Es geschah am Sonntagnachmittag bei den erst abgesagten, dann nur verschobenen Dutch Masters: Mit der schnellsten fehlerfreien Runde im Stechen sicherte sich Max Kühner in s‘Hertogenbosch den Fünf-Sterne-Rolex-Grand-Prix. Das bedeutete nicht nur aktuell mehr als 200.000 Euro Preisgeld, sondern auch die Chance für noch viel mehr Preisgeld. Denn mit diesem Sieg ist Max Kühner der neue Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping: „Ich habe mein Auge schon immer auf den Rolex Grand Slam gerichtet, daher freue ich mich sehr, dass es heute geklappt hat“, sagte der für Österreich startende Reiter hinterher. Es folgen jetzt die Rolex Grand Prix in Spruce Meadows und Aachen im September sowie Genf im Dezember – und wer drei Turniere hintereinander gewinnt, erhält 1 Million Euro zusätzlich zum Preisgeld. Gewinnt der Reiter auch ein viertes Major, erhält er zusätzlich einen weiteren Bonus von 1 Million Euro. Auch wer zwei von vier Turnieren gewinnt, erhält einen Bonus. Werden die Turniere hintereinander gewonnen, beträgt der Bonus 500.000 Euro. Ist der Athlet bei zwei nicht aufeinanderfolgenden Turnieren erfolgreich, beträgt der Bonus 250.000 Euro. Es zählt stets der Reiter, der Gewinn des Bonus ist also auch auf unterschiedlichen Pferden möglich.
„Ich habe Spruce Meadows und Aachen im September bereits fest eingeplant. Bis dahin ist es noch lang, aber wir werden so früh wie möglich mit der Vorbereitung beginnen. Ich würde gerne Chardonnay [Chardonnay 79] mit nach Calgary nehmen, da er beim letzten Spruce Meadows Grand Prix im Jahr 2019 sehr gut gesprungen und auf Platz 3 gekommen ist. Und vielleicht nehmen wir Elektric Blue mit nach Aachen.“ So fasst Max Kühner seine Planung für den möglichen Geldsegen zusammen.
Elektric Blue P, dieser zehnjährige Wallach von Eldorado vd Zeshoek aus einer Mutter von For Pleasure, war es auch, der bei den Dutch Masters sein Siegerpartner war. Max Kühner kennt man, aber wer ist Elektric Blue P?
Hippomundo hat jetzt mit seinem Züchter gesprochen, mit Tobias Pfitzmann aus Brandenburg. Mit seiner Familie hat er nach der Wende im Löwenberger Land in der Ruppiner Schweiz auf 500 ha wieder einen Landwirtschaftsbetrieb eingerichte. „Die Hälfte ist Ackerland, die Hälfte Grünland“, auf dem sie eine große Mutterkuhherde halten, erzählt er. „Wir züchten ungefähr 10 Fohlen pro Jahr und ziehen sie selbst auf. Alle unsere Pferde verbringen ihre Tage auf großen Koppeln. Ab dem Alter von einem Jahr bleiben die Pferde dauerhaft draußen, bis sie bereit sind, mit der Arbeit zu beginnen.“
In diesem Paradies verbrachte Elektric Blue „den ersten Teil seines Lebens auf dem Feld, bis er im Juli des Jahres zwei Jahre alt wurde. Wir haben ihn bei der Hengstgenehmigung im Januar in München selbst vorbereitet und vorgestellt. Er war zu dieser Zeit eines der besten Springpferde dort. Leider war er nicht der richtige Typ und erhielt keine positive Empfehlung. Bei der Auktion wurde er direkt von Max Kühner gekauft“, erinnert sich Tobias Pfitzmann im Gespräch mit Hippomundo.
Und dann folgt die Vorgeschichte: „Alles begann mit der Urgroßmutter von Elektric Blue, Orientsonne xx, die eine reinrassige Stute war. Ich habe sie gekauft, als sie drei Jahre alt war und sie war bei sehr schlechter Gesundheit. Wir haben uns um sie gekümmert, sie ein bisschen geritten, und dann kam sie in unsere Zucht. Wir haben zwei ihrer Stutfohlen behalten, um mit ihnen weiter zu züchten. Ihr erstes Stutfohlen war Frühlingssonne von Frühlingsbote, das uns sieben erfolgreiche Nachkommen bescherte. Die zweite Stute aus Orientsonne xx, die wir behalten haben, ist Carisma P von Carismo“ Mutter erfolgreicher und für Olympia qualifizierter Vielseitigkeitspferde. aber eben auch von French Kiss P, der Mutter von Elektric Blue.
Auf die Frage, warum Eldorado vd Zeshoek als Vater für French Kiss P, kommt die Antwort an Hippomundo: „Elektric Blue war das erste Fohlen von French Kiss P. Da sie sehr edel ist und For Pleasure mit Vollblut gekreuzt oft kleinere Pferde geben kann, wollte ich einen großen Hengst einsetzen. Ich war von Anfang an ein Fan von Eldorado, also gab ich nach. Wir haben auch ein paar jüngere Pferde von Eldorado von anderen Stuten und eine Vollschwester von Elektric Blue aus dem letzten Jahr.“
Das komplette Interview bei Hippomundo hier