André Thieme legte als 18. von 19 Startern für das deutsche Team auf seiner DSP Chakaria (v. Chap) vor. Es lief nicht von alleine, der Mann im roten Rock musste ackern und sagte hinterher: „Ich hatte heute das Gefühl, es hätte jemand die Handbremse angezogen“, die Stute war doch ziemlich beeindruckt vom Olympischen Parcours: „Ich musste mehr kämpfen denn je. Das lag sicher auch an dem groben Fehler den ich in der Einzel-Quali hatte. Sie wurde von Sprung zu Sprung vorsichtiger, und ich musste kämpfen, kämpfen, kämpfen. Mir blieb natürlich fast das Herz stehen, weil sie so übervorsichtig sprang. Aber wenn ich eines kann, dann ruhig bleiben. Mein Vater hat mir früher jahrelang in den Hintern getreten und gesagt, ich soll mal mehr aufwachen. Aber in solchen Momenten ist es natürlich Gold wert, wenn man einen ruhigeren Puls und Herzschlag hat. Wenn ich da überreagiert hätte, wäre es nicht gegangen. So haben wir uns dann daraus befreit und den Parcours souverän beendet. Das Ergebnis ist top, glaube ich. Der Druck war wahnsinnig hoch als erster Starter. Otto hat mich gefragt, ob ich mir das zutraue. Ich habe sofort ja gesagt weil ich in fast 40 Nationenpreisen fast immer als Erster oder Letzter reiten musste. Ich wusste, den Druck kann ich ab.“ Im Ziel stand dann lediglich ein Zeitfehler auf der Uhr.
Maurice Tebbel war der zweite Deutsche an der Startlinie. Ohne die Runden im Einzel, ganz frisch konnte er mit Don Diarado (v. Diarado) den Kurs in Angriff nehmen. Aber zugleich war dies eine neue Lage für ihn: 10 Tage lang gar keinen Parcours springen, das war in seinem Leben bisher so noch nicht vorgekommen: „Don Diarado fühlte sich super an, er war eigentlich kaum beeindruckt, die Mauer, die Dreifache, das hat er alles super gemacht. Einmal hatten wir Glück am blauen Oxer. Ich dachte eigentlich, die Distanz wird etwas weiter für uns, war vielleicht ein bisschen nah dran, habe dann nicht ganz so viel gedrückt, weil ich etwas Angst vor der ersten Stange hatte, weil ich eben zu dicht war. Aber er hat sich super gerettet. Danach habe ich dann einen Galoppsprung mehr eingebaut, um wieder die Aufmerksamkeit etwas zu erhöhen. Dadurch haben wir natürlich auch Zeitfehler in Kauf genommen. Aber ich hoffe, dass die Zeit heute noch etwas nebensächlich ist und wir morgen schneller reiten können.“ Und in der Tat war das Thema Zeitfehler für die Deutschen kein Thema. Zwei Zeitfehlerpunkte bei Maurice Tebbel waren nur für die Statistik ein Wert.
Als Vorletzter Starter überhaupt an diesem Tag rundete Daniel Deusser mit Killer Queen (v. Eldorado vd Zeshoek) den Auftritt des schwarzrotgoldenen Terzetts ab. „Ich war sehr, sehr zufrieden. Mein Pferd ist, wie auch in den letzten Tagen, in sehr guter Verfassung und sehr gut gesprungen. Heute war natürlich für mich nicht mehr so viel Druck da, unbedingt in der erlaubten Zeit zu reiten. Ich konnte am Ende auch ein bisschen das Tempo rausnehmen, habe auch mal einen Galoppsprung mehr geritten. Heute lief‘s für uns. Die zwei Olympia-Neulinge haben einen phantastischen Job gemacht. Wenn wir morgen noch einmal so weitermachen, haben wir absolut die Chance, um eine Medaille mit zu reiten.“ Ein Zeitfehler am Ende, das war fast nichts.
Auch Bundestrainer Otto Becker strahlte: „Ich bin sehr zufrieden nach der Einzel-Entscheidung, wo wir ja nicht wirklich schlecht waren. Wir sind erst einmal froh, dass wir morgen dabei sind und haben drei souveräne Runden gesehen, uns gut qualifiziert. Das tut uns gut für morgen, auch fürs Selbstvertrauen. Es wird morgen noch etwas schwerer, aber alle haben einen guten Eindruck hinterlassen, und das macht mich sehr froh.“
Von den 19 gestarteten Teams schieden drei Nationen aus, weil es nach den neuen Regeln ja kein Streichergebnis mehr gibt, nämlich Irland, Israel und Mexiko: Shane Sweetnam und der von Friedhelm Tillmann gezogene Rheinländer Alejandro (v. Acorado’s Ass) genau wie auch Teddy Vlock und Amsterdam (v. Catoki) trennten sich im Parcours von ihrem Pferd, blieben aber zum Glück unverletzt. Der für Mexiko startende Eugenio Garza Perez bekam seinen Armani SL Z (v. Cumano) nicht über die Mauer und so endete auch für dieses Paar die Runde vorzeitig.
Mit dem besten Punktergebnis, nämlich dem Ideal von null Punkten, setzten sich die Schweden an die Spitze des Feldes. Erwartungsgemäß. Denn am Vortag waren Henrik von Eckermann auf King Edward, Peder Fredricson auf H&M All In und Malin Baryard-Johnsson auf H&M Indiana auch alle drei nach der Null in der Qualifikation im Einzelfinale um die Medaillen mitgeritten. Mit Deutschland auf Platz zwei mit insgesamt vier Fehlerpunkten endeten die Belgier Jerome Guery auf Quell Homm De Hus, Pieter Devos auf Claire Z und Gregory Wathelet auf Nevados S. Auf Platz vier schloss der Tag für die Schweizer Steve Guerdat auf Venard De Cerisy, Martin Fuchs auf Clooney und Bryan Balsiger auf Twentytwo Des Biches mit insgesamt 10 Fehlerpunkten, von denen Steve Guerdat allein 9 Punkte sammelte.
Außerdem qualifiziert sind die USA, Frankreich, Großbritannien, Brasilien, die Niederlande und Argentinien.
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