Er verdrängte den Schweden Peder Fredricson mit H&M All In, der unmittelbar vor ihm nach 38,02 Sekunden über die Ziellinie gekommen war, auf den Silberrang – genau wie es Ben Mahers britischer Landsmann Nick Skelton bei den letzten Olympischen Spielen, 2016, gemacht hatte.
Bronze gewann der letzte Starter, der Niederländer Maikel van der Vleuten, der auf Beauville Z nach 38,90 Sekunden fehlerfrei ins Ziel kam.
Dahinter ging es schwedisch auf den nächsten Plätzen weiter, denn das Drei-Kronen-Team hatte alle seine Reiter ins Finale und dann sogar ins Stechen gebracht: auf Rang vier Henrick von Eckermann mit King Edward vor Malin Baryard-Johnsson auf Indiana.
Sechster wurde am Ende der Japaner Daisuke Fukushima auf Chanyon. Auch dies war eine außergewöhnlich Leistung nach einem außergewöhnlichen Auftritt des japanischen Teams in Tokio: Teammanager Paul Schockemöhle hatte für die richtigen Pferde gesorgt und sein japanisches Terzett so gut vorbereitet, dass auch von ihnen sich alle drei mit fehlerfreien Runden am Dienstag fürs Finale qualifizierten. Was für eine Leistung und was für eine positive Überraschung!
Der Parcours des Umlaufs hatte es in sich, Bundestrainer Otto Becker hat ihn mit all seinen Klippen so beschrieben: „Ich finde den Parcours passend fürs Finale der besten 30. Es sind unglaubliche Hindernisse, die mit viel Liebe die gemacht sind und unser Gastgeberland Japan abbilden. Es ist wie gestern ein relativ guter Anfang, Sprung 1 bis 5 sind zwar auch schon hoch, aber man bekommt erst einmal einen schönen Rhythmus. Und dann steigert es sich: 6a/b ist eine sehr spezielle Kombination, die ganze Linie ist schwer – 6a/b, 7, 8a/b/c. Die Sprünge kommen sehr schnell. Der Reiter muss das sehr akkurat erwischen, es kommt schon darauf an, wie er aus der Zweifachen rauskommt und wie er dann den Oxer danach erwischt. Es folgt eine längere Passage zum Wassergraben hin. Ich will nicht sagen, dass da Zeit zum Luftholen ist, aber man kann alles mal ein bisschen überprüfen. Es folgen fünf Galoppsprünge zum richtig hohen Steil. Dann geht es links rum, auch noch mal eine Folge mit einer Tripplebarre, wo richtig was zu springen ist, dann zu einer Planke, die gebaut ist wie eine Mauer – wunderschön ist der Mount Fudschi dort anzusehen, aber das eine oder andere Pferd könnte sich beeindrucken lassen. Dann Sprung 13, noch einmal ein mächtiger Oxer. Auf den folgt ein richtig hoher Steilsprung, der Tokio Sprung Nummer 14, 1,65 m hoch und luftig gebaut. Es wird schon etwas abgefragt hier. Aber wir sind bei Olympia, da sind die Besten am Start.“
Aus Deutschland hatte es nur Daniel Deusser mit Killer Queen in die Finalrunde an diesem Mittwoch geschafft. Seine beiden Team-Kollegen André Thieme auf Chakaria und Christian Kukuk auf Mumbai sammelten bei ihren Olympia-Premieren jeweils vier Fehlerpunkte ein und waren deshalb am Mittwoch nur Zuschauer.
Daniel Deusser, die Nummer 1 der Weltrangliste, begann gewohnt hochkonzentriert und ließ seine Killer Queen galoppieren. Aber in der Schlussphase, an der Tripplebarre, da rollte plötzlich doch die letzte Stange in den Sand, am vorletzten Sprung, einem Oxer, kam noch ein Fehler hinzu. Mit acht Fehlerpunkten endete die Reise für ihn auf Platz 18.
Überhaupt die Weltrangliste: Von den Top Ten konnte sich keiner für das Stechen platzieren. Manche, wie die aktuelle Nummer drei und monatelange Nummer 1, Steve Guerdat, oder die Nummer 5, Kent Farrington, kamen nicht einmal in die Entscheidungsrunde der besten 30 am Mittwoch. Wie sagte der US-Amerikaner: „Eine harte Realität unseres Sports ist es, wenn eine Stange fällt, dann bist du draußen. In dem neuen Format ging es um alles oder nichts – und unglücklicherweise bedeutete das für uns Amerikaner: nichts.“
Daniel Deusser war nach seinem Ritt natürlich enttäuscht: „Der Parcours war sehr schwer, der Parcoursbauer hat ordentlich was abgefragt und auch die Zeit war knapp bemessen. Mein Pferd war auch etwas beeindruckt vom Parcours. Die Stute startete sehr vorsichtig, aber zur letzten Kombination war ich einfach etwas zu weit weg und so kam es zum Fehler an der Trippelbarre und am vorletzten Sprung war es ähnlich.“ Killer Queen habe alles richtig gemacht. „Mein Pferd hat sich super angefühlt, ich muss einfach besser reiten.“ Deussers Focus liegt jetzt auf dem Teamwettkampf: „Wir haben definitiv eine gute Chance als Team. Und wir wollen natürlich mit einer Medaille nach Hause kommen.“
Otto Becker gab zu: „Die Enttäuschung ist schon da, wir haben uns da mehr erhofft, auch, dass sich noch einer mehr für das Finale qualifiziert.“ Zum Ritt von Daniel Deusser analysierte der Bundestrainer: „Die Runde von Daniel war gut, aber nicht ganz so rhythmisch, wie sie gestern war. Die Stute hat ja ein riesigen Satz über das Wasser gemacht, vielleicht hätte er sie danach noch einmal ein wenig schließen müssen. Auf der letzten Linie passierte ja noch einiges, und leider ist es Daniel heute auch passiert.“ Morgen nach dem Vet Check wollen sie entscheiden, wer im Team reitet und dann „noch einmal angreifen.“ Die Mannschafts-Qualifikations-Runde startet am Freitag um 12 Uhr deutscher Zeit.
Zu seiner persönlichen Zukunft als Bundestrainer, weil sein Vertrag demnächst ausläuft, sagte Becker: „Da hat es noch keine Gespräche gegeben.“