Unverhofft kommt oft: Das kann der ehemalige Nationenpreisreiter Alois Pollmann-Scheckhorst bestätigen. Als Trainer für seine Schülerin, die Britin Alexandra Thornton, war der 56jährige an diesem Wochenende zum CSI4* Hubside Jumping nach Grimaud gereist. Und fand sich kurz darauf als Springreiter im Parours wieder. Aber der Reihe nach.
„Meine Schülerin Alexandra studiert noch ein Jahr Business in Oxford. Und weil sie dort gerade noch so viel um die Ohren hat, kam sie nicht weg. Also hat sie mich kurzerhand gefragt, ob ich die Pferde reiten kann und möchte. Ich dachte natürlich nicht an einen Turnierstart, sondern nur so ans tägliche Reiten am Rande des Turniers“, erzählt Alois Pollmann-Schweckhorst spring-reiter.de lachend. Aber seine Schülerin hatte mehr im Sinn.
„Sie meinte, wenn Du schon da bist, kannst Du die Pferde ja auch gleich auf dem Turnier vorstellen“, so Pollmann-Schweckhorst. Der Weltcup-Reiter freute sich natürlich über „so viel Vertrauen“ und sagte ohne zu zögern zu. Immerhin ging es nicht um irgendwelche Pferde, sondern um absolute Top-Kracher: Mit Cornetto K (v. Cornet Obolensky) erreichte der Brasilianer Doda de Miranda bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 den neunten Platz der Einzelwertung, bis er den 14jährigen Hengst nach der Scheidung von Athina Onassis verlor und dieser an Alexandra Thornton verkauft wurde. Auch die Stute Chades of Blue (v. Chacco-Blue), von Thomas Kleis und Marco Kutscher erfolgreich in den Spitzensport gebracht, kann schon CSI4* Platzierungen vorweisen. „Ich fühlte mich natürlich sehr geehrt und habe mich über das große Vertrauen gefreut. Auch wenn ich natürlich Lampenfieber hatte“, gibt Pollmann-Schweckhorst gegenüber spring-reiter.de zu. „Zumal ich Cornetto K auch noch nie vorher auf einem Turnier geritten bin. Überhaupt bin ich vor zweieinhalb Jahren zuletzt Turnier geritten.“ Noch im Mai hatte Pollmann-Schweckhorst einen Reitunfall, brach sich sieben Rippen an und musste Monate pausieren.
Und sein passendes Turnieroutfit hatte der internationale Trainer und Ausbilder in Grimaud natürlich auch nicht dabei. „Ich musste mir dann auf dem Turnier erst mal weiße Reithosen und ein Sakko kaufen. Ich wollte mir ja nichts zusammenleihen“, schmunzelt Pollmann-Schweckhorst, der vor einigen Jahren die norwegische Nationalmannschaft trainierte.
Und dann ging es auch schon los. Am Donnerstagmorgen startete Pollmann-Schweckhorst mit beiden Pferden in einem CSI2* Springen über 1,30 m. „Es war ein wenig wie Fahrrad-Fahren. So richtig verlernt man das Parcours-Reiten nicht und die Pferde sind natürlich auch top“, freute sich der „Aushilfs“-Reiter nach zwei fehlerfreien Runden. Und kommt ins Schwärmen: „Das sind wahre Glücksmomente!“ Morgen will der ehemalige Reiter des Ausnahmehengstes Chacco-Blue es gleich noch mal versuchen. Mit der Chacco-Blue Tochter Chades of Blue geht es erneut in den Parcours in Südfrankreich. Und dann in zwei Wochen mit einem eigenen Pferd nach Riesenbeck. „Ich habe wieder Blut geleckt. Es ist und bleibt meine Passion.“ Kann schon sein, dass man ihn demnächst wieder öfter in den Starterlisten findet.