Am letzten Tag der Bundeschampionate wurden die Titel bei den Springpferden vergeben. Der westfälisch gezogenen Hengst Corolando ist Bundeschampion der fünfjährigen Springpferde 2021. Bei den sechsjährigen Springpferden gewann der Holsteiner Hengst Crack den Titel.
Im Finale der fünfjährigen Springpferde wurde noch einmal deutlich, wie hoch die Qualität der in diesem Jahr angetretenen Youngster ist. 42 Paare hatten sich in zwei Prüfungen für die Spezialspringpferdeprüfung Klasse M* mit zwei Umläufen qualifiziert, von denen die zehn besten einen zweiten Umlauf absolvierten, in dem die Entscheidung über den Titel des Bundeschampions 2021 fiel.
Finale fünfjährige Springpferde
Corolando, der Schimmelhengst war der Beste unter den Guten. Mit der Wertnote 19,0 aus beiden Umläufen eine 9,5, setzte sich der Sohn des Cornet Obolensky – Orlando deutlich an die Spitze. „Corolando überzeugte uns mit seinen tollen Runden, in denen er sowohl in der Rittigkeit als auch am Sprung überzeugte. Er ging in beiden Umläufen wie an der Schnur gezogen“, kommentierte Peter Teeuwen, Bundestrainer der Junioren und Jungen Reiter. Er erläuterte die Richterurteile, hier die hohen Noten des Westfalen, den seine Reiterin Katrin Eckermann genial vorstellte. „Pferd und Reiterin waren heute überragend!“ Riesenfreude bei Besitzer Christian Glanemann, der Corolando über seine Begabung als Springpferd hinaus lobt: „Er ist ein wunderbares Pferd im Umgang und in der Arbeit, total ruhig und vernünftig, hat keine Hengstmanieren und ist von jedermann zu reiten.“
Die Silbermedaille ging an Chacoothargos PS, den OS-Hengst aus dem Gestüt Lewitz, 18,2 seine Endnote. Er überzeugte die Richtergruppe „mit sehr sicheren Runden, der Hengst ist schon gut ausbalanciert, springt so durch den Körper, wie wir uns das für ein Springpferd wünschen und steht sicher an den Hilfen seines Reiters“, so der Kommentar vom Richterturm. Philip Rüping saß im Sattel des Braunen, der auch im zweiten Umlauf nichts von seiner Kraft eingebüßt hatte. Vater des Chacoothargos ist Chacoon Blue, Mutter-Vater Conthargos.
Auch die Bronzemedaille geht in diesem Jahr an einen Hengst, Diamant de Casall mit Philipp Winkelhaus lieferte zwei gleichmäßige Runden, für die er die Note 8,9 bekam, das Endergebnis somit Wertnote 17,8. „Uns gefiel das energische Abfußen des Hengstes. Er springt insgesamt sehr kraftvoll und mit guter Bascule“, erklärt Peter Teeuwen. Der Sohn des Diamant de Semilly hat mit der Schwester des Casall eine prominente Mutter. Eine Kombination aus Holstein und Westfalen ist verantwortlich für den Erfolg des braunen Hengstes: Gezüchtet von und geboren bei Manfred von Allwörden auf dem Grönwoldhof in Holstein, jetzt im Besitz des Züchters und der Gripshöver GbR aus Werne in Westfalen, vorgestellt von dem Westfalen Philipp Winkelhaus.
Mindestens die Wertnote 8,7 musste im ersten Umlauf erreicht sein, um im zweiten Umlauf noch dabei zu sein, das spiegelt die hohe Qualität der angetretenen Pferde wider. Vier Ritte wurden mit „sehr gut“, 9,0 oder besser benotet. Der erste Umlauf war mit zwölf Hindernissen und 14 Sprüngen lang, aber sehr pferdefreundlich aufgebaut. Dem einen oder anderen Bewerber war die Anstrengung der vergangenen Tage anzumerken, insgesamt waren aber alle der Aufgabe völlig gewachsen. Auffallend viele Hengste waren im Finale, mit 22 mehr als die Hälfte der Pferde. Die meisten Pferde (elf) waren beim Sportpferdezuchtverband Oldenburg-International eingetragen, acht Westfalen, acht Holsteiner, sechs Deutsche Sportpferde, sechs Hannoveraner, zwei Rheinländer und ein Oldenburger.
Finale der sechsjährigen Springpferde
An einem Wochenende zwei Bundeschampions unter dem Sattel zu haben, ist eine wahre Meisterleistung. Die gelang Richard Vogel, der mit dem Holsteiner Crack den Titel bei den sechsjährigen Springpferden mit 36,71 Sekunden im Stechen holte, nachdem er am Samstag mit Cepano Baloubet bei den Siebenjährigen erfolgreich war. Denkbar knapp war der Vorsprung vor dem diesjährigen Vize-Champion Coros mit Philipp Weishaupt, der sich um sechs Hundertstel geschlagen geben musste (36,77 Sekunden). Vogel schwärmt von seinem Champion Crack: „Ich reite ihn erst seit zwei Monaten, das ist ja eine kurze Zusammenarbeit. Crack begeistert mich mit seiner Leistungsbereitschaft, sein Charakter und seine Einstellung sind außerordentlich. Ich habe das Gefühl, mit diesem Pferd ist alles möglich, wenn ich einen hohen Sprung anreite.“ Nebenbei ist der Holsteiner von Cornet Obolensky – Candillo (Züchter: Campos Cria de Caballos de Deporte, Besitzer: die Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH) in seiner Heimat ein begehrter Deckhengst.
Coros und Philipp Weishaupt starteten nach Crack im Stechen, bis zum letzten Sprung sahen die beiden wie die Sieger aus. Dann aber musste Weishaupt den Westfalen kurz aufnehmen, das kostete den Sieg. Coros ist ein westfälischer Hengst, wie sein Konkurrent von Cornet Obolensky, Mutter-Vater hier Arpeggio. Er kennt den Springplatz in Warendorf noch vom letzten Jahr, als er bei den fünfjährigen Springpferden die Bronzemedaille gewann. Gezüchtet wurde Coros von Werner Buschsieweke, er ist im Besitz des Ehepaares Ursula und Joachim Rosendahl.
Die Bronzemedaille bei den sechsjährigen Springpferden gewann Cashtender von Casall – Contender unter Frederic Tillmann, die beiden überquerten die Ziellinie nach 36,97 Sekunden. Der von Luk van Pruymbroek gezogene Holsteiner Wallach im Besitz von Tanja Bock gab im Stechen alles, kam aber an den beiden Cornet Obolensky Söhnen nicht vorbei.
Die vierte strafpunktfreie Runde der acht im Stechen angetretenen Paare gelang Sandra Auffarth mit Comcador, dem OS-Wallach von Comme il faut – Duke of Heart xx (40,30 Sekunden). Das Paar war im Umlauf nicht nur das Schnellste, sondern auch das schönste, begeisterte durch eine stilistisch allerfeinste Runde. Comcador ist ein Eigengewächs, gezüchtet von Sandra Auffarths Vater Karl-Heinz. Inzwischen ist Nikolaus Prinz von Croy Mitbesitzer des Dunkelbraunen.
Wie in jedem Jahr im Finale der Sechsjährigen forderte Parcourschef Peter Schuhmacher auch dieses Jahr flottes Reiten im Umlauf. Das gelang nicht allen, vierzehn Starter handelten sich Strafpunkte für Zeitüberschreitung ein. Unterm Strich wurde großer Sport geboten, das Stechen war richtig spannend. Dankbar, mal wieder ein „echtes“ Turnier erleben zu können, ging das Publikum dort besonders begeistert mit. fn press
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