Der britische Youngster Harry Charles sagte kürzlich, dass der dreifache Weltmeister und aktuelle Titelverteidiger Steve Guerdat aus der Schweiz „eine magische Beziehung zum WM-Finale“ habe, und er hat recht damit. Nur wenige, die es miterlebt haben, werden seine faszinierende Siegesrunde vergessen, als er 2015 mit Albfuehren‘s Paille zum ersten Mal die Trophäe im Thomas & Mack Center in Las Vegas (USA) in die Höhe stemmte. Und ein Jahr später tat er es erneut in der Scandinavium Arena in Göteborg (SWE), diesmal mit Partner Corbinian. Das letzte Mal, als das Finale ausgetragen wurde, galoppierte er 2019 mit Alamo vor zwei Konkurrenten zum Sieg, die seitdem selbst viel Geschichte geschrieben haben:
Sein Schweizer Landsmann und Freund Martin Fuchs wurde Zweiter mit dem brillanten Clooney, der später im selben Jahr Einzel-EM-Gold gewann. 2021 holte Fuchs Team-Gold und Einzel-Silber bei den Longines FEI Jumping European Championships in Riesenbeck mit Leone Jei.
Der dritte Platz im Finale 2019 ging an den Schweden Peder Fredricson. Der Europameister von 2017 rückte nach phänomenalen Ergebnissen, darunter Einzel-Bronze bei den Europameisterschaften, auf den ersten Platz der Weltrangliste vor nur wenige Wochen, nachdem er bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio Mannschaftsgold für sein Land geholt hatte. Peder wird nächste Woche nicht in Leipzig antreten, aber die Familie Fredricson wird von seinem älteren Bruder Jens vertreten, der sich mit dem achten Platz in der Western European League 2021/2022 problemlos qualifiziert hat.
Die 36 teilnehmenden Athleten repräsentieren 19 verschiedene Länder und unter ihnen ist ein weiterer dreifacher Sieger, der Deutsche Marcus Ehning, der in seiner großartigen Karriere ebenfalls viel Ruhm gesammelt hat: 2003 holte er mit Anka in Las Vegas (USA), 2006 mit Sandro Boy in Kuala Lumpur (MAS) und 2010 erneut mit Noltes Küchengirl und Plot Blue jeweils den Weltcup-Titel. Diesmal bringt er den kraftvollen Hengst Stargold mit, dessen Begeisterung für seinen Job ihn nicht nur bei den Zuschauern überall beliebt gemacht hat.
Noch ein weiterer Reiter kann einen Hattrick an Weltcup-Siegen vorweisen, der Brasilianer Rodrigo Pessoa, der sich zwischen 1998 und 2000 mit dem Superhengst Baloubet du Rouet als absolut unschlagbar erwies.
Die Startliste enthält zwei weitere ehemalige Champions. Es ist kaum zu glauben, dass so viele Jahre vergangen sind, seit die glorreiche Partnerschaft zwischen dem Briten John Whitaker und dem magischen Milton 1990 den ersten ihrer beiden Titel in Folge gewann. Und es ist noch schwerer zu glauben, dass John immer noch so konkurrenzfähig ist, dass er um den Titel mitreitet. Auf seinem zuverlässigen 14-jährigen Wallach Equine America Unick du Francport gehört er zusammen mit seinem 20-jährigen Neffen Jack Whitaker und dem 22-jährigen Harry Charles zum britischen Kontingent des diesjährigen Finales. Was für eine Geschichte wäre es, wenn John diesen Titel nach 32 Jahren noch einmal gewinnen könnte…..
Der letzte der vier vorherigen Gewinner ist der Champion von 2017, McLain Ward, derzeit Zwölfter der Weltrangliste und einer von neun Reitern, die die USA beim diesjährigen Finale vertreten. Er erzielte seinen denkwürdigen Weltcup-Sieg mit der Stute HH Azur, die auf heimischem Boden in Omaha (USA) die ganze Woche über fehlerlos war. Er brachte die amerikanische Siegesbilanz in der Weltcup-Springserie auf 10 und stellte damit den deutschen Rekord ein, aber im folgenden Jahr war Beezie Madden in Paris (FRA) siegreich, sodass die US-Athleten nun mit insgesamt 11 Siegen im Vorteil sind. Auf dem 13-jährigen Wallach Contagious wird Ward dieses Mal wahrscheinlich von Anfang an einen großen Eindruck hinterlassen.
Außerdem auf der Startliste stehen seine Landsfrau Margie Goldstein Engle, Irlands Conor Swail der dank spektakulärer Leistungen in dieser Saison auf dem US-Circuit auf den siebten Platz der Weltrangliste aufgestiegen ist, und dessen Landsmann Denis Lynch, der die Tabelle der Western European League anführte. Der Niederländer Harrie Smolders ist immer ein potenzieller Sieger, ebenso wie der Belgier Jos Verlooy und der Deutsche David Will, der vergangenes Jahr in Riesenbeck mit C Vier in sensationeller Form war und half, deutsches Teamsilber zu holen. Im Einzel wurde er EM-Siebter mit dem 14-jährigen Wallach, der für Leipzig qualifiziert ist.
Doch bei jedem Finale, seit die Geschichte 1979 mit einem Sieg des Österreichers Hugo Simon begann, gibt es immer wieder ein paar Überraschungen. Österreich wird dieses Mal von Max Kühner vertreten, während auch Athleten aus Ägypten, Finnland, Frankreich, Ungarn, Litauen, Norwegen, Saudi-Arabien, Syrien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Usbekistan die Flaggen ihrer Länder zeigen werden. Für Frank Rothenberger aus Deutschland, der die Parcours designed, warten also sehr große Herausforderungen. Das Finale des Longines FEI Jumping World Cup 2022 wird drei Tage Supersport bieten, beginnend mit dem Eröffnungs-Speed-Event am Donnerstag, dem 6. April, gefolgt vom Jump-Off-Wettkampf am Freitag, dem 7. und der Entscheidung im dritten Finalwettbewerb am Sonntag, 10. April, wenn der Champion 2022 gekrönt wird.