Jetzt hat auch der Vorsitzende des Hannoveraner Verbandes, Hans Henning von der Decken, aus den Verbands-Querelen die Konsequenzen gezogen, denen als Erster schon der Geschäftsführer zum Opfer gefallen war: Am Abend des 29. Juli gab er den sofortigen Rücktritt von seinen Ämtern in der Geschäftsstelle bekannt. In einer Zusammenkunft mit den Mitarbeitern bat er um Verständnis für seine Entscheidung. Zugleich dankte von der Decken dem Hauptamt für die Stabilität, die in den zurückliegenden Jahren gewährleistet wurde. Wichtig war ihm in diesem Zusammenhang, auch die Arbeit der Strukturkommission zu würdigen, die das Gerüst für die zukünftige Verbandsstruktur erarbeitet hat.
Nachdem es ja zuerst so schien, als ob Hans Henning von der Decken die Auseinandersetzung mit Geschäftsführer Werner Schade, die in dessen fristloser Kündigung kulminierte, schadlos überstand hat, musste er sich jetzt in einem Schreiben an seinen Vorstand „dafür entschuldigen, dass ich im vergangenen Jahr eine nicht korrekte Antwort gegeben habe“. Vorher hatte ihn deshalb schon unwidersprochen der Stellvertretende Vorsitzende Hartmut Wilking der Lüge bezichtigt.
Im Zentrum dieses Sumpfes aus Machtkämpfen, gegenseitigen Lügen-Vorwürfen und anderen persönlichen Attacken steht unverändert der Hengst Dario. Er war im Oktober 2018 zur Körung in Verden und zur Versteigerung präsentiert worden – und war durch das Shivering-Syndrom, die „Schüttel-Krankheit“ gehandicapt. Eine dänische Kundin ersteigerte ihn trotzdem, weil sie den Befund nicht kannte. Aber in Dänemark ist ein Hengst mit dieser Krankheit nicht zur Zucht zugelassen.
Darios Verkäufer, die Käuferin und mittendrin der Hannoveraner Verband versuchten, eine Lösung zu finden. Der damalige Verbands-Geschäftsführer Dr. Werner Schade handelte einen Vertrag aus, dass der Hengst trainiert und dann erneut versteigert werden sollte. Er informierte darüber den Vorstandsvorsitzenden des Verbandes telefonisch, nutzte eine Faksimile-Unterschrift für den Vertrag – und bekam die Kündigung als Geschäftsführer.
Dario, der 2018 noch für 120.000 Euro den Besitzer gewechselt hatte, wurde Anfang Juli von Mennrath’s für 9.500 Euro in die Schweiz versteigert, aber damit war das Kapitel nicht beendet. Zumal noch der Rechtsstreit zwischen der dänischen Käuferin, dem damaligen Hengst-Aussteller Ernst Kemper und dem Hannoveraner Verband anhängig ist. Offensichtlich machte der Verbands-Vorsitzende Hans Henning von der Decken in der Auseinandersetzung falsche Angaben, was er wann über Darios Krankheit und das weitere Vorgehen wusste. In seinem Schreiben an den Vorstand versuchte er jetzt eine nachträgliche Erklärung: „Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich aufgrund der belastenden Lage mit Dr. Schade in einer sehr angespannten Position. Sowohl die Gesamtsituation für den Hannoveraner Verband als auch die Medienberichte waren belastend, sodass ich während einer neunstündigen Versammlung nicht richtig zuhörte, als ich nach dem Shivering gefragt wurde.“
Hans Henning von der Decken hat gemerkt, dass spätestens im August beim dann trunusmäßig anstehenden Verbandstag mit den Vorstandswahlen sein Absturz von der Verbandsspitze drohte. So hat er jetzt selbst die Konsequenzen gezogen und den Weg freigemacht, dass sich die Hannoveraner nicht nur strukturell, sondern auch personell neu aufstellen können. Mal sehen, ob das auch den Intrigensumpf trocken legt.