„Wo ist denn Finja?“, diese Frage hört Harm Lahde, international erfolgreicher Springreiter und Freund der Deutschen Meisterin der Damen von 2020, gerade öfter. Finja Bormann wird von vielen Kollegen gerade vermisst, sie ist derzeit nicht auf internationalen oder nationalen Turnieren unterwegs.
Die 28-Jährige ist im Urlaub im mehr als 7.600 Kilometer entfernten Peking. Den Kopf frei kriegen, Reitfreunde besuchen, die Akkus aufladen für neue spannende Aufgaben. Denn die Springreiterin, die zahlreiche Große Preise u.a. in Paderborn und in Nörten Hardenberg gewann, macht sich demnächst selbstständig.
Nach 6,5 Jahren als Bereiterin im Stall der Familie Müter auf dem Elmgestüt Drei Eichen in Königslutter, zieht es die Amazone ab September zurück auf den heimischen Hof der Familie Bormann in Hüddessum (Landkreis Hildesheim in Niedersachsen). spring-reiter.de hat mit Finja Bormann über den neuen Lebensabschnitt gesprochen.
„Den Plan, mich selbstständig zu machen, habe ich schon vor langer Zeit entwickelt. Aber natürlich muss der Zeitpunkt passen. Als ich im Frühjahr nicht so viele Pferde zum Reiten hatte und ich auch drei Tage die Woche als Vertretungslehrerin in einer Grundschule gearbeitet habe, ist der Entschluss gereift. Ich habe noch keine Familie und Kinder, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, zurück auf dem Familien-Hof zu gehen und ein neues Kapitel aufzuschlagen“, erzählt Finja Bormann, die neben ihrer Karriere als Springreiterin auch noch erfolgreich ein Lehramtsstudium für Grundschulen absolviert hat und Englisch und Religion unterrichten kann.
Derzeit laufen die Baumaßnahmen auf dem heimischen Hof der Familie Bormann auf Hochtouren. „Wir sind gerade dabei, den Stall etwas umzubauen. Mein Papa überwacht alles, damit ich meinen eigenen Bereich habe, der von dem Bereich der Einsteller etwas abgegrenzt ist“, erklärt die Reiterin. Mitte September, Anfang Oktober soll alles fertig sein und dann kann es los gehen. Sechs bis zehn Pferde will Finja Bormann künftig langfristig selber ausbilden. Die Pferde aus dem Elmgestüt Drei Eichen nimmt sie nicht mit.
„Meine Pferde hat Harm übernommen und er hat jetzt eine gute Zahl richtig guter Pferde“, freut sich Finja für ihren langjährigen Freund Harm Lahde. Ja, sie sind noch zusammen, lacht Finja, auch wenn sie jetzt erst einmal auseinanderziehen. „Das ist ein großer Schritt. Aber es kann auch eine Chance sein und dass wir beide glücklich sind.“
Pferde für den großen Sport hat sie natürlich erst einmal nicht. Aber das macht ihr auch nichts. „Sportlich ist es jetzt natürlich erst mal ein Schritt zurück“, weiß sie. Ihre große Leidenschaft gehört aber ohnehin der Ausbildung junger Springpferde.
„Pferde erfolgreich für Bundeschampionate zu qualifizieren, sie dort vorzustellen oder bei der WM für junge Pferde zu präsentieren, das ist mein Ziel. Ein Pferd von Beginn an bis hin zu Ranking-Springen zu begleiten, das ist das, was mich glücklich macht“, formuliert es Finja Bormann.
Auf gute Pferde muss sie natürlich weiterhin nicht verzichten. Ihr Vater Franz Bormann ist Pferdezüchter und hat mit dem Erfolgspferd von Finja, dem mittlerweile 18-jährigen A crazy Son of Lavina (v. Azzuro Classico), mit dem Finja u.a. Deutsche Meisterin wurde, schon bewiesen, dass er ein Händchen für eine erfolgreiche Nachzucht hat. Auch der zehnjährige Hannoveraner Lafocolo Crazy Stud (v. Larius W), mit dem Finja bisher international für das Elmgestüt Drei Eichen erfolgreich ritt, stammt aus seiner Zucht. Mit ihm hat sie vordere Platzierungen u.a. in Hagen, Krakau, Warschau, Sopot und Paderborn erzielt.
„In dieser Saison hat mein Vater sechs Stuten tragend“, freut sich Finja Bormann, die auf dem Familien-Hof die Ausbildung junger Pferde übernehmen wird, während sich Bruder Friso hauptsächlich um die Landwirtschaft kümmert. Einige vielversprechende Youngster hat Finja zu Hause auch schon im Stall, darunter einige Halbgeschwister zu A Crazy Son of Lavina. Und natürlich ist sie auch immer auf der Suche nach talentierten Pferden zum Kauf oder Teil-Kauf.
„Meine Philosophie ist es, sich für die Ausbildung junger Pferde genügend Zeit nehmen zu können“, sagt Finja. Zeit und Geduld mit dem Partner Pferd sind ihr sehr wichtig. Und weil sie eine pädagogische Ader hat, kann sie sich auch vorstellen, Reitunterricht zu geben. Wenn es die Zeit denn zulässt. Als Lehrerin im Klassenzimmer wird man sie vermutlich aber erst mal nicht mehr antreffen. „Ich kann ja nicht auf drei Hochzeiten tanzen“, lacht die sympathische Reiterin.
Apropos, irgendwann kann sie sich natürlich auch eine Familie mit Kindern vorstellen. Irgendwann… Bei ihrer Schwester ist gerade Kind Nummer drei unterwegs. „Das ist schon sehr erfüllend“, findet Finja. Auch wenn sie nun erst einmal andere Prioritäten setzt.
Wer Interesse an einem Berittplatz für sein Pferd hat, kann sich gerne bei Finja Bormann melden. (Telefonnummer: +49177 2471571 oder über Instagram anschreiben)
Text und Interview: Corinna Philipps