Das ist eine Erbschaft, von der man eigentlich nur träumen kann: Die US-amerikanische Olympiasiegerin und Reit-Legende Melanie Smith Taylor hat verfügt, dass ihre Pferdefarm in Germantown in Tennessee an die örtliche Universität geht! Die Wildwood Farm ist rund 1,4 Quadratkilometer groß, gehört seit 2017 ins National Register of Historic Places – und hat einen Wert von rund 80 Millionen US-Dollar.
Die außergewöhnliche Geschichte begann im September 1949 in Georgetown, als auf der Farm ihrer Eltern Melanie Smith zur Welt kam und dort inmitten von Pferden aufwuchs. Sie sammelte ihre ersten Erfolge als Amateur und stieg immer weiter auf, wurde Mitglied des US-Teams. 1979 gewann sie mit dem Team die Pan American Games, qualifizierte sich für Olympia 1980 in Moskau – und konnte dort nicht starten. Denn wegen des Einmarschs der Sowjets in Afghanistan wurden die Olympischen Spiele von Moskau durch die westlichen Nationen boykottiert. Aber vier Jahre später war sie dann doch am Olympia-Start: Gemeinsam mit Conrad Homfeld (auf Abdullah), Leslie Burr (auf Albany) und Joe Fargis (auf Touch of Class) gewann Melanie Smith mit Calypso in Los Angeles die erste olympische Mannschafts-Goldmedaille der USA im Springsport vor Großbritannien (mit den Brüdern John und Michael Whitaker) sowie Deutschland mit Fritz Ligges (auf Ramzes), Peter Luther (mit Livius) Paul Schockemöhle (mit Deister) und Franke Sloothaak (mit Farmer).
Calypso (v. Lucky Boy) war und blieb das Pferd ihres Lebens, obwohl er gerade mal gut 1,62 m groß war. Mit ihm gewann sie nicht nur als erste Frau 1982 das Weltcup-Finale, sondern auch als einziger Reiter die amerikanische „Triple Crown“, bestehend aus American Invitational, Jumping Derby und American Gold Cup.
Als Melanie Smith Lee Taylor heiratete, zog sie mit ihm nicht nur auf die Wildwood Farm, sondern bekam auch von ihrem Mann als Hochzeitsgeschenk Calypso. „Es war so toll“, erinnerte sie sich später, „ich ritt mit ihm am nächsten Tag erst einmal rund um die Farm.“ Es war zugleich das letzte Mal, dass sie Calypso einen Sattel auflegte. Er genoss sein Rentnerleben auf der Farm – bis zu seinem Tod im Jahre 2002 im hohen Alter von 29 Jahren. Gemeinsam wurden sie in die Hall of Fame des amerikanischen Springsports aufgenommen.
Melanie Smith Taylor ist nach Calypsos Abschied aus dem Sport nicht mehr auf Turnieren gestartet, aber engagierte sich als Ausbilderin, Kommentatorin – und wurde als Teammanager von der US-Nationenpreisreitern zum „Coach des Jahres“ nominiert
Drei Jahre nach Calypso starb auch Lee Taylor, und Melanie Smith Taylor konzentrierte sich darauf, junge Talente – Reiter wie Pferde – auszubilden und zu fördern. Mit dem großzügigen Geschenk an die Universität ihrer Heimatstadt hat sie jetzt sichergestellt, dass es auf diesem Weg weitergehen kann.
Es ist das größte Einzelgeschenk in der Geschichte der Universität und soll es ermöglichen, in naher Zukunft das Angebot das Bildungsprogramm in Veterinärmedizin und anderen landwirtschaftlichen Disziplinen zu erweitern. Das Geschenk bietet UT Martin auch die Möglichkeit, mit dem Institute of Agriculture der University of Tennessee zusammenzuarbeiten . Das Geschenk ermöglicht Ausbildungsmöglichkeiten in den Bereichen Tierkunde und Reiten, Pflanzen- und Bodenkunde, Umweltmanagement und Management natürlicher Ressourcen. Der Plan, so sagt es die Universität, entspricht der Vison Vision, sowohl die Farm im aktuellen Zustand zu erhalten als auch die Familie Taylor zu ehren und gleichzeitig Studenten aller landwirtschaftlichen Disziplinen einen Vorteil zu bieten. Die Wildwood Farm wird in ihrem jetzigen Zustand bleiben und ein dringend benötigtes praktisches Lehr- und Demonstrationslabor für Agrarwissenschaften in Shelby County bereit stellen.