Der erste Nationenpreis nach monatelanger Pause – und was für eine Dramatik in Vilamoura. Zwölf Nationen waren eingeladen und ritten in die erste der beiden Runden ein. Deutschland war durchs Los letzter Starter und hatte so erst einmal die Konkurrenz schön vor sich.
Der Jüngste feierte seine Premiere gleich als Frontmann und das höchst eindrucksvoll: Richard Vogel pilotierte Floyo VDL (v. Baltic VDL) souverän über alle Klippen des Parcours. Null! Und das Strahlen des Reiters beim Hinausreiten war unübersehbar.
Jens Baackmann wollte mit Aglaia J (v. Arpeggio) nachlegen, aber eine Stange fiel am Einsprung zur Zweifachen. 4 Punkte.
Guido Klatte folgte mit Qinghai (v. Quidam de Revel). Man sah es kaum, aber auch hier gab es einen Netzroller. Noch einmal 4 Punkte aufs Mannschaftskonto.
Bei Schlussreiter David Will passte in der Eröffnungsrunde mit C Vier 2 (v.Cardento) irgendwie, vor allem im zweiten Teil, nichts zusammen: 24 Punkte bedeuteten das Streichergebnis und für Heiner Engemanns Team im Zwischenstand Rang drei, unter anderem gemeinsam mit Frankreich. Also war noch alles möglich.
Die zweite Runde begann wie die erste: Richard Vogel zelebrierte mit Floyo wieder eine fehlerfreie Runde aus dem Lehrbuch. Doppelnull! Das schafften außer ihm nur noch drei Reiter an diesem Tag: Gregory Cotard mit Bibici (v. Norman Pre Noir) für Frankreich, Antonio Alfonso mit Charmie (v. Connor) für Italien und Jack Whitaker mit Valmy de La Lande (v. Mylord Carthago) für Großbritannien.
Jens Baackmann blieb diesmal Null – bis zum letzten Hindernis. Dort fiel die grüne Stange, die an diesem Tag so vielen zum Verhängnis wurde, die sich schon über eine fehlerfreie Runde freuen wollten.
Grüner Schlusssprung hin oder her: Guido Klatte ließ sich in seiner zweiten Runde zu keinem Fehler verleiten. Null!
Tja, und dann ging es um die Wurst, genauer um den Sieg. Die französische Equipe hatte nach zwei Nullrunden zum Auftakt des zweiten Teils sich auf Platz eins gesetzt, brauchte nur noch einen fehlerfreien Ritt zum sicheren Sieg oder zum Stechen mit den Deutschen. Aber erst patzte Edward Levy auf Uno de Cerisy (v. Open Up Semilly), dann sammelte auch noch Schlussreiter Mathieu Billot mit Quel Filou (v. Quidam’s Rubin) fünf Fehlerpunkte. Alles hing jetzt am deutschen Schlussreiter. Und David Will feierte das eindrucksvollste Comeback seit Muhammad Alis „Rumble in the Jungle“: Ohne irgendeiner Stange auch nur ansatzweise zu nahe zu kommen, übermalte er seine erste Runde mit einer Null aus dem Bilderbuch.
Das war der Sieg – und zugleich das schönste Abschiedsgeschenk, das die Reiter dem scheidenden Bundestrainer und Chef d’Equipe in Vilamoura, Heiner Engemann, machen konnten.
„Mission erfüllt!“, gab Heiner Engemann direkt nach dem Sieg fröhlich bekannt. „Da haben sie mir ein schönes Abschiedsgeschenk gemacht.“ Für den 61-Jährigen war es der letzte Einsatz mit einem deutschen Springreiter-Team. Zum 1. Januar 2021 wird Heiner Engemann Cheftrainer der kolumbianischen Nationalmannschaft. Nach den Olympischen Spielen 2008 hatte er das Amt des Disziplintrainers Springen an der Seite von Bundestrainer Otto Becker übernommen und seitdem viele erfolgreiche Jahre erlebt. „Ich freue mich natürlich auch über diesen tollen Erfolg hier in Vilamoura, werde aber etwas wehmütig, wenn ich daran denke, dass dies mein letzter Einsatz in der roten Jacke war“, sagte Engemann. Sein Vilamoura-Fazit lautet: „Das war eine starke Teamleistung und besonders freue ich mich darüber, dass zwei Reiter aus meiner U25-Truppe, die ich in den letzten Jahren betreut habe, hier so tolle Leistungen gezeigt haben.“
Frankreich war am Ende Zweiter vor den beiden Führenden bei Halbzeit: Italien und Großbritannien teilten sich den dritten Rang mit Irland.
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