Es ist der Spaß am Reiten, die Lust, der Nervenkitzel der großen Herausforderungen: Da muss selbst der Größte seine eigenen Worte schlucken. Und so hat Ludger Beerbaum beschlossen, seinen Rücktritt vom Rücktritt zu erklären: Wie spring-reiter.de exklusiv erfuhr, wird der erfolgreichste deutsche Springreiter aller Zeiten beim Nationenpreis im britischen Hickstead am Freitag wieder für das Team Deutschland an den Start gehen!
Bundestrainer Otto Becker, dazu von spring-reiter.de befragt, sagte nur: „Ich freue mich darauf!“
Vor vielen Jahren hatte Ludger Beerbaum erklärt, dass er mit 50 Jahren nicht mehr im Sattel sitzen wolle. In einem Monat wird er 59 – man darf damit rechnen, dass auch die zwischenzeitlich verkündete Ziellinie, „nicht mehr mit 60 reiten“ zu wollen, nicht mehr absolut festgezurrt ist.
Nach dem Gewinn der deutschen Mannschafts-Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016, die ganz wesentlich durch seine Nullrunden mit erkämpft wurde, kam die nächste Ziel-Projektion: Einen Monat später, beim Nationenpreisfinale in Barcelona werde sein letzter Auftritt fürs Team Deutschland sein.
Die Entscheidung hat lange gehalten, fast sechs Jahre – aber jetzt ist der alte Leitwolf zurück! Gemeinsam mit seinem alten Kompagnon Marcus Ehning, mit Tobias Meyer, Sven Schlüsselburg und seinem Riesenbecker Vertrauten Philipp Weishaupt wird er in Hickstead an den Start gehen – und eben nicht nur als Einzelreiter oder für sein Global Champions League Team Berlin Eagles, sondern als Nationenpreisreiter für Deutschland!
Auch eine Lady ist sicher Schuld an dieser Rückkehr ins schwarzrotgoldene Team. Sie heißt Mila, genau: Mila 64, ist eine zehnjährige Schimmelstute von Monte Bellini und trägt ihren Reiter von Erfolg zu Erfolg. Im März haben sie zusammen den Grand Prix von Doha gewonnen, sieben Wochen später den Grand Prix von Mexiko. Spaß am Reiten, Nervenkitzel auf dem richtigen Pferd – so etwas kennt eben kein Alter. „Mila ist ein Championats-Pferd, aber nicht mehr mit mir“, versuchte er noch vor einem Jahr sich herauszuwinden.
Ludger Beerbaum muss niemandem mehr seine Sonderklasse beweisen. Vier Olympische Goldmedaillen und einmal Bronze, zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze bei Weltreiterspielen, sechsmal Gold, dreimal Silber, zweimal Bronze bei Europameisterschaften und und und. Inzwischen ist er längst auch erfolgreicher Unternehmer. Wenn er etwas macht, macht er es richtig.
Da kann sich die Springsport-Welt nur noch freuen, dass er sich die Sache mit den Rücktritten noch einmal überlegt hat! John Withaker, der im nächsten Monat 67 wird, lässt sich schließlich vom Alter auch nicht aus dem Parcours drängen.
Für das deutsche Team, das derzeit beim FEI Jumping Nations Cup in der Europe Division 1 auf Platz zwei nach drei Etappen hinter den Niederlanden liegt, ist das bei der letzten Qualifikation fürs Finale in Barcelona die best mögliche Nachricht.
Ludger Beerbaum selbst versucht seinen Nationenpreis-Start in Hickstead herunter zu spielen: „ So kurz vor der WM gab es einen kleinen Engpass an Reitern für den Nationenpreis bei der Longines Royal International Horse Show in Hickstead. Ich stehe für die Teilnahme am Turnier gerne zur Verfügung, weil mir und meinen Pferden der Platz in Hickstead entgegenkommt. Das ist keine große Sache, es ist kein Rücktritt vom Rücktritt. Natürlich freue ich mich, dem deutschen Team bei diesem Turnier aushelfen zu können.“