Er muss sich manchmal noch selber kneifen. So viel ist in diesem vergangenen Jahr passiert. Vom Deutschen Meistertitel in Balve mit Greatest Boy-H zum Start beim CHIO Aachen, der gewaltige Sprung in die 1. Liga der Longines Global Champions Tour – und nun darf Senkrechtstarter Tobias Meyer sogar beim Longines FEI Nationscup beim CSIO5* in Sopot für Deutschland an den Start gehen.
„Ich bin der fünfte Mann im Nationenpreis-Team, aber ich freue mich riesig, dabei sein zu dürfen. Es ist eine große Ehre und so kann ich auf diesem Niveau Fuß fassen“, freut sich Tobias Meyer gegenüber spring-reiter.de über seine Nominierung von Bundestrainer Otto Becker. Die deutschen Farben an der polnischen Ostsee vertreten vom 9. bis 12. Juni außerdem Europameister André Thieme, Christian Kukuk, Janne Friederike Meyer-Zimmermann und Philipp Weishaupt.
„Ich hatte ja bisher wenig bis gar nichts mit dem Bundestrainer zu tun. Tjark Nagel hat mit Otto Becker gesprochen und dann haben wir beide auch noch telefoniert. Der Bundestrainer kannte alle meine Ergebnisse und war sehr zufrieden mit der Leistung“, freut sich die derzeitige Nummer 130 der aktuellen FEI Weltrangliste. „Für mich wird das ein großes Erlebnis“, fasst der 34jährige, der gerade seinen Geburtstag beim Hamburger Derby feierte, seine Gefühlslage zusammen.
Noch vor einem Jahr war das noch alles weit weg, sein Leben ein anderes. „Da bin ich auf einem ganz anderen Level geritten.“ Sein Top-Pferd Greatest Boy-H (v. Carrera VDL) hat er erst zwei Jahren unter dem Sattel, die gemeinsamen Anfänge waren schwierig. „Wir sind mit M-Springen angefangen. Damals hätte ich nie geglaubt, dass er einmal auf 5*-Niveau und fast immer Null springen würde. Das war nicht abzusehen.“ Nach dem Sieg bei der Deutschen Meisterschaft änderte sich das rasant. „Wir durften wir beim CHIO Aachen starten, das lief noch nicht so, wie gewünscht, aber auch nicht schlecht“, resümiert Tobi Meyer selbstkritisch.
„Plötzlich ging alles ganz schnell. Mein Sponsor Heinrichs Horses hat mich gefragt, ob ich bei der Longines Global Champions Tour reiten will.“ Der gebürtige Bad Oldesloer, der lange für das Gestüt Sprehe arbeitete, wollte natürlich. „Ich habe gesagt, ich versuche es mal, auch wenn das alles totales Neuland für mich ist.“ Doch dann musste sein „Liebling“ Greatest Boy-H nach einer Kolik-OP pausieren. Zum Glück erholte sich das „Familienpferd“, der manchmal sogar von Meyers dreijähriger Tochter Mia geritten wird, super schnell wieder.
Im Frühjahr standen die ersten Stationen bei der Longines Global Champions Tour und der Global Champions League in Miami und Mexiko an. „Ich habe mich natürlich gefragt, ob das alles so richtig ist, mit dieser Reiserei.“ Es war richtig. Gleich bei seinem Debüt, dem ersten Grand Prix in Miami über 1,60m, konnte sich Tobias Meyer mit Greatest Boy-H den vierten Platz sichern. Der Sieg ging an Katrin Eckermann und Cala Mandia. Ein gelungener Einstieg, auch als neues starkes Team-Mitglied der London Knights.
Und der Weg führt weiter nach oben: Auch wenn Tobi Meyer seinen Deutschen Meister-Titel in Balve, weil er in Sopot startet, in diesem Jahr nicht verteidigen kann. Dafür ist er wieder beim CHIO Aachen am Start. Und dann steht auch noch ein 3*-Nationenpreis in Prag und ein Start bei der LGCT in Paris im Turnier-Kalender.
Zuerst aber feiert er nun seine Premiere beim Longines FEI Nationenpreis der Europe Division 1 in Sopot. Auch wenn er noch nicht in der Startaufstellung für das deutsche Team ist. So etwas kann sich schnell ändern. Das weiß auch Tobi Meyer: „Es macht mich schon stolz, dabei sein zu dürfen, das ist ein super Gefühl. Auch, dass Otto Becker mich jetzt auf dem Zettel hat.“
Und gute Erinnerungen an Sopot hat Otto Becker auch: Im vergangenen Jahr hat der Bundestrainer mit seinem Team Germany mit Christian Kukuk, Marcus Ehning, Maurice Tebbel und André Thieme in Sopot den Nationenpreis gewonnen.