Langsam geht es wieder los: Nachdem der Turniersport in den vergangenen Monaten geruht hat, finden in einigen Regionen Deutschlands die ersten Turniere für Berufsreiter statt. Der Reitclub Steinberg in Wuppertal richtet Mitte Juni auf der Reitanlage Bödicker sein Vereinsturnier aus – mit dem Fokus auf Nachwuchs- und Amateurprüfungen. Marc Bödicker, Sportwart des RC Steinberg und die Breitensportbeauftragte Gianna Hedderich über die Turnierorganisation zu Zeiten des Coronavirus.
Aktuell ist es für Vereine eine große Herausforderung, ein Turnier zu veranstalten. Wieso haben Sie sich als Verein dazu entschlossen, an Ihrer Veranstaltung festzuhalten?
Gianna Hedderich: Uns ist es wichtig, auch in schwierigen Zeiten ein Stück Normalität zu schaffen. Und das sind für uns auch Amateurturniere.
Marc Bödicker: Außerdem wollen wir für andere Reitvereine ein Zeichen setzen, dass sie mit dem richtigen Konzept Turniere durchführen können.
Wie wird Ihr Turnier im Juni aussehen?
Hedderich: Unsere Veranstaltung war eigentlich als großes Sommerturnier über vier Tage konzipiert. Bereits im März haben wir uns dazu entschlossen, die Ausschreibung radikal zu kürzen. So haben wir die Gefahr etwas gemindert, dass uns eventuell Sponsoren wegfallen und wir haben die Möglichkeit, uns den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Jetzt haben wir eine Ausschreibung auf zwei Tage reduziert, die in der Dressur von der Führzügelklasse über die E-Dressur bis zur Kandaren L geht und im Springen vom Springreiterwettbewerb bis zum M*-Springen.
Bödicker: Unser Hygienekonzept beinhaltet, dass die Dressur- und Springprüfungen getrennt voneinander laufen. Wir haben zwei Reithallen und zwei Reitplätze zur Verfügung, so dass genügend Fläche zum Abreiten vorhanden ist und alle ausreichend Abstand halten können. Es wird keine Zuschauer geben und keine Aussteller, der Verein darf keine Gastronomie anbieten. Unser Casino darf zwar öffnen, aber unter den strengen Regelungen, die auch für andere Gaststätten gelten.
Was war für Sie die größte Herausforderung im Vorfeld?
Bödicker: Die Herausforderung war es, sich auf die dynamische Entwicklung einzustellen. Dabei haben uns die Leitfäden der FN und des Landesverbandes wirklich weitergeholfen. Der Wegfall der Sponsoren trifft den Reitverein und uns als Reitanlage hart. Das versuchen wir jetzt, durch Spenden aufzufangen.
Hedderich: Man muss dazu sagen, dass die umliegenden Reitvereine sehr hilfsbereit sind. Wir haben jede Menge Anfragen bekommen, dass sie uns mit Spendengeldern und Menpower zu unterstützen.
Wie sind Sie in der Planung vorgegangen? Haben Sie Tipps für andere Turnierveranstalter?
Bödicker: Nach den ersten Lockerungen haben wir uns sofort mit der Stadt in Verbindung gesetzt. Wir haben mit der Stadt Wuppertal ein Hygienekonzept erarbeitet und vorgelegt. Die Stadt und das Ordnungsamt haben uns als Reitanlagenbetreiber und den Reitverein während der ganzen Zeit gut unterstützt. Wir sind dankbar, dass das so gut klappt.
Hedderich: Unser Tipp an andere Vereine ist: Seid mutig und traut euch. Auch ihr schafft es, ein Turnier zu veranstalten.
Wie können Sie sicherstellen, dass während des Turniers alle Vorgaben wie Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden?
Hedderich: An der Spitze unseres Hygienekonzepts steht der Hygienebeauftragte, der alle Maßnahmen koordiniert. Wir haben auf unserer Anlage mehrere Hygienestationen, also Möglichkeiten zur Desinfektion und zum Händewaschen. Unsere Helfer achten darauf, dass die nötigen Abstände und die Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Aber natürlich appellieren wir auch an die Teilnehmer, dass sich keine Menschenansammlungen bilden und sich alle an die Regelungen halten.
Ihr Turnier 2020 wird anders als die Turniere zuvor. Was erhoffen Sie sich von der Veranstaltung?
Bödicker: Wir möchten anderen Reitvereinen und Betrieben Mut machen, ein Turnier durchzuführen, damit der Amateursport nicht noch mehr zum Erliegen kommt.
Hedderich: Und damit auch Jugendliche wieder die Möglichkeit haben, gemeinsam mit ihrem Partner Pferd ihre Freizeit auf Turnieren zu verbringen.
Bödicker: Außerdem möchten wir uns außerdem einmal dafür bedanken, dass wir unsere Veranstaltung trotz der Coronakrise durchführen können: Bei der FN, bei unserem Landesverband, bei der Stadt Wuppertal und beim Ordnungsamt, bei unseren Sponsoren und bei den vielen Menschen, die uns unterstützen. lau