Das war nichts für schwache Nerven. In der ersten Runde des Nationenpreises bei der Europameisterschaft kochte die Stimmung in der Riesenbecker Arena. André Thieme war der erste deutsche Reiter, der aufatmen durfte. Nach einer tollen Nullfehler-Runde mit einer immer für ihren Reiter kämpfenden DSP Chakaria (v. Chap) war Thieme nach seinem Ritt sichtlich glücklich und erleichtert. Das war der perfekte Start für Team Germany und der Mecklenburger freute sich über die zahlreichen Lobeshymnen zu seinem tollen Ritt. Aber auch die Schweizer, bis dahin auf Rang drei, mit ihrem Startreiter Elian Baumann und Campari Z (v. Contact vd Heffinck) blieben fehlerfrei.
„Das ist ein Riesendruck, der da jetzt von den Schultern fällt“, gab André Thieme nach seinem Ritt erleichtert zu. „Keiner hat sich das mehr gewünscht, als ich. Ich glaube, es war eine tolle Runde, es hat alles gepaßt.“
Als nächstes Team-Mitglied musste Marcus Ehning mit seinem noch Championats-unerfahrenen Stargold (v. Stakkato Gold) in den EM-Parcours. An der Tripplebarre gab es eine kleine Unstimmigkeit. „Ich habe mich schon am Boden gesehen“, erzählt Marcus Ehning nach seinem Ritt. „Eins, zwei war ok, da hatte ich eigentlich eine gute Distanz, wollte noch mal etwas Ruhe reinbringen. Am Ende wollte er los und ist dann schon einen zu früh abgesprungen. Er hat dann gemerkt, weil er schlau ist, das geht gar nicht und hat dann noch einen ganz kleinen Galoppsprung gemacht. Zum Glück. Eine richtige Erklärung habe ich dafür noch nicht. Ich bin dann fast im Schritt in die Dreifache rein und wie er das dann gemacht hat und wie er geschnurrt ist, das fand ich schon richtig gut.“ Am Ende standen 5 Fehlerpunkte im Protokoll. Darüber ärgerte sich Marcus dann doch. „Die Zeit ist normalerweise nicht unser Problem.“
Christian Kukuk und Mumbai (v. Diamant de Semilly), angefeuert vom heimischen Publikum in Riesenbeck, blieben anschließend für Team Germany wieder ohne Fehl und Tadel. Zur Freude seines Chef Ludger Beerbaum, der seinen Bereiter Kukuk und dessen Ritt sehr lobte. „Das Gefühl war heute super. Mein Pferd hat mir ein ganz tolle Gefühl gegeben, war von Sprung eins bis 14 total aufmerksam. Er hat total auf mich gehört, hat mich reiten lassen. Wenn die Abstimmung so funktioniert, haben wir die besten Runden“, freute sich Kukuk nach seiner gelungenen Runde.
Schlußreiter war wie gestern David Will mit C Vier. Das Zeitspringen am Vortag hatte er mit einer genialen Runde für sich entscheiden können. Am Donnerstag war das Glück einen Moment nicht auf seiner Seite. „Schade, auf Rang zwei haben wir ja noch gute Karten. Ich kam gut in die Kombination rein, aber vielleicht war ich da im Kopf schon beim nächsten Hindernis. Es war ein leichter Fehler“, ärgerte sich David Will nach seinem einen Abwurf. Am Ende landete Team Germany nach der ersten Runde im Nationenpreis und einem Zwischenergebnis von 8.77Punkten auf Platz zwei hinter den Schweizern, die mit Elian Baumann, Bryan Balsiger, Martin Fuchs und Steve Guerdat 5.47 Punkten abschlossen. Weil die Schweden bis auf Rolf-Göran Bengtsson mit Ermindo W, anders als am Vortag, alle einen Abwurf hatten, rutschte das Team auf Rang drei.
Bundestrainer Otto Becker war mit seinem Team trotz der zwei Abwürfe sehr zufrieden. „Ich muss meinem Team ein riesen Kompliment machen. Die haben echt sensationell geritten. Wir haben wieder zwei Nullrunden gesehen, die wir ja auch brauchen. André war richtig souverän und auch bei Marcus Ehning haben wir nach dem kleinen Missgeschick die Erfahrung gesehen, die er hat und wie er das nach Hause geritten hat. Hut ab. Christian Kukuk hat auch eine sensationelle Runde geritten und David, das war einfach schade. Das Pferd ist wieder super gesprungen. Wir muten denen ja auch einiges zu, David reitet sein erstes Championat“, resümierte Otto Becker im Anschluß und nahm seinen Reiter in Schutz. „Wenn man dann mal guck, unsere beiden Konkurrenten die Schweiz und Schweden, da reiten ein Steve Guerdat und Peder Fredricson als Schlußreiter. Wie viel Championate haben die geritten und wie viele Medaillen haben die gewonnen. David als Depütant hat sich sensationell geschlagen. Wir sind froh über eine super Team-Leistung und super Stimmung im Team.“
Morgen geht es um 13 Uhr in die zweite und finale Entscheidung im Nationenpreis der EM.
In der Einzelwertung führt Martin Fuchs vor Christian Kukuk und Rolf-Göran Bengtsson, André Thieme ist siebter, David Will ist elfter und Marcus Ehning ist derzeit auf Rang 28.
Das ganze Erebnis 1. Runde Nationenpreis EM: hier
Zwischenstand Einzel: hier