„Heute beginnt die Zukunft“, hatte der Wahlvorstand programmatisch verkündet, als im August 2020 der Hannoveraner Verband seine Spitze nach Skandalen und Querelen neu ordnete. Mit großer Mehrheit wurde als Garant des Neuanfangs Hinni-Lührs-Behnke aus Verden zum Präsidenten gewählt. Seitdem schien Ruhe in den Verband eingekehrt, die jetzt wieder gestört wurde durch die Rücktritts-Ankündigung der Aufsichtsratsvorsitzenden.
Ernestine Zwingmann war im August 2020 beim großen Neuanfang auch zur eigenen großen Überraschung in dieses Amt gewählt worden und hatte mit den Worten „Ja, sakkra“ die Wahl angenommen. Sie hatte sich in ihrer Bewerbungsrede so deutlich wie niemand sonst von den bisherigen Einflussreichen abgegrenzt: Wenn die Delegierten „ein Weiter so“ wollten, müssten sie „einen meiner charmanten Mitbewerber wählen“.
In einer Pressemitteilung hat Ernestine Zwingmann jetzt erklärt, bei der turnusmäßigen Neuwahl im Januar nicht wieder zu kandidieren. Sie habe „im vergangenen Jahr bei der Abarbeitung von wesentlichen, risikobehafteten Vorgängen die Transparenz in der Zusammenarbeit mit dem Präsidium nicht erfahren“. Auskünfte über „die Grundlagen, die zu Arbeitsergebnissen geführt haben, wurden mir trotz mehrfacher Anforderung von den zuständigen Präsidiumsmitgliedern nicht gegeben“. Aber offenbar gab es für ihre Forderungen auch aus dem übrigen Aufsichtsrat keine Rückendeckung: „Meine kritische Grundhaltung wird von der Mehrheit der Aufsichtsratsmitglieder als Misstrauen und als ein zerrüttetes Verhältnis gegenüber dem Präsidium bewertet.“
Die Stellungnahme zu ihrer Ankündigung fiel dann auch eher schmallippig aus: „Die Mitglieder des Aufsichtsrates des Hannoveraner Verbandes haben die Mitteilung ihrer Vorsitzenden Frau Ernestine Zwingmann, dass sie auf der nächsten Delegiertenversammlung nicht wieder zur Wahl steht, aus der gestrigen Pressemitteilung zur Kenntnis genommen. Wir respektieren und akzeptieren ihre Entscheidung und bedanken uns für ihre geleistete Arbeit. Den Mitgliedern des Verbandes sichern wir an dieser Stelle geschlossen ein konstruktives und vertrauensvolles Arbeiten in und zwischen den Gremien zu. Wir wünschen Frau Zwingmann für ihre weitere berufliche und private Zukunft viel Erfolg und alles Gute.“
Bedauern hört sich anders an.