Mit einem Jahr Verzögerung soll es am 23. Juli, in 100 Tagen, soweit sein: Die Olympischen Spiele 2020 werden in Japans Hauptstadt Tokio eröffnet. Mit dabei sein werden dann auch die deutschen Reiter*innen mit ihren Pferden. Nach der langen Corona- und Herpes-bedingten Turnierpause stehen in den kommenden Wochen zahlreiche internationale Turniere auf dem Programm, bei denen sich die Kadermitglieder für eine Teilnahme an den Spielen empfehlen können. Noch steht zwar nicht genau fest, wie die Abläufe vor Ort unter Corona-Bedingungen aussehen werden, doch die Planungen am Deutschen Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) in Warendorf sind voll auf den Saison-Höhepunkt ausgerichtet.
„Olympische Spiele sind nie gewöhnlich, aber diese werden sicherlich ganz besonders. Denn wir müssen zum einen das Corona-bedingte Hygiene- und Gesundheitskonzept berücksichtigen und uns zum anderen auf extreme klimatische Bedingungen einstellen, die eine Herausforderung für Pferde und Menschen werden“, sagt Dr. Dennis Peiler, DOKR-Geschäftsführer und Chef de Mission des deutschen Reitsport-Teams. „Wir werden erst Ende April weitere Details zu den sogenannten Playbooks, also den Abläufen unter Infektionsschutzbedingungen erfahren. Das sind für uns ganz wichtige Informationen, denn davon hängt ab, wie wir uns vor Ort bewegen und verhalten müssen.“ Eines steht jedoch schon jetzt fest: Es werden keine ausländischen Fans nach Japan reisen dürfen, um die Athlet*innen anzufeuern. „Das ist natürlich ein besonderer Wermutstropfen. Die deutschen Fans, darunter die Persönlichen Mitglieder der FN, haben unsere Mannschaften immer zu den Olympischen Spielen begleitet und angefeuert. Fest steht, dass es die außergewöhnliche Stadionatmosphäre, die den besonderen Reiz bei Olympischen Spielen ausmacht, so nicht geben wird. Das wird uns fehlen“, sagt Dennis Peiler.
Hinzu kommt in Tokio eine weitere Neuerung: Der veränderte Wettkampfmodus sieht vor, dass pro Disziplin nur noch drei statt vier Reiter*innen und Pferde ein Team bilden und somit das Streichergebnis wegfällt. Deadline für die Nominierung der deutschen Paare ist der 5. Juli. Direkt im Anschluss beginnt die Quarantäne der Dressurpferde in Aachen. Für die Vielseitigkeits- und Springpferde wird eine Quarantäne am Bundesstützpunkt Reiten in Warendorf eingerichtet. Der aktuelle Zeitplan für die Olympischen Spiele sieht vor, dass die Dressurreiter*innen an den beiden Tagen nach der Eröffnungsfeier den Auftakt in die olympischen Reitwettbewerbe machen. Die erste Prüfung, der Grand Prix, dient als Qualifikation zum Team-Finale, das im Grand Prix Special (27. Juli) ausgetragen wird, als auch zum Einzel-Finale, das die Grand Prix Kür am 28. Juli bildet. Die deutsche Equipe tritt als amtierender Olympiasieger an, zudem gewann Isabell Werth 2016 in Rio Einzel-Silber mit Weihegold OLD vor Bronze-Gewinnerin Kristina Bröring-Sprehe mit Desperados FRH.
In der Vergangenheit war es die Vielseitigkeit, die den Auftakt in die Olympischen Reitwettbewerbe machte. Da in Tokio auf der Insel „Sea Forest“, wo der Geländeritt stattfindet, auch die Ruderer ihre Wettkämpfe austragen, musste umgeplant werden. Die Dressur der Vielseitigkeitsreiter*innen findet am 30. und 31. Juli statt. Die Geländeprüfung auf dem „Sea Forest Cross-Country-Course“ ist für den 1. August vorgesehen, einen Tag später steht dann, zurück im Equestrian Park, die Medaillen-Vergabe nach dem Team- und Einzel-Springen an. Amtierender Olympiasieger im Einzel ist Michael Jung, der 2012 und 2016 mit Sam die Goldmedaille gewann. Das deutsche Team holte 2016 Silber.
Die deutschen Springreiter*innen machten 2016 in Rio den Medaillensatz komplett und gewannen Team-Bronze. In diesem Jahr müssen sie sich auf einen komplett neuen Ablauf einstellen. Am 3. August steht in Tokio zunächst die Qualifikation für das Einzel-Finale an, das am Tag darauf stattfindet. Nach einem Ruhetag folgt die Qualifikation für das Team-Finale, das am 7. August den krönenden Abschluss der Olympischen Reitwettbewerbe bildet. Bisher war es genau andersherum: Erst wurden die Team-Medaillen vergeben, dann die Einzel-Medaillen.
Die Paralympics, bei denen ebenfalls ein deutsches Team in der Para-Dressur antreten wird, finden wenige Wochen in Tokio später statt, nämlich vom 24. August bis zum 5. September. Auch die Reitwettbewerbe der Paralympics werden im Equestrian Park ausgetragen. (fn-press)
Informationen zum Wettkampfmodus sowie den Zeitplan der Olympischen Spiele gibt es hier: www.pferd-aktuell.de/tokio2021