen, über die Voraussetzungen die Pferd und Reiter mitbringen müssen, um hier zu gewinnen und darüber, wie wichtig es ist, dem Sport und dem Nachwuchs etwas zurück zu geben. 

Unglaubliche 30 Jahre ist es her, dass Rodrigo Pesso mit Special Envoy in Aachen Geschichte schrieb. 1994 trat er im Rolex Grand Prix gegen seinen Vater Nelson an. Beide schafften es bis ins Stechen und am Ende gewann Rodrigo, sein Vater wurde Dritter. 

Rodrigo Pessoa (RD) läßt den Tag Revue passieren: „Auch wenn es 30 Jahre her ist, erinnere ich mich an alles, was an diesem Tag geschah. Es war sehr sonnig, das Stadion war voll, wie jedes Jahr hier beim CHIO Aachen, und es war ein ganz besonderer Tag. Mit meinem Vater im Stechen war es natürlich etwas ganz Besonderes und wir hatten in der Familie zwei Chancen, die Prüfung zu gewinnen. Mein Vater hatte schon zweimal gewonnen, also wäre es für ihn ein Hattrick gewesen. Er war der Erste im Stechen und er war sehr schnell und sehr gut, aber er wurde später von Thomas Fuchs, dem Vater von Martin, überholt. Ich war gegen Ende des Stechens als Siebter von neun Teilnehmern dran. Special Envoy war in guter Form, ich wusste, dass wir alles versuchen mussten, um die Prüfung zu gewinnen, und es hat geklappt. Ich erinnere mich an alles an diesem Tag, es ist eine unvergessliche Erinnerung.“

Scott Brash  (SB) gewann mit Hello Sanctos im Jahr 2015 den Großen Preis beim CHIO Aachen, im selben Jahr triumphierte er auch im Rolex Grand Slam. Heute – acht Jahre später hat noch immer kein einziger Reiter diese unglaubliche Leistung wiederholen können. 

Scott Brash erzählt: „Es fühlt sich nicht so an, als wäre es acht Jahre her, dass ich gewonnen habe, es fühlt sich an wie gestern. Es war ein unglaublicher Moment und eines der besten Gefühle, die man haben kann – ich war der Letzte, und als ich über die Ziellinie galoppierte und auf die Uhr sah, dass wir es geschafft hatten, war das einfach unglaublich. Hello Sanctos ist das Pferd meines Lebens. Ich denke, was ihn so besonders gemacht hat, war sein Verstand, er war so clever und so ökonomisch beim Springen, er war kein großer auffälliger Springer, aber er wusste genau, wo seine Beine waren und wo die Stangen hingen. Er hat sich immer den Gegebenheiten angepasst, je größer der Kurs, desto besser für ihn“

Scott, glauben Sie, dass es noch einmal möglich ist, den Rolex Grand Slam of showjumping zu gewinnen? 

SB grinst: „Natürlich kann auch ein anderer Reiter es schaffen, den Rolex Grand Slam zu gewinnen. Alles muss richtig laufen, man braucht ein bemerkenswertes Pferd oder Pferde, um die vier Majors zu gewinnen, und man braucht auch ein bisschen Glück. Es ist machbar, aber es wird verdammt schwer werden.“

Daniel Deusser (DD) hat sich 2021 mit seinem Sieg im Sattel von Killer Queen VDM auf der großen Siegertafel in Aachen verewigt. 

DD erzählt: „Es ist etwas ganz Besonderes, einmal eine Prüfung wie den Rolex Grand Prix bei einem Major zu gewinnen, denn man hat nicht immer ein Pferd, mit dem man in einer solchen Prüfung antreten kann, und wenn der Moment kommt, in dem man das Gefühl hat, dass man ein Major gewinnen kann, versucht man, das Beste daraus zu machen. Glücklicherweise konnte ich 2021 gewinnen, denn ich war zweimal Zweiter gewesen, was bedeutete, dass ich nicht noch einmal Zweiter werden wollte und überlegte, was ich anders machen könnte und müsste. Ich weiß noch, wie Scott gewann und ich Zweiter wurde, dabei hatte ichc eigentlich gedacht, dass ich ein sehr gutes Stechen mit sehr engen Wendungen geritten war. Als ich also 2021 am Anfang des Stechens in den Parcours musste, sprang ich zwar fehlerfrei, aber ich war mir nicht sicher, ob ich gewinnen würde, am Ende war es mein Glückstag. Ein oder zwei waren schneller, hatten aber einen Abwurf, und die anderen, die fehlerfrei waren, waren einfach nicht schnell genug. An diesem Tag hat also alles geklappt. Ich hatte ein sehr gutes Pferd, das ich gut zu den Hindernissen reiten konnte, und die anderen Reiter haben das an diesem Tag einfach nicht geschafft. Das unterstreicht, wie eng es im Sport zugeht, denn es sind nicht nur zwei oder drei Reiter, die den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen gewinnen können, sondern 15 bis 20.“ 

Als Sie als Erster ins Stechen mussten, was war die Taktik?

DD: „Als Erster im Stechen hat man natürlich nicht die beste Ausgangslage, aber man kann es nicht ändern. Also muss man versuchen, sein Bestes zu geben. Natürlich wollte ich Druck auf die anderen ausüben, aber in diesem Moment hatte ich einfach Glück. Ich erinnere mich, dass ich im Jahr darauf im Großen Preis von Rolex beim CHIO Aachen in Führung ging und am Ende doch ‚nur‘ Vierter wurde, obwohl ich dachte, das Stechen sei mir gut gelungen. Man macht sich vor dem Stechen einen Plan nach dem Gefühl, das einem das Pferd gibt, und am Ende muss es klappen und man muss natürlich auch ein bisschen Glück haben.“

Der Welt- und Europameister Jeroen Dubbeldam (JD) (Aachen Sieger 2001 auf De Sjiem) hat fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. 

Wie lange dauert es und welche Erfahrungen sind nötig, damit Nachwuchs-Reiter zum CHIO Aachen kommen und eine Prüfung wie den Rolex Grand Prix gewinnen können? 

Jeroen Dubbeldam: „Es ist eine lange Reise, ein langer Weg, dorthin zu kommen und das wird immer so sein. Ich denke, dass es für die junge Generation sehr wichtig ist, zu sehen, was hier in der Arena passiert, aber noch wichtiger ist, was hinter den Kulissen passiert und welche Anstrengungen nötig sind, um einen Kurs wie beim Chio Aachen zu absolvieren. Es gibt eine ganze Welt hinter den Kulissen, bevor man diese Arena betritt. Es ist sehr wichtig, dass die jungen Reiter sich dessen bewusst sind, und deshalb ist es wichtig, dass wir sie auf diesem Weg begleiten und sie zu echten Pferdemenschen machen. Ich denke, es ist unsere Aufgabe, die neue Generation auf diesen Weg zu führen.“

Wenn Sie ein oder zwei Eigenschaften eines jungen Reiters herausgreifen müssten, welche wären das?

JD: „Ich denke, die wichtigste Eigenschaft ist, dass sie ihren Beruf lieben und gerne mit Pferden arbeiten. Außerdem müssen sie hart arbeiten können und sehr diszipliniert sein. Das sind zwar langweilige Standards, die man ständig wiederholt, aber sie sind so wichtig. Alles beginnt damit, dass man die Arbeit mit Pferden lieben muss, und dann ist alles andere leichter zu bewerkstelligen. Es gibt viele talentierte junge Reiter, die ein Pferd sehr gut reiten können und ein gutes Auge für das Reiten zu den Hindernissen haben, aber ich denke, was letztendlich den Unterschied ausmacht, sind harte Arbeit und Disziplin. Ich habe im Laufe meiner Karriere so viele talentierte junge Reiter gesehen, aber es kann auch sehr gefährlich sein, talentiert zu sein, wenn man jung ist, denn das kann einen ein wenig faul werden lassen. Ich denke, es ist wichtig, dass wir alles tun, was wir können, um die nächste Generation gut vorzubereiten, denn Talent ist großartig, aber es ist auch gefährlich.“

Meredith Michaels-Beerbaum (MMB)  ist die erste und bisher einzige Frau, die die Weltrangliste anführte. Sie gewann den Rolex Grand Prix in Aachen 2005 auf Shutterfly und trainiert heute ihre Tochter Brianne und andere Nachwuchsreiter. 

Wie wichtig ist es für Sie, dem Sport etwas zurückzugeben und der nächsten Generation zu helfen, hier beim CHIO Aachen einige der Top-Preise zu gewinnen? 

Meredith Michaels-Beerbaum: „Es hat eine neue Zeit in meiner Karriere angefangen und ich genieße es wirklich, der nächsten Generation etwas zurückzugeben, besonders meiner Tochter, die jetzt vierzehn ist und ziemlich erfolgreich reitet. Es ist so schön für mich, ein Teil dieser Reise zu sein und sie wachsen zu sehen. Mein Mann und ich hätten nie gedacht, dass sie einmal eine Reiterin werden würde, aber sie hat eine große Leidenschaft für Pferde, sie genießt es und arbeitet sehr hart. Ähnlich wie Jeroen sagte, ist sie talentiert, aber sie arbeitet auch hart und investiert so viel Zeit und Mühe in ihr Reiten. Für mich ist es ein Segen, die vielen Stationen durch meine Tochter noch einmal mit zu erleben. Ich liebe es, ihr Ratschläge zu geben und ihr Geschichten darüber erzählen zu können, wie es für mich war. Ich denke, es ist ein großer Vorteil für mich, dass ich ihr nicht nur wichtige Trainingstechniken beibringen kann, sondern ihr auch von meinen Erfolgen und Misserfolgen erzählen kann und wie ich es geschafft habe, durchzuhalten. Das ist meine neue Reise, und sie macht mir wirklich Spaß. Ich habe auch schon beim Aachen CAMPUS gearbeitet, den Rolex unterstützt und der junge Reiter ausbildet. Ich denke, es ist so wichtig für uns Athleten, dem Sport, den wir genießen durften, etwas zurückzugeben.“

War der Gewinn des Rolex Grand Prix hier in Aachen etwas, wovon Sie als junges Mädchen aus Kalifornien geträumt haben? 

MMB: „Bei dieser Frage bekomme ich eine Gänsehaut. Ich kam zum ersten Mal als 18-jähriges Mädchen aus Los Angeles nach Aachen und ich werde nie vergessen, wie ich mich umsah und dachte: ‚Wenn ich hier jemals reiten könnte, wäre das fantastisch‘. Das war das erste, was ich mir wünschte, hierher zu kommen und zu reiten. Viele Jahre später kam ich dann als Amerikaner, als Teil des Nations-Cup-Teams – ich schaffte es, aber es war kein großer Erfolg. Dann, wieder Jahre später, ich hatte meine Nationalität gewechselt, weil ich meinen Mann Markus geheiratet hatte, fing ich an, für Deutschland zu reiten. Der erste große Schritt für mich war, in die deutsche Nationenpreis-Mannschaft zu kommen, und ein paar Wochen später war ich auch für die Europameisterschaftsmannschaft in Hickstead im Gespräch. Herbert Mayer, der deutsche Equipe-Chef, überlegte, ob er zum ersten Mal überhaupt eine Frau in die Mannschaft aufnehmen sollte. Er wollte mich in Aachen sehen und danach entscheiden. In der Qualifikation am Mittwoch verdrehte sich meine wunderbare Stute Stella in der Luft über dem letzten Hindernis, und ich fiel, schaffte es aber, bis nach der Ziellinie auf dem Pferd zu bleiben und den Parcours zu beenden, aber ich stürzte und das Pferd galoppierte auf mich drauf. Ich werde nie vergessen, wie Herbert zu mir kam und sagte: ‚Kannst du den Nationenpreis reiten‘, und ich sagte: ‚Natürlich‘, und ich schaffte eine Nullrunde und eine Runde mit 4 Strafpunkten, und ein paar Wochen später nahm ich an der Europameisterschaft teil. 

Von da an hatte ich meine großartige Partnerschaft mit Shutterlfy, aber es war immer mein Ziel, den Grand Prix hier zu gewinnen. Als es dann so weit war, war ich die ganze Woche über so konzentriert und dachte: ‚Das ist es, was ich tun will‘. Ich weiß noch genau, wie ich in der ersten Runde fehlerfrei blieb und dachte: ‚Okay, das war die erste Runde, jetzt kommt die zweite Runde‘. Die Erleichterung und Freude über den Sieg in dieser Prüfung war dann unbeschreiblich.“

Jeroen, gibt es einen Moment in Ihrer Karriere, den Sie als besonders herausragend bezeichnen können?

JD: „Das ist eine sehr schwierige Frage, da ich in meiner Karriere so viele großartige Momente erlebt habe und viele davon glücklicherweise unter der Flagge von Rolex. Ich glaube nicht, dass ich einen bestimmten Moment herausgreifen kann, denn es gab einige, die so besonders waren. Ich habe den Sieg bei den Weltmeisterschaften in Caen sehr genossen, mit dem Pferdewechsel, das hat mir Spaß gemacht. Ich hatte das Glück, einige Male dabei zu sein und einige Male zu gewinnen, das war also eine besondere Situation, da man damals die besten Pferde der Welt reiten konnte. Wenn ich einen Moment herausgreifen soll, in dem wir – ich und mein Pferd, in diesem Fall Zenith – als Paar am besten waren, dann muss ich zu den Europameisterschaften 2015 zurückgehen, wo ich das Gefühl hatte, dass wir nicht in besserer Form hätten sein können. Zenith war in Bestform und ich auch, und zusammen hatte ich das Gefühl, dass nichts schiefgehen kann und am Ende wurde ich Europameister.“

Welche Eigenschaften müssen Reiter und Pferd Ihrer Meinung nach mitbringen, um ein Major zu gewinnen?

SB: „Man muss eine unglaubliche starke Partnerschaft mit einem Pferd haben. Das ergibt sich aus jahrelanger, täglicher Arbeit. Um ein Rolex Major zu gewinnen, muss man sein Pferd wirklich kennen – ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemand, der sein Pferd nur kurz unter dem Sattel hat, ein paar Wochen später den Rolex Grand Prix gewonnen hat. Man braucht jahrelanges Training, man muss sein Pferd in- und auswendig kennen – man muss wissen, wie das Pferd auf einer Linie reagiert, wie viele Galoppsprünge man machen muss, denn jedes Pferd ist anders. Erfahrung ist ebenfalls wichtig – man kann ein Pferd anders reiten, wenn man weiß, dass es Erfahrung im Parcours hat. Darüber hinaus gibt es so viele Eigenschaften, die wir bei einem Pferd suchen – Vermögen, Vorsicht, Schnelligkeit – aber selbst wenn es all diese Eigenschaften hat, muss man sie auf die richtige Art und Weise fördern und die Partnerschaft entwickeln.“

Wenn Sie einen Tag aus der Vergangenheit noch einmal erleben könnten, welcher Tag wäre das und warum?

DD: „Das wäre in meinem Fall sicher mein Sieg im Rolex Grand Prix in Aachen 2021. Natürlich ist es immer fantastisch, zu gewinnen, aber in Aachen mit dem deutschen Publikum im Rücken zu starten, selbst wenn ich Zweiter werde, das ist fantastisch und ich würde diese Momente gerne noch einmal erleben.“

MMB: „Ich stimme zu, dass der Rolex Grand Prix hier so besonders war, weil ich mir vorgenommen hatte, ihn zu gewinnen. Als Sportler etwas zu erreichen, für das man sein ganzes Leben lang gearbeitet hat, und es dann tatsächlich nach Hause zu bringen, ist wirklich ein unglaubliches Gefühl. Zwei meiner anderen Lieblingssiege waren das Rolex IJRC Top 10 Finale beim CHI Genf – das ist ein unglaublicher Wettbewerb, und diesen gegen die zehn besten Athleten der Welt zu gewinnen, war für mich einfach unglaublich.“

Meredith, Sie haben Ihre Tochter erwähnt. Was ist der beste Rat, den Sie Kindern geben können, die in den Sport einsteigen wollen – wie können sie den Wettkampf mit anderen Lebensbereichen wie der Schule vereinbaren? 

MMB: „Es ist ein schwieriger Weg. Für mich und meine Familie hat es in dem Jahr, in dem wir Covid bekamen, ganz gut funktioniert, da Briannes Schule online ging – wir verbringen drei Monate des Jahres in Wellington in den USA und nehmen an Turnieren teil, und meine Tochter konnte ihre Schulausbildung online fortsetzen und gleichzeitig an Turnieren im Ausland teilnehmen. Mein Mann und ich haben sehr deutlich gemacht, dass Bildung wichtig ist, und wir haben das Glück, dass sie die Schule sehr ernst nimmt – das ist eine große Priorität für uns. Wir haben unsere Tochter auch nie zum Reiten gedrängt, und das halte ich für sehr wichtig. Es ist wichtig, einen jungen Menschen nicht zu drängen oder unter Druck zu setzen, und ihr auch zu vermitteln, dass es ein langer Weg ist, denn es kann leicht passieren, dass man sich auf die Erfolge oder die Höhen und Tiefen fixiert.  Wir unterstützen sie immer, und ich sage ihr oft, wenn sie vor einer Veranstaltung nervös ist: ‚Ich liebe dich, egal, was passiert‘, und das ist wirklich wichtig, diese Art von Unterstützung, denn sie ist eine Perfektionistin – sie muss wissen, dass es nicht nur ums Gewinnen geht – es ist ein langer Weg.“

Können Sie uns erklären, wie Sie sich auf ein Turnier wie CHIO Aachen und die anderen Rolex Grand Slam of Show Jumping Majors vorbereiten? 

DD: „Man kann sich nicht nur auf einen Grand Prix oder ein einzelnes Turnier vorbereiten. Man muss das Pferd über einen Zeitraum von vielen, vielen Jahren aufbauen – natürlich kann man für die letzten Wochen einen speziellen Plan machen, aber man muss ein paar Wochen vorher bereit sein und es ist keine Last-Minute-Geschichte. Es dauert Jahre, beginnend mit den Springpferdeprüfungen, in denen die Pferde Erfahrungen in verschiedenen Reithallen und Klassen sammeln, ihr Wissen und ihre Erfahrung ausbauen, bis sie für eine solche Prüfung bereit sind.“

Das Gras-Arena beim CHIO Aachen ist so groß und einzigartig, können Sie uns eine Vorstellung davon geben, wie man in dieser besonderen Arena reitet? 

RP: „Es ist ein ganz besonderer Ort. Pferde, die hier gut abschneiden, waren oft schon zwei- oder dreimal hier – sie schneiden nur selten beim ersten Mal gut ab. Die Atmosphäre, die Stimmung in der Luft, man kann es spüren – die Pferde, die hier gut abschneiden, waren schon viele Male hier und fühlen sich in der Arena und in der Umgebung wohl, so dass sie über sich hinaus wachsen und sie in der Lage sind, Großes zu leisten.“

SB: „Da stimme ich zu. Man muss einen guten Rhythmus mit seinem Pferd haben, man braucht einen guten Galopp und muss sicherstellen, dass das Pferd selbstbewusst ist. Ich versuche immer, in einen schönen Vorwärtsrhythmus zu kommen und sicher zu stellen, dass die Pferde Vertrauen haben.“

DD: „Vorwärtsrhythmus – das ist etwas, das man definitiv braucht. Die Hindernisse haben sich in den letzten 20 Jahren verändert, es sind immer noch große Sprünge, aber die Hindernisse sind jetzt leichter, wir haben viele sehr leichte Stangen und verschiedene Linien – die Abstände zwischen den Sprüngen sind immer noch lang und ein großer Galopp ist in dieser Arena definitiv ein Vorteil.“

MMB: „Ich stimme mit allem überein – Rodrigo sagte Erfahrung – Shutterfly hat hier als Siebenjähriger in den Jungpferdeklassen angefangen und er hat kein Jahr ausgelassen, bis er mit 18 Jahren in Aachen in Rente ging. Es waren viele Jahre der Erfahrung für ihn und mich, um das zu können. Ich stimme auch überein, man muss mutig sein und galoppieren können – es ist kein Ort für vorsichtiges, rückwärtsgerichtetes Reiten – man muss vorwärts reiten und dem Pferd Vertrauen geben.“ 

JD: „Vorwärtskontrolle ist viel schwieriger, und es ist immer ein Schlüsselwort beim Unterricht mit meinen Schülern. Sie sollen vorwärts reiten und nicht die Kontrolle verlieren. In diesem Parcours ist das sehr wichtig, denn er ist riesig und die Zeit ist knapp bemessen, so dass man in der Lage sein muss, schnell zu galoppieren und bei hohem Tempo nicht die Kontrolle zu verlieren. Ein weiterer Ratschlag ist, sich nicht zu weit vom ersten Hindernis zu entfernen, wenn die Glocke läutet, da es sehr lange dauern kann, von einem Ende der Arena zum anderen zu gelangen.“