Als Harrie Smolders und Uricas v/d Kattevennen (v. Uriko) die goldene Planke von Sprung neun vor die Füße fiel, ging ein Aufschrei durch das Stadion von Barcelona – und bei Team Deutschland breitete sich das Strahlen in den Gesichtern aus. Denn der Fehler des niederländischen Schlussreiters bedeutete zugleich, dass Otto Beckers Mannschaft das Nationenpreisfinale 2024 in der katalanischen Hauptstadt gewonnen hatte, die Titelverteidigung geglückt war.
Den ersten Umlauf des Finales der Longines League of Nations hatten zwei Teams mit der Idealnote Null beendet: die Niederlande und Deutschland. Beide hatten dabei vier Punkte als Streichergebnis abbuchen können. Bei Jana Wargers und Dorette OLD (v. Dollar du Murier) war ebenfalls die goldene Planke im ersten Umlauf gefallen, Harrie Smolders hätte nach den drei Nullrunden seiner Kollegen in der ersten Runde gar nicht starten müssen, wollte aber offenbar seinen Uricas schon mal eingewöhnen und kam ebenfalls mit vier plus einem Zeitfehler Punkten ins Ziel.
Die drei Fehlerfreien aus Runde eins schickte Bundestrainer Otto Becker dann auch in den zweiten Umlauf, in dem nach dem neuen Reglement nur noch drei Reiter für jedes Land an den Start gehen, wo es also kein Streichergebnis mehr gibt und jeder Fehler zählt.
André Thieme eröffnete wieder mit DSP Chakaria (v. Chap) und brachte im zweiten, entscheidenden Umlauf einen Hindernisfehler mit ins Ziel, während Maikel van der Vleuten mit Beauville Z N.O.P. (v. Bustique) mit der Doppelnull glänzte. Als dann Olympiasieger Christian Kukuk mit Checker (v. Comme il Faut) den vier Punkten noch einmal acht Punkten hinzufügte, schien sich das Thema Titelverteidigung erledigt zu haben. Aber nach ihm sammelte völlig überraschend für die Niederländer Kim Emmen auf Imagine (v. Cassini Gold) nach ihrer Null in der ersten Runde plötzlich 12 Fehlerpunkte ein – und die Tür war wieder offen. Deutschlands Schlussreiter Richard Vogel drehte auf United Touch S (v. Untouched) souverän, fast schien es mit dem Finger in der Nase, seine zweite Nullrunde, die vierte Doppelnull aller Teilnehmer, und setzte damit den Schlussreiter der Niederländer entsprechend unter Druck.
Deren Teamchef Jos Lansink hatte für den zweiten Umlauf nicht den in der ersten Runde fehlerfreien Lars Kersten mit Funky Fred Marienhofs Z (v. Fantomas de Muze) nominiert, sondern auf Routinier Harrie Smolders gesetzt. Durch dessen Fehler wurde es fürs Oranje Team dann mit insgesamt 16 Fehlerpunkten endgültig „nur“ Silber vor den mitfavorisierten Schweden, die insgesamt 20 Fehlerpunkte einsammelten: Henrik von Eckermann auf King Edward 0 und 4, Marlin Baryard-Johnsson auf Indiana 0 und 8, Peder Fredricson auf Catch me Not S 4 und 4, Rolf-Göran Bengtsson auf Zuccero HV 4 in der ersten Runde, der zweiten musste er von draußen zusehen.
Auch die als in der Saison-Tabelle Führenden nach Barcelona gekommenen Iren hatten am Ende 20 Punkte auf dem Konto, rutschten aber wegen der schlechteren Zeit auf Platz vier. Die bis zum Schlussreiter gleichauf liegenden Franzosen schieden am Ende aus, weil Beau de Laubry Z seinen Reiter unterwegs absetzte. Und Streichergebnisse gibt es eben im zweiten Umlauf nicht mehr, mit denen man so ein Unglück in der ersten Runde hätte ausgleichen können. Allerdings ging alles glimpflich aus, Reiter und Pferd verließen gemeinsam zu Fuß die Bahn.
Überraschend war das Ergebnis der hoch gehandelten Schweizer: Martin Fuchs, Steve Guerdat, Pius Schwizer und Alain Jufer wurden mit insgesamt 40 Punkten Vorletzte vor den eliminierten Franzosen.
Otto Becker war mit seinem Team dann auch mehr als zufrieden. Sein Olympia-Sieger Christian Kukuk, haderte nach seiner zweiten Runde und den acht Strafpunkten mit sich: “Ich bin heute einfach nicht akkurat genug geritten, aber das muss man hier.” Für den Sieg und eine ordentliche Champagner-Dusche hat es trotzdem gereicht. Herzlichen Glückwunsch Team Germany.
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