Der Beitrag bei „RTL Extra“ am Dienstagabend über angebliches Barren durch Ludger Beerbaum und behauptete Verstöße gegen pferdegerechten Umgang in Riesenbeck hat naturgemäß Wellen vor allem in den Sozialen Netzwerken geschlagen. Eine erste Stellungnahme der FN hat zur Seriosität der TV-Produktion schon erste Fragezeichen gesetzt.
Aber zur richtigen Einordnung hilft vielleicht auch dies: Die selbst ernannte Undercover Reporterin hat ihr Handwerk bei einer TV-Produktionsfirma gelernt, die Spezialist für journalistisch so anspruchsvolle Recherche-Formate wie „Endlich schuldenfrei“, „Duell am Grill“ oder „Die Hammer-Soap – Heimwerker im Glück“ ist. Nun verstärkt sie das Team von „RTL Extra“, das als „Boulevard-Magazin“ 25 Jahre lang von Birgit Schrowange präsentiert wurde und unter anderem mit so bedeutsamen exklusiven Recherche-Beiträgen wie „Vollfett vs Light-Produkte“ oder den „Bauernreporter“ für „Bauer sucht Frau“ glänzte. Aber das sich eben auch schon selbst öffentlich für „journalistische Fehler“ entschuldigen musste.
Jetzt hat sich der beschuldigte Ludger Beerbaum selbst zu Worte gemeldet:
„Der Beitrag von RTL extra ist in vielen Punkten nachweislich falsch, verleumderisch und ehrverletzend. Natürlich werden wir juristische Schritte dagegen einleiten. Es ist nicht hinzunehmen, dass heimlich auf meinem privaten Grund und Boden gefilmt wurde.
Zu den Vorwürfen gegen mich und mein Team:
Das Wohl der Pferde steht bei mir und bei meinem Team an oberster Stelle. Nur ein Pferd, das artgerecht behandelt wird, professionell versorgt und gefüttert ist, trainiert und gemanagt wird, kann sportliche Leistungen erbringen. Die Pferde sind unser Kapital, um das wir uns tagein, tagaus kümmern.
Die im Beitrag gezeigten Szenen auf dem Reitplatz haben mit Barren nichts zu tun. Es handelt sich dabei um erlaubtes Touchieren, das von einem erfahrenen, routinierten Pferdefachmann durchgeführt wurde. Der im Video zu sehende Gegenstand erfüllte die Vorgaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung für ein zulässiges Touchieren: nicht länger als drei Meter, maximal zwei Kilogramm schwer.
Ich führe meinen Stall als einen offenen Stall, bei dem täglich Besuchergruppen zu Gast sind, Kunden ihr Futter für deren Pferde abholen, auch „Praktikantinnen“ willkommen sind. Hier wird auf offen einsehbaren Plätzen geritten und das tägliche Training absolviert. Es wird nichts Verstecktes, Unerlaubtes gemacht.
Die Tatsache, dass die angeblich zwei Jahre andauernde „Recherche“ lediglich vier Szenen aufzeigen konnte, die das Touchieren eines Pferdes zeigen, verdeutlicht, dass diese erlaubte Trainingsmethode bei uns nur sehr selten angewendet wird und nicht Bestandteil der täglichen Arbeit ist.
Die in der Scheune von der angeblichen Praktikantin vorgefundenen „Mehrkantstangen“ sind Holzstangen, die ausschließlich für den Bau und die Reparatur unserer Weidezäune benutzt werden. Gut im Film sichtbar sind die an den Stangen befestigten Isolatoren für die Zaunbänder. Sobald behauptet wird, dass diese zum Barren von Pferden eingesetzt werden, ist dies unzutreffend.
Gleiches gilt auch für die sich auf dem Dachboden befindlichen Stangen mit den „Noppen“. Dazu kann ich nur sagen, dass diese Elemente dort seit Jahren liegen. Diese stammen aus einem gekauften Bestand von Hindernissen und wurden aussortiert, damit sie nicht benutzt werden. Sie werden auch nicht beim Training mit Pferden eingesetzt. Wie jetzt eines dieser Teile, blank geputzt und sauber, zwischen die gebräuchlichen Hindernisstangen kommt, kann ich nur mutmaßen. Für mich ist es naheliegend, dass explizit für den Beitrag eine dieser Stangen dorthin gelegt wurde. Hierzu werden wir weitere Nachforschungen anstellen.
Des weiteren halte ich fest:
- Die Aberkennung meiner Olympia-Goldmedaille 2004 basierte nicht auf Doping, sondern auf zum damaligen Zeitpunkt verbotener Medikation.
- Das als „Styroporplatte“ bezeichnete Teil auf dem Trainingsplatz ist ein ganz normaler Fangständer, der im täglichen Einsatz ist. Auch dies ist ein Indiz dafür, dass der Beitrag die hinreichende Sachkunde vermissen lässt.“
Die internationale Reiterliche Vereinigung FEI hat sich ebenfalls zu Worte gemeldet:
„Der FEI sind die Vorwürfe in der Doku-Ausstrahlung von RTL in Deutschland vom 11. Januar 2022 bekannt und sie stellt diesbezüglich Nachforschungen an. Wir stehen bereits mit der Deutschen FN in Kontakt und werden uns weiterhin eng mit ihr abstimmen, um geeignete Maßnahmen zu prüfen. Das Wohl des Pferdes steht bei allem, wofür die FEI steht, im Mittelpunkt und wir verurteilen alle Trainingsmethoden und Praktiken, die dem Wohlergehen des Pferdes zuwiderlaufen, aufs Schärfste. Die FEI hat strenge Regeln zum Schutz des Pferdewohls, die es ermöglichen, sowohl bei FEI-Veranstaltungen als auch anderswo Maßnahmen zu ergreifen. Die FEI verurteilt jegliche Form von Pferdemissbrauch absolut und die Trainingsmethoden, die in den Videoaufnahmen von RTL gezeigt werden, sind aus Sicht des Pferdeschutzes und gegen die FEI-Bestimmungen völlig inakzeptabel. In Artikel 142 des Allgemeinen Reglements (GRs) der FEI heißt es: Niemand darf ein Pferd während einer Veranstaltung oder zu irgendeinem anderen Zeitpunkt missbrauchen. „Missbrauch“ bezeichnet eine Handlung oder Unterlassung, die einem Pferd Schmerzen oder unnötige Beschwerden verursacht oder verursachen kann, einschließlich, aber nicht beschränkt auf (vi) Ein Pferd zu „barren“. Artikel 243.1 der FEI-Springregeln besagt: Alle Formen grausamer, unmenschlicher oder missbräuchlicher Behandlung von Pferden, einschließlich, aber nicht beschränkt auf verschiedene Formen des Barrens, sind strengstens verboten. Artikel 243.2.1 enthält weiterhin eine nicht erschöpfende Beschreibung dessen, was die FEI als „Barren“ betrachtet. Die FEI wird ein Update bereitstellen, sobald weitere Informationen vorliegen.“